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Dorothee Dziewas, Dani Pettrey
(Beteiligte)
Die Sünden aus der Vergangenheit
Übersetzung: Dziewas, Dorothee
2019. 287 S. 20.5 cm
Verlag/Jahr: FRANCKE-BUCHHANDLUNG 2019
ISBN: 3-9636204-2-0 (3963620420)
Neue ISBN: 978-3-9636204-2-3 (9783963620423)
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Mit seiner Vergangenheit hat Griffin McCray eigentlich abgeschlossen: Nach einem missglückten Einsatz kündigte er seinen Job als Scharfschütze einer Polizeieinheit und arbeitet seitdem als Park Ranger auf den historischen Schlachtfeldern von Gettysburg. Mit der Ruhe ist es allerdings vorbei, als er auf einer seiner Patrouillen eine Leiche entdeckt und die attraktive Dr. Finley Scott die Ermittlungen aufnimmt.
Für die forensische Anthropologin steht schnell fest, dass der Tote erst kürzlich ermordet wurde, allem Anschein nach von einem professionellen Scharfschützen. Als sich ausgerechnet Declan Gray, FBI, und Parker Mitchell, Gerichtsmediziner, in die Ermittlungen einschalten, gerät Griffin vom Regen in die Traufe. Plötzlich steckt er mittendrin in dem Fall und ihm bleibt keine andere Wahl, als sich seiner Vergangenheit zu stellen ...
1. Kapitel
Nebel waberte über dem stillen Hügelkamm und tanzte in unheimlichen Wellen zwischen Jahrhunderte alten Bäumen hindurch, deren verwitterte Stämme die einzigen Hinweise auf die vergessenen Gräber waren, die sich über die Hügel zogen.
Angus Reed schob seine eisigen Finger in die steifen Jeanstaschen. Er trat von einem Fuß auf den anderen, um etwas Wärme in seinen durchgefrorenen Körper zu pumpen. Sein Cousin Ralph schritt langsam und systematisch die Koordinaten ab, die sie zusammengestellt hatten.
Angus warf einen besorgten Blick auf den schmalen Mond, der hinter den Wolken hervorglomm, und flüsterte: "Komm schon. Schein noch ein bisschen weiter."
Es wäre zu riskant, ein anderes Licht als den Mondschein zu benutzen, auch wenn der aufmerksame Ranger heute Abend freihatte. Angus schüttelte den Kopf. Dieser Mann besaß - im Gegensatz zu anderen Rangern - ein unglaubliches Maß an Pflichtbewusstsein und einen scharfen Blick fürs Detail.
Sein Bein zitterte. Die Suche dauerte zu lange. "Und?" Sie hätten es längst finden müssen.
"Schhh", zischte Ralph. "Ich muss mich konzentrieren."
Das Zittern wurde stärker. Dann konzentrier dich schneller.
Über ihnen kreischte eine Eule und Angus spürte, wie sein Herz immer schneller schlug. Er sah, wie der Schatten des Vogels mit dem Mondschein in der dichter werdenden Wolkendecke verschwand.
"Vielleicht sollten wir ein andermal wiederkommen."
Ralphs Suchgerät summte.
Angus lächelte. Er hatte es doch gewusst. Zu viele Männer waren auf diesem Hügel gestorben. Viele von ihnen waren in Massengräbern verrottet und noch mehr waren verschollen - so wie sein Urururgroßvater.
Warum sollten diese Frau und ihre Leute all die Schätze bergen, nur weil sie die offizielle Erlaubnis für die Grabung hatten? Sein Verwandter war gestorben, als er diesen Hügel verteidigt hatte. Warum sollte irgendeine Anthro-Archäologin - oder wie auch immer sie sich nannte - hier auftauchen und stehlen, was den Familien der Verstorbenen gehörte?
Nein. Er würde sich nehmen, was ihm gehörte - ein Stück Geschichte, an der sein Verwandter beteiligt gewesen war.
Am Fuß einer knochigen Eiche stieß der Detektor jetzt ein hektisches Piepsen aus. Angus merkte, wie die Anspannung in seinen Schultern erleichtert nachließ. Es wurde aber auch Zeit.
"Sag ich doch." Ralph kicherte. "Hol die Schaufel und eine Lampe."
Die Wolkendecke ließ ihnen keine Wahl. Sie brauchten Licht zum Arbeiten. Wenn sie die Taschenlampe auf den Boden legten, reichte ihr Lichtkegel hoffentlich nicht so weit.
Angus umklammerte den Stil des Spatens und stach in die Erde. Dreißig Zentimeter tiefer traf die Spitze des Schaufelblatts hörbar auf einen harten Widerstand.
Ralph sah ihm mit einem breiten Grinsen zu. Angus konnte sich nicht erinnern, wann er seinen mürrischen Cousin das letzte Mal hatte lächeln sehen - der Anblick ließ schlagartig Erinnerungen an Pennsylvania aufsteigen, wo sie als Kinder auf dem Land herumgetobt hatten.
Angus zog eine kleine Handschaufel aus seiner Tasche und richtete den Schein der Taschenlampe nach unten, bevor er sich daran machte, den Gegenstand, auf den sie gestoßen waren, auszugraben.
Griffin nahm eine Taschenlampe aus der Schreibtischschublade und steckte sie in seine Gürtelschlaufe. Ihm war es lieber, wenn in der Stille der Nacht nichts als Mondlicht seine Schritte lenkte, aber der Mond war beinahe verschwunden hinter der zunehmenden Schwärze des Himmels. Es sah aus, als würde es bald anfangen zu regnen. Hoffentlich hatte er seine Runde vorher erledigt. Typisch für Hank, dass er an einem kalten und bald sehr nassen Novemberabend heiraten wollte.
Nicht dass es Griffin etwas ausgemacht hatte, die Schichten zu tauschen. Genau genommen war es ihm sogar viel lieber, nach Einbruch der Dämmerung seine Kontrollgänge zu absolvieren, ohne die üblichen Touristengruppen - nur er und die Opfer der Schlachten auf dem berühmten Boden.