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Neuerscheinungen 2010

Stand: 2020-01-07
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Susanne Sievers

Die Waffen aus dem Oppidum von Manching


2010. 182 S. m. 62 Taf. 31 cm
Verlag/Jahr: REICHERT 2010
ISBN: 3-89500-754-4 (3895007544)
Neue ISBN: 978-3-89500-754-5 (9783895007545)

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Die rund 800 Waffenfragmente aus dem Oppidum von Manching, die sich auf 300 Jahre Siedlungsgeschichte verteilen, sind aus ganz unterschiedlichen Gründen in den Boden gekommen. Teils handelt es sich um bewusste Deponierungen, teils um Verlustfunde. Sie stammen aus handwerklichen Zusammenhängen oder sind Zeugnisse kriegerischer Handlungen. Ihre auf einer eingehenden Analyse gründende Interpretation trägt wesentlich zur Rekonstruktion der wechselvollen Geschichte der keltischen Siedlung bei.
Die Waffen aus dem Oppidum von Manching haben durch ihre große Zahl seit Beginn der Ausgrabungen in den 50er Jahren große Beachtung gefunden. Sie wurden von Werner Krämer ursprünglich als Zeugen einer Eroberung des Oppidums durch die Römer im Jahre 15 v. Chr. aufgefasst. Nachdem das Ende des Oppidums nach einer länger anhaltenden Diskussion dieser These deutlich vor der römischen Eroberung Süddeutschlands angesetzt worden war, traten andere, schon zuvor gemachte Beobachtungen verstärkt in den Vordergrund: Die Masse der Waffen stammt nämlich nicht aus dem 1., sondern aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. Die Bearbeitung der Waffen macht deutlich, dass sich ihre große Zahl in Manching, etwa 800 Stück, nicht mit einer einzigen Theorie erklären lässt. So werden die großteiligen Waffen des Siedlungszentrums nunmehr mit einer Krisensituation am Ende des 2. Jahrhunderts v. Chr. in Zusammenhang gebracht. Frühe Deponierungen im Umfeld eines Heiligtums treten neben Verlustfunde und Waffenfragmente, die nur in handwerklichen Zusammenhängen oder als Zeugen von Recycling-Vorgängen in einer Spätphase der Siedeltätigkeit zu verstehen sind. Einen besonderen Schwerpunkt bilden die Waffen aus den Deponierungen vom Leisenhartfeld und aus dem Umfeld des zentralen Tempelchens. Erstmals werden die bisher auf mehrere Manching-Bände verstreuten Funde im Zusammenhang abgebildet und auf den Hintergrund ihrer Niederlegung hinterfragt.
Grundlagen dieser Interpretationen sind eine sorgfältige Analyse der Auffindungs- und Erhaltungsbedingungen der Waffen, die Diskussion der Datierungsmöglichkeiten, ihr Verteilungsbild, aber auch typologische Beobachtungen und ein Vergleich mit den Waffen aus den beiden Manchinger Gräberfeldern Hundsrucken und Steinbichel. Darüber hinaus werden Waffen aus anderen gleichzeitigen Siedlungen Europas auf ihre Interpretationsmöglichkeiten hin untersucht. Dabei wird deutlich, dass kaum eine andere Siedlung vergleichbar viele Waffen geliefert hat und letztlich so weit reichende Schlussfolgerungen zulässt.
Die Waffen aus dem Oppidum von Manching tragen somit wesentlich dazu bei, die Geschichte der Siedlung von ihren ersten Anfängen bis zu ihrem Ende zu rekonstruieren. Ein Katalog und eine Konkordanz vervollständigen den Band.
Susanne Sievers

Prof. Dr., 1951, Studium der Vor- und Frühgeschichte, klassischen Archäologie, Kunstgeschichte und Volkskunde in Würzburg, Göttingen, Hamburg und Marburg, dort Promotion 1978 über die mitteleuropäischen Hallstattdolche. Danach Mitarbeit im Heuneburg-Projekt an der Universität Tübingen (Bearbeitung und Publikation der Heuneburg-Kleinfunde), 1981/82 Reisestipendium des Deutschen Archäologischen Instituts, seit 1982 bei der Römisch-Germanischen Kommission in Frankfurt, zunächst als wiss. Referentin für Eisenzeit (Mitarbeit in der Redaktion, Teilnahme an den Ausgrabungen in Alesia und Manching), seit 1994 Zweite Direktorin und Übernahme der Leitung des Manchingprojekts der RGK, seit 2007 Honorarprofessorin an der Goethe-Universität Frankfurt/Main.
Forschungsschwerpunkte: Siedlungsarchäologie und Bewaffnung.