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Matthias Eckoldt
Letzte Tage
Boxerroman
2010. 238 S. 21,5 cm
Verlag/Jahr: DITTRICH, BERLIN 2010
ISBN: 3-937717-43-9 (3937717439)
Neue ISBN: 978-3-937717-43-2 (9783937717432)
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Toni, früher DDR-Landesmeister im Boxen, ist ein erfolgreicher Profitrainer: Er formt aus wütenden jungen Männern zukünftige Champions. Boxen ist Tonis Leben, und so schließt er mit dem undurchsichtigen Box-Manager Bornemeyer einen Vertrag. Zu Tonis hoffnungsvollen Talenten zählt Alex. In kurzer Zeit führt er ihn zum Europameistertitel. Zum Champion aufgestiegen, zeigt Alex allerdings im Kampf gegen seinen Herausforderer Schwäche und gibt ohne Not auf. Neben Alex wirkt Rico wie ein jüngerer Bruder. Toni hat ihn schon als 14-Jährigen in sein Camp und in sein Haus geholt. Rico bringt dem väterlichen Trainer grenzenloses Vertrauen entgegen. Die Wut über den frühen Verlust des eigenen Vaters hat er in seinen Fäusten. Doch dann unterbreitet Bornemeyer - selbst unter Druck - Toni einen unsittlichen Vorschlag: Rico soll in einem spektakulären Schaukampf den haushohen Favoriten Alex herausfordern - Bruder gegen Bruder im Kampf um die Europameisterschaft. Millionen Zuschauer sollen das Duell bei einer Fernsehübertragung verfolgen. Es geht um das ganz große Geld. Toni muss sich entscheiden. Soll er seinen Vertrag hinschmeißen, das Boxen, seine Existenz, aufs Spiel setzen? Oder soll er, wie es Bornemeyer von ihm fordert, den überlegenen Alex auf den ungleichen Faustkampf vorbereiten? Er zaudert. Doch hat der Verrat an sich selbst nicht schon viel früher begonnen? Damals, als sein bester Freund nach dessen Protest gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns aus der DDR in Schwierigkeiten geriet? Der Treuebruch an seinen "Söhnen" wird folgen. Es kommt zum Showdown. Sportliche Werte des Rings, Respekt und Fairness, gelten unter Bornemeyers Ägide nicht. Und Toni hat seine Prinzipien längst im Alkohol ertränkt.
Im Boxerroman von Matthias Eckoldt ist jeder Satz ein Treffer. Seine Worte kommen wie Boxschläge, kraftvoll und präzise, wenn er die Duelle im Ring beschreibt. Die schwitzenden Körper, die jubelnde Menge, die Spannung, bevor der Gong ertönt, die krachenden Haken. Der Autor weiß, wovon er schreibt: Für seinen Roman recherchierte er auch im Sauerland-Boxstall beim mehrmaligen Trainer des Jahres Ulli Wegner und seinen Boxweltmeistern. Bei eigenen Boxversuchen steckte er manchen Treffer ein. Seine Faszination fürs Boxen ist dabei noch gewachsen. Den Ring sieht er als Arena menschlicher Dramen. So erzählt auch Tonis Geschichte weit mehr als den Aufstieg und Fall einer Trainerlegende. Am Schluss des Romans erlöst Matthias Eckoldt den Leser: Kurz vor dem Finish erlaubt er Toni einen allerletzten Akt der Loyalität.
"Niemand will dir im Ring etwas Böses. Deshalb weiß ein guter Boxer weder einen Grund fortzulaufen noch sich zu rächen, sondern nur einen Grund, Deckung und Angriff zu trainieren ..."
Geboren 1964 in Berlin. Studium der Philosophie, Germanistik und Medienwissenschaften. Lebt als Schriftsteller und Dozent in Berlin. 2000 erschien sein Roman ´moment of excellence´, 2007 legte er eine systemtheoretische Abhandlung ´Medien der Macht - Macht der Medien´ vor. 2009 folgte der Erzählband ´Topidioten´. Des Weiteren veröffentlichte er zahlreiche Rundfunk-Essays sowie Hörspiele und lehrt als Schreibdozent an der FU Berlin. Bei einem vierteljährigen Boxtraining studierte er die Einsamkeit des Faustkämpfers im Ring aus der Nähe und stellte zugleich fest, dass ihm die Einsamkeit am Schreibtisch näherliegt.