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Neuerscheinungen 2011

Stand: 2020-01-07
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Walle Sayer

Zusammenkunft


Ein Erzählgeflecht
2011. 223 S. 19,5 cm
Verlag/Jahr: KLÖPFER & MEYER VERLAG 2011
ISBN: 3-86351-009-7 (3863510097)
Neue ISBN: 978-3-86351-009-1 (9783863510091)

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Die "Zusammenkunft", sein dichtes Erzählgeflecht aus 25 Jahren, vereint Frühes, lange Vergriffenes, Bearbeitetes - und bislang noch nicht Erschienenes zu einer wundervollen Sammlung. Ein Vademecum der Jahre 1986 bis 2011.
Wenn Walle Sayer erzählt, dann werden die Übergänge zwischen Prosa und Poesie fließend. Ganz gleich, worüber er schreibt, es geht ihm um den einen poetischen Augenblick, in dem alles aufgehoben ist, um den er seinen Erzählkreis ziehen kann.

Schreibend findet er sich weniger im Neuen, Spektakulären, noch nie Gesagten, sondern er steht an, das Besondere am Alltäglichen zu entdecken, Altbekanntes, Randständiges, Gewesenes so wahrzunehmen, als sähe er es immer wieder zum ersten Mal.

Der Ausschnitt, das Fragment, die Eingrenzung: bei ihm wird es zu einem selbstgezogenen Kreis, zum Brennpunkt, zum Fokus, durch den hindurch er genauer und schärfer, aber auch nachhaltiger und milder sehen kann auf all das, was uns umgibt und umgab.

Wintermärchen

"Die Schneewehen am Rand der Landstraßen hatten die Höhe von Hirtenstäben. Tannenbäume knickten um unter der Last des Neuschnees. Man umwickelte die Wasserleitungen mit Lumpen, streute Asche auf die vereisten Schwellen, schlug mit Bohnenstangen die Eiszapfen von der Dachrinne und bahnte sich morgens bis abends den Weg frei zum Holzschopf. Am hellichten Tag kamen die Mäuse aus ihren Löchern. Im Dachgebälk erfroren die Holzwürmer. Draußen vorm Dorf mußte der Totengräber mit dem Pickel arbeiten. Mit Zottelkappe und Wollschal gingen wir zu Bett, Dachlawinen verschütteten unsere Schneemänner. Es war unser fünfter Winter. Damals noch versanken wir in den Fußstapfen der Väter." (1992)

Reiserückruf

"Daheimgebliebenheit, die in weitem Bogen, unter einem blaubeschallten Himmel, in gegangenen Flugstunden, das Dorf umrunden wird, mit einem Fernweh nach mir selbst, der ich jetzt hier sitze und diesen alten Mann ansehe, der auf keine Durchsagen achtet, die Halle rastlos auf und abgeht, und dabei etwas wie einen Koffer, aus dem ein Hemdzipfel schaut, herzieht hinter sich." (2002)

Die Knüpftechnik der Mitternacht

"Während der Nachtbus mit einer Leerfahrt unterwegs ist, stehen Ehemänner im Schlafanzug rauchend auf Balkonen, vernimmt eine Fledermaus die Lautstärke einer Lichthupe, sucht auf der nächsten Dorfdisco jemand nach einer Salome, zeigt ein Alkomat nichts als an: daß du Melancholiker bist, schnürt irgendwo ein Füchslein durch eine Fußgängerzone." (2010)
1960 in Bierlingen bei Tübingen geboren, lebt und schreibt in Dettingen bei Horb. Bei Klöpfer & Meyer erschienen von ihm die preisgekrönte Prosa "Kohlrabenweißes" (1995, 2. Aufl. 2001), sein vielgelobter Gedichtband "Irrläufer" (2000), seine feinen Miniaturen und Notate "Von der Beschaffenheit des Staunens" (2002), der Gedichtband "Den Tag zu den Tagen" (2006) und zuletzt seine erfolgreichen Aufzeichnungen und Prosagedichte "Kerngehäuse. Eine Innenansicht des Wesentlichen" (2009). Walle Sayer erhielt (außer glänzenden Kritiken) namhafte Stipendien und Auszeichnungen, u.a. den Thaddäus-Troll-Preis, den Förderpreis zum Hölderlinpreis der Stadt Bad Homburg, den Berthold-Auerbach-Preis, den Förderpreis der Hermann-Lenz-Stiftung sowie den Ludwig-Uhland-Förderpreis.