Neuerscheinungen 2011Stand: 2020-01-07 |
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Roland E. Koch
Dinge, die ich von ihm weiß
Roman
2011. 240 S. 210 mm
Verlag/Jahr: DITTRICH, BERLIN 2011
ISBN: 3-937717-69-2 (3937717692)
Neue ISBN: 978-3-937717-69-2 (9783937717692)
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Maria ist eine Bauerntochter und 1933 bekommt sie als junge Frau die Stelle der Haushälterin beim Bischof von Münster, Clemens August von Galen. Sie sorgt für den großen Mann und er führt sie an Bücher und Sprachen heran, an die Kultur. Nach und nach entdeckt Maria die menschlichen Seiten des Bischofs, seine Schwächen und Ängste, auch die Einsamkeit seiner Stellung. Er braucht sie.
In einer überraschenden Begegnung wird die Liebe zwischen den beiden entfacht. Maria bringt eine gemeinsame Tochter zur Welt, die sie auf dem Hof ihres Bruders ver stecken muss. Die Nationalsozialisten machen von Galen das Leben schwer, er wird angegriffen und gedemütigt, während Maria versucht, ihr Leben und ihre Liebe zwischen der Tochter auf dem Hof und dem Haushalt in Münster aufzuteilen. Unter dem zunehmenden politischen Druck, bei dem die Kirche drangsaliert wird und Zweifel am Glauben aufkommen, hält von Galen seine berühmten drei Predigten gegen die Nazis. Doch der Tiefpunkt steht noch bevor. Kurz nachdem er später zum Kardinal geweiht wird, stirbt er überraschend. Und Maria, sie wird noch ein neues Leben beginnen.
Über zwanzig Jahre nach von Galens Tod erinnert sich Maria an die bewegte Zeit zwischen 1933 und 1946. In ihren Aufzeichnungen kann die starke Frau die ganze Wahrheit erzählen über ein Leben voller Höhen und Tiefen, in dem das Politische das Private bestimmt hat und doch die Hoffnung auf ein anderes Leben nicht verlorenging.
Raffiniert stellt Roland E. Koch dem "Löwen von Münster" eine erfundene Figur zur Seite und dokumentiert dessen Größe und Tragik in einer Nahaufnahme. Vor allem aber erzählt er eine ungewöhnlich berührende Liebesgeschichte und nähert sich der historischen Figur auf neue faszinierende Weise.
Ich hatte Hitler gehört und Goebbels und all die anderen, und ich wusste aus der Wochenschau, wie sie das machten, die Leute faszinieren und mitreißen. Nichts davon bei Clau, er stand fast ohne Stimme, fast ohne geläufige Sätze, nur seine Figur, sein Aufrechtstehen ließ die Leute ihm glauben, ihm vertrauen. Er brauchte nie zu schreien. Er brauchte bloß dort oben auf der Kanzel zu stehen und ein wenig die Hände zu erheben, das überzeugte mehr als alles andere, dass er es ehrlich meinte, dass er das Gute kannte, dass er wusste, was zu ergreifen war und was zu fliehen, wie Goethe es ausgedrückt hat in dem Buch, das Clau mir geschenkt hat.
Roland E. Koch: Geboren 1959 in Hagen. Promovierte über Heimito von Doderer und lebt mit seiner Familie als freier Schriftsteller in Köln. Er veröffentlichte u. a. zahlreiche Kurzgeschichten, den Erzählband ´Helle Nächte´ (1995) sowie die Romane ´Das braune Mädchen´ (1998), ´Paare´ (2000), ´Ins leise Zimmer´ (2003), ´Ich dachte an die vielen Morde´ (2009) und ´Unter fremden Himmel´ (2010). 2002 gab er die Anthologie ´Der wilde Osten. Neueste deutsche Literatur´ heraus. Für sein Werk wurde er vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Bettina-von-Arnim-Preis. Koch schreibt für Rundfunk und Zeitungen, war Gastprofessor am Deutschen Literaturinstitut Leipzig, Lehrbeauftragter an der Universität Hildesheim und unterrichtet seit 2008 Kreatives Schreiben an der Universität Siegen.