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Martin Becker, Petr Hruska, Martina Lisa
(Beteiligte)
Irgendwohin nach Haus
Gedichte
Mitarbeit: Becker, Martin; Übersetzung: Lisa, Martina
2019. 148 S. 209 x 141 mm
Verlag/Jahr: EDITION AZUR 2019
ISBN: 3-942375-38-9 (3942375389)
Neue ISBN: 978-3-942375-38-2 (9783942375382)
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Der Engel hat zwar Flügel, muss aber trotzdem mit der Straßenbahn fahren. Die von Müdigkeit gebeutelten Reisenden landen im viel zu schmalen Zimmer an der Autobahnraststätte, gezwungen, sich mit jeder Drehung zu umarmen. Wie zum Trotz erzählen diese Gedichte vom kleinen Glück. Von großer Hoffnung, wo fast nichts mehr zu hoffen ist. Von der Gewissheit, dass nach durchzechter Nacht vielleicht doch ein Weg auf uns wartet: irgendwohin nach Haus. Petr Hruskas Poesie springt mitten hinein ins harte Leben - und beschwört zugleich die zarte Zuneigung der Menschen zueinander.
Die zwielichtige Kneipe, der karge Küchentisch, das schmutzige Grau der Stadt im Winter. Das Schöne schlummert an fast jedem Ort. Man muss nur nach ihm suchen. Denn immerhin, gemacht sind wir aus dem "Sauerstoff und Kohlenstoff uralter Sterne". Wie ein Geschichtenerzähler führt uns Petr Hruska in seiner klaren, lakonischen und eleganten Sprache durch eine ebenso harte wie sehnsüchtige, unerbittliche wie mitleidsvolle Welt. Scharfsinnig im Detail, schwärmerisch in der Beobachtung. Als Kulisse ragen die Fördertürme der gezeichneten Bergarbeiterstadt Ostrava ins Bild. Kraftvolle Poesie von geradezu brutaler Schönheit.
Hruska, Petr
Petr Hruska wurde am 7. Juni 1964 im nordmährischen Ostrava geboren, einem (post)industriellen Monstrum, das unter sich Unmenge von Schwarzkohle birgt. Eine für den Dichter und Literaturkritiker in jeder Hinsicht prägende Stadt. Vor der Wende studierte an der Bergbauuniversität, denn erst nach 1989 durfte er sich frei für ein Literaturstudium entscheiden. Und er stürzte sich vollends in das literarische Leben - wissenschaftlich beschäftigt er sich an der mit der tschechischen Poesie nach 1945, unterrichtet Literatur an den Universitäten Brno, Ostrava und Olomouc, war Mitherausgeber etlicher lang- oder kurzlebiger Literaturzeitschriften, organisierte - manchmal sehr wilde - literarische Veranstaltungen. Mittlerweile sind sieben Gedichtbände erschienen: Obìvací nepokoje (1995, dt. Unruhige Wohnräume), Mesíce (1998, dt. Monate), Vzdycky se ty dvere zavíraly (2002, dt. Die Tür ging schon immer zu), Zelenì svetr (2004, dt. Grüner Pullover), Auta vjízdejí do lodí (2007,
dt. Autos fahren in Schiffe), Darmata (2012), Nevlastní (2017, dt. Stiefsohn) sowie ein ungewöhnliches Prosabuch Jedna veta (2015, dt. Ein Satz). Er wurde mit dem Dresdner Lyrikpreis (1998), Jan-Skácel-Preis (2009) und dem tschechischen Nationalen Preis für Literatur (2013) ausgezeichnet. Neben seiner Poesie schreibt er auch literaturhistorische Texte, ist Autor zweier Monographien wichtiger tschechischer Dichter (Karel Siktanc und Ivan Wernisch), schreibt Essays, Kolumnen und gelegentlich auch Theaterdrehbücher. Seine Gedichte wurde in etliche europäische Sprachen übertragen, machen auch vertont. In den legendären Ostrauer Undround-Passionsspielen verkörpert er den überalterten Christus ... Er lebt mit seiner Frau in Ostrava.