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Wilhelm Pevny
Im Kreis
2019. 240 S. 228 x 135 mm
Verlag/Jahr: WIESER 2019
ISBN: 3-9902927-5-7 (3990292757)
Neue ISBN: 978-3-9902927-5-4 (9783990292754)
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Er fährt seit nahezu vierzig Jahren auf der Wiener Ringlinie. Im Lauf der Zeit werden die Fahrgäste zu Bekannten, und die Geschichten, die er sich zu ihnen ausdenkt, stimmen mit der Wirklichkeit oft verblüffend genau überein.
Er beginnt in dieser Welt des Kreisens aufzugehen, Unbekannte werden zu Gefährten, Fremde zu Freunden. Er erlebt, wie Leute, die zueinander passen könnten, sich ständig verfehlen, aber auch, wie sich andere finden, weil sie zum richtigen Zeitpunkt in denselben Wagen eingestiegen sind.
Und das alles findet in einer historischen Umgebung statt, die übersät ist mit Denkmälern und Gedenktafeln - die allerdings, wie er meint, oft den falschen oder zumindest nicht den vielen wirklichen Helden gewidmet sind: zum Beispiel dem Stemmer Zamecnik, der täglich die gehunfähige Frau Peierl vom vierten Stock hinunter und wieder hinaufgetragen hat und keiner Maus etwas zuleide tun konnte, oder dem Apothekergehilfen Gasteiger, der zu arm war, um Medizin zu studieren, aber für die Leute im Bezirk sehr bald "der junge Herr Doktor" war, der sie gratis behandelte und deswegen ins Gefängnis musste. Die Putzfrau Mitzi Wunderer, die den depressiven Herrn Machacek vor dem Selbstmord bewahrte, und Franzi Bittner, der einen Gleichaltrigen aus der Donau gerettet hatte. Überall auf der Route der Linien 1 und 2 befindet sich ein Stück Erinnerung an solche vergessenen Menschen, und er kennt sie alle. Eine solche Welt sei eine bessere als die, welche noch immer die Luegers und Starhembergs verehrt - zum Glück sei deren steinerne nicht die wirkliche, meint er. Aber wer könne schon sagen, was wirklich ist.
"Die Leute glauben wahrscheinlich manchmal, wir sind unfreundlich oder stoisch oder jähzornig. In Wahrheit bewegen wir uns einfach in anderen Sphären. Fahren Sie einmal einen ganzen Tag lang im Kreis, Sie werden sehen, wie das Ihren Geist und Ihre Einstellung zu allem verändert. Alles wird einerseits langsamer und träger, andererseits wissen Sie manchmal nicht, was Wahrheit ist und was Traum. Drittens müssen Sie aber immer den Verkehr, vor allem aber die Fussgänger und Radfahrer im Auge behalten. Und dann ist da ständig das eigene Denken, das man zwar wegdrängen, aber nicht abstellen kann."
Wilhelm Pevny: Geboren 1944 in Wallersdorf (Niederbayern), 1946 Übersiedlung nach Wien - Studium der Theaterwissenschaft, 1967-69 Sprachlehrer in Paris. Theaterstücke u. a. am Akademietheater, Volkstheater Wien und La Mama, New York. Fürs Fernsehen schrieb er gemeinsam mit Peter Turrini die "Alpensaga". In Mosambik drehte er 1985 den Film "Safari. Die Reise". Lebt seit 1989 zurückgezogen in Wien und Retz, arbeitet an Langzeitprojekten. Im Wieser Verlag erschienen: "Palmenland" (2007), "Luft" (2009), "Die Erschaffung der Gefühle" (2013) und "Im Kreis" (2014). 2014 - Literaturpreis der Stadt Wien für sein Lebenswerk.