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Elisabeth Büttner, Viktoria Metschl (Beteiligte)

Figurationen von Solidarität


Algerien, das Kino und die Rhythmen des anti-kolonialen Internationalismus
Herausgegeben von Büttner, Elisabeth; Metschl, Viktoria
Neuausg. 2019. 280 S. zahlr. Abb.
Verlag/Jahr: VORWERK 8 2019
ISBN: 3-947238-00-2 (3947238002)
Neue ISBN: 978-3-947238-00-2 (9783947238002)

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Spätestens ab 1962, dem Jahr seiner offiziellen Unabhängigkeit, positioniert sich Algerien eindrücklich in einer Matrix anti-kolonialer Solidaritätspolitik. Das Kino, das schon während der Revolution (1957-1962) vom Herrschaftsinstrument zur widerständigen Waffe im Dienste der Dekolonisierung angeeignet und transformiert wurde, bleibt innerhalb dieser Netzwerke eine mobile Taktik, die den bewaffneten Kampf vertritt und mit einer radikal neuen Ästhetik begleitet.
Diese Bewegungen des sogenannten "Dritten Kinos" zeichnen Figurationen der Grenzüberschreitung, von Algerien ausgehend zu anderen Nationen [u.a. Angola, Guinea-Bissau, Mozambique, Südafrika, Simbabwe], der radikalen "Dritten Welt" jenseits bloßer Rhetorik und My-stifizierung auf. In der vielschichtigen Gegenwart der Filmbilder hält sich die Notwendigkeit der darin gemachten Forderungen wach.
Solidarität als Leitbegriff einer Anordnung von Kollektivität erfährt dann Wendungen, Entwendungen und revolutionäre Anwendungen mittels der Bildstrategien: kollektives Sprechen, Eingriff, Wiederaneignung, "neuer Rhythmus" [Frantz Fanon].
Diese radikale Inanspruchnahme der Bildapparate in Algerien ab den späten fünfziger Jahren erfindet und erschafft ein doppeltes Sehen von materialistischer Konkretion einerseits und grenzenloser Imagination andererseits, welches warnt vor "jedem Ausweg, der nicht Strich für Strich der Freiheit gleicht." [Sarah Haidar]
Der Text- und Bildband "Figurationen von Solidarität" versammelt Beiträge aus den Bereichen Wissenschaft, Musik, Film und graphischer Kunst, die Solidaritätsbegriffe und Konzepte von Gemeinschaft durch die Linse von Bildern in Bewegung hinterfragen. Die Programmatik des Dritten Kinos trifft auf die Kunst des Minoritär-Werdens, historisches Material wie sein Wissen davon auf gegenwärtige Sphären der Motiv-Zirkulation.

Mit Beiträgen von Atef Botros Al Attar, Sudeep Dasgupta, Habiba Djahnine, Rima Djahnine, Rabah Donquishoot & Diaz [MBS], Daho Djerbal, Frantz Fanon [übersetzt von El Hadji Moustapha Diop], Reinhold Görling, Myassa Kraitt, Nawel Louerrad, Petra Löffler, Viktoria Metschl, Marc Rölli, Andreas Schmiedecker, Todd Shepard, Greg Thomas
Büttner, Elisabeth
übte Lehrtätigkeiten an verschiedenen Universitäten und Institutionen aus und war Mitgründerin der Kooperative das kino co-op in Wien. Sie wurde auf die erste österreichische Professur für Filmtheorie an das Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Universität Wien berufen. Ihre gemeinsam mit Christian Dewald verfasste zweibändige Geschichte des österreichischen Films wurde mit dem österreichischen Victor-Adler-Staatspreis für Geschichte sozialer Bewegungen ausgezeichnet.

Metschl, Viktoria
ist als Filmwissenschaftlerin in Wien und Algier tätig. Mit Elisabeth Büttner arbeitete sie 2014 bis 2017 im Rahmen des Projekts ¯Delokalisation, Figuration, Archiv® zu algerischer Filmgeschichte und den Dimensionen politischer Solidarität von Filmbildern. Sie studierte Theater-, Film- und Medienwissenschaft sowie Development Studies in Wien. Vor ihrer Rückkehr ins akademische Feld arbeitete sie als Übersetzerin und Assistentin für Filmproduktionen und im Berei
ch des Rechtsschutzes für Asylsuchende und Flüchtlinge in Algier.