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Neuerscheinungen 2011

Stand: 2020-01-07
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Stefan George, Ute Oelmann (Beteiligte)

Zeitgenössische Dichter


Hrsg.: Stefan-George-Stiftung, Stuttgart
Mitarbeit: Oelmann, Ute
2011. 161 S. 224 mm
Verlag/Jahr: KLETT-COTTA 2011
ISBN: 3-608-95119-9 (3608951199)
Neue ISBN: 978-3-608-95119-6 (9783608951196)

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"Stefan George, der sicherlich bedeutendste Sprachkünstler deutscher Zunge in den letzten hundert Jahren." Hans-Georg Gadamer

In den Gedichtübertragungen dieser beiden Bände gibt Stefan George der europäischen Lyrik der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine Profilierung, die bis heute unseren Kanon mitbestimmt.
Der Kreis der behandelten Lyriker erstreckt sich von Dante Gabriel Rossetti bis zu Jens Peter Jacobsen, von Paul Verlaine und Stéphane Mallarmé bis zu Gabriele d´Annunzio.

Der Erläuterungsteil von Ute Oelmann und Christoph Perels gibt anhand der Lesarten Einblick in die so ingeniöse wie präzise Übertragungsarbeit des Dichters und die "ursprüngliche reine freude am formen" Stefan Georges.
Jens P. Jacobsen
SEE-STÜCK

Hervor aus des haares rabenschwarzen wolken
Der augen blinkendes zwillingslicht
Strahlend bricht.
Des atemzugs wehungen laue und leise
Über die klippen der schultern der weissen
Sachte gleiten.
Indess gegen kleides spitzenküste
Schwellend sich wälzen die wogenden brüste
Schaumweiss doch stumm.
Ach wenn doch klänge
Schmelzend weich und
Zauberisch mild
Hin zu sich tragendes
Liebe-klagendes
Meerfrauenlied!

Emile Verhaeren
DER SCHREI

An ödem teich wo braunes wasser steht
Hängt an ein schilfrohr sich ein abendstrahl -
Verzweifelt tönt ein schrei ú ein vogelschrei -
Ein schwacher schrei der fern ersterbend weint.
Wie ist er schwach und dünn und scheu und fein ú
Wie er in traurigkeit sich zieht und wiegt ú
Wie er sich dehnt und mit dem weg sich senkt
Und sich verliert am stummen horizont!

Wie seines röchelns takt die stunde schlägt
Und wie in seinem kläglich schwanken ton
Und seinem hinkend leisen widerhall
Die abendschmerzen schüchtern sich beklagen!

Manchmal so leise dass man kaum ihn hört
Besingt er dennoch ohne unterlass
Erloschnen lebens abschied düster zart
Die armen toten und den armen tod.

Den tod der blumen und den tod der falter
Den sanften tod von flügel halm und duft
Der fernen klaren flüge die erstarrten
Und die gebrochen ruhn in gras und moos.
Stefan George, 1868 im hessischen Büdesheim als Sohn eines wohlhabenden Gastwirts geboren, wohnte ab 1873 in Bingen. Nach dem Abitur reiste er durch ganz Europa und studierte dabei Philologie, Philosophie und Kunstgeschichte. In dieser Zeit traf George viele avantgardistische Autoren, in Frankreich die Symbolisten, in England die Präraffaeliten. Ab 1900 lebte er überwiegend in Deutschland, seit 1903 vor allem in München. Die Schwabinger Bohème inszenierte und verehrte George als Dichterfürsten. Aus Protest gegen das Nazi-Regime emigrierte George 1933 nach Minusio bei Locarno. Er starb dort am 4. Dezember des gleichen Jahres, betrauert von seinen Schülern, darunter Klaus Mann und die Brüder von Stauffenberg. Neben Einzelausgaben erscheinen bei Klett-Cotta auch ¯Sämtliche Werke in 18 Bänden®.