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Jakuta Alikavazovic, Sabine Mehnert
(Beteiligte)
Das Fortschreiten der Nacht
Roman
Übersetzung: Mehnert, Sabine
2019. 256 S. 21.3 cm
Verlag/Jahr: EDITION NAUTILUS 2019
ISBN: 3-9605409-8-1 (3960540981)
Neue ISBN: 978-3-9605409-8-4 (9783960540984)
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Ein Roman über eine asymmetrische Liebe in Zeiten zunehmender Angst
Paul, Sohn eines Maurers aus der Pariser Banlieue, und Amélia, Tochter eines reichen Vaters und einer Mutter, die verschwand, als sie einen Krieg verhindern wollte, tanzen über dreißig Jahre einen Walzer voller Ausweichschritte umeinander.
Beide studieren Architektur - er verdient seinen Unterhalt mit Nachtschichten an der Rezeption eines Hotels, das Amélias Familie gehört und in dem sie lebt. Paul ist fasziniert von ihr. Alles an ihr ist ein Rätsel, ihr Kommen und Gehen, ihr wilder Intellekt, ihre Schönheit sowie die Gerüchte, die sie umgeben. Zunächst konkurrieren sie um die Gunst der Professorin Albers, doch bald entsteht ein nächtliches Liebesverhältnis. Nachts können sich die Parallelen ihrer beider Leben schneiden, nachts kann der Raum zu ihren Gunsten neu vermessen werden.
Doch Amélia verschwindet, unbegreiflich für Paul. Die Stadt und das Leben darin werden indessen zunehmend von Angst geformt. Paul wird reich im Geschäft mit schusssicheren Fenstern, geheimen Räumen und Überwachungstechnik, und die Angst wird auch vor seinem eigenen Leben nicht halt machen. Schließlich erfährt er, dass Amélia damals nach Sarajevo gegangen ist, um ihre Mutter zu suchen. Zehn Jahre später kehrt sie zurück, und eine Tochter wird geboren. Doch niemand entkommt den Phantomen der eigenen Geschichte, die immer von Neuem beginnt.
Elegant, evokativ und mit großem literarischen Feingefühl erzählt Jakuta Alikavazovic von dem, was unwiederbringlich verloren ist. Und von dem, was vielleicht noch gerettet werden kann.
"Jakuta Alikavazovic streift tausend Themen auf einmal, in einer Erzählung auf der Rasierklinge, Funken schlagend, waghalsig, fesselnd und voller Geheimnis."
Télérama
"Jakuta Alikavazovic ist ein seltenes, kraftvolles und einzigartiges Talent."
Le Monde
Sie liebten sich. Das jedenfalls hätte Paul gesagt, das sagte er, er, der nicht mit Geschichten groß geworden war. Bei ihm zu Hause wurde nicht gelesen, und so war er von Romanen verschont geblieben und von dem, was Romane mit jungen Seelen auf der Suche nach Selbsterkenntnis anstellen. Er hatte durchaus Vorstellungskraft und Sinn für andere Wirklichkeiten, aber sein Denken in dieser Hinsicht war eben unbedacht, wild, machtvoll; er fügte die Dinge nicht zu einer großen Erzählung zusammen, und deswegen war er mit seinen zwanzig Jahren Amélia Dehr ebenbürtig oder fühlte sich Amélia Dehr ebenbürtig. Ihre Territorien waren unergründlich. Sie versteckte sich natürlich hinter ihrer romanhaften Aura, ihrer romanhaften Ausstrahlung, sie vereinte in sich die Genre-Klischees, die Mutter tot, der Vater weg, und Geld, all das Geld, das in Büchern oft das wahre Thema ist, ihr verstecktes Thema - Geld zwischen den Zeilen, Geld, das fehlt, Geld, das man begehrt, und Geld, das die Wörter aufs Papier presst - das Geld, ohne das man sie schon früher als verrückt bezeichnet hätte. Früher, oder in einem anderen Tonfall.
Jakuta Alikavazovic wurde 1979 in Paris geboren, ihre Eltern kamen in den 1970er Jahren aus Bosnien und Montenegro nach Frankreich. Sie unterrichtet an der Sorbonne und übersetzt u.a. Ben Lerner ins Französische. Ihr Debütroman ¯Corps volatils® (2007) wurde mit dem Prix Goncourt du premier roman ausgezeichnet. ¯Das Fortschreiten der Nacht® ist ihr vierter Roman. Er erhielt den Prix du Zorba und den Prix Castel du Roman de la nuit und war nominiert für den Prix Médicis und den Prix Femina.