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Sybille Bedford, Matthias Fienbork
(Beteiligte)
Jagd auf einen Lebemann
Der Prozess Dr. Ward. Eine Gerichtsreportage
Aus d. Engl. v. Matthias Fienbork
2011. 100 S. 16 Fototaf. 21 cm
Verlag/Jahr: SCHIRMER/MOSEL 2011
ISBN: 3-8296-0543-9 (3829605439)
Neue ISBN: 978-3-8296-0543-4 (9783829605434)
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Die britische Profumo-Affäre von 1963 gehört zu den legendärsten, bis heute nicht völlig geklärten Polit-, Sitten- und Justiz-Skandalen aus der Zeit des Kalten Kriegs. Als tragisches Wetterleuchten bevor London als "Swinging London" zur Welthauptstadt der Popkultur wurde, ist die Affäre durch Filme und Songs dann selbst ein Teil dieser Popkultur geworden.
Zum 100. Geburtstag der großen deutsch-britischen Schriftstellerin Sybille Bedford bringen wir deren luzide, bislang unveröffentlichte Gerichtsreportage heraus - ein juristischer Realkrimi und eine literarische Entdeckung.
John Profumo, britischer Kriegsminister, stürzte über eine Affäre mit dem Callgirl Christine Keeler, die gleichzeitig ein Verhältnis mit einem sowjetischen Marineattaché hatte. Schillernder Hintermann dieser Revolvergeschichte, in der es um Sex und Drogen, Poolparties und Parlamentarier, Meineide und Messerstechereien, britische Aristokratie und westindische Halbwelt, Politik, Spionage und Geldgier geht, war der Society-Osteopath, Portraitmaler und Gelegenheitsreporter Dr. Stephen Ward (1912-1963).
Mahatma Gandhi, Winston Churchill, Ava Gardner, Mel Ferrer, Lord Astor und Douglas Fairbanks jr. zählten zu seinen illustren Patienten. Er hatte Mitglieder der Royal Family portraitiert und für den Daily Telegraph über den Eichmann-Prozess berichtet. Im Zuge der Profumo-Affäre wurde er 1963 in einem umstrittenen Sensationsprozess wegen Zuhälterei angeklagt und starb am Vorabend des letzten Prozesstags an einer Überdosis Schlaftabletten.
Sybille Bedford (1911-2006) beschreibt in Jagd auf einen Lebemann mit unbestechlichem Menschenblick und der ihr eigenen schriftstellerischen Brillanz, wie Politik, Justiz und Presse einen unliebsam gewordenen Mann mit zwielichtigen Zeugen, prozessualen Finessen und geschickt lancierten Berichten zu Fall bringen. Ihre engagierte Reportage über den ´öffentlichen, allzu öffentlichen Prozess´ schließt mit der Frage: ´Was war der Grund für die gnadenlose Verfolgung von Dr. Ward und warum verfing sie? Wenn wir hartnäckig genug fragen, werden wir ein paar Antworten bekommen. Der Rest darf nicht Schweigen sein.´
Sybille Bedford, geb. 1911 in Berlin als Tochter des Barons von Schoenebeck und seiner englischen Gattin, wuchs in Deutschland, England, Italien und Frankreich auf. Als junges Mädchen lebte sie mit ihrer Mutter und derem zweiten, italienischen Ehemann an der Cote d´Azur, dem Zufluchtsort für viele europäische Künstler und Intellektuelle der Zeit. Alle ihre Romane und Reiseerzählungen schöpfen aus dem reichen biographischen Hintergrund. Sybille Bedford hat außerdem viele Jahre als Gerichtsreporterin berühmten Prozessen beigewohnt und darüber für ´Esquire´ und ´Life´ berichtet. Die Autorin ist am 17. Februar 2006 in London gestorben. Ihre Autobiographie, mit dem Titel ´Quicksands´ 2005 in den USA und in England erschienen, wurde von der angelsächsischen Presse enthusiastisch gefeiert.