Neuerscheinungen 2011Stand: 2020-01-07 |
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Stefanie Aufleger
Das reizende Mädchen
Eine Missbrauchsgeschichte und ihre Aufarbeitung - Erzähldokumentation
2011. 287 S. 22 cm
Verlag/Jahr: MIG TEXT & BUCH 2011
ISBN: 3-9814616-8-1 (3981461681)
Neue ISBN: 978-3-9814616-8-8 (9783981461688)
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Friedas Hände zittern. Sie ringt um Fassung. Denn sie war das Mädchen, das Karl Blumberger 14 Jahre lang sexuell missbraucht hat. Sie war die Frau, die die erfolgreiche Karriere des angesehenen CDU-Politikers durch ihre Anzeige jäh beendete. Und sie ist die Frau, die als Einzige die wahre Geschichte kennt
In ebenso mitfühlenden wie provozierenden Interviews, in ebenso direkten wie unverblümten Schilderungen dokumentiert die Journalistin Stefanie Aufleger den Fall eines jahrelangen Missbrauchs.
Als Frieda vier Jahre alt ist, lässt ihre Mutter sie zum ersten Mal mit Karl Blumberger allein, ein Freund der Familie und als CDU-Politiker ein bekannter und angesehener Mann. Er kann dem Reiz des Mädchens nicht widerstehen. Regelmäßig kommt es in der CDU-Geschäftsstelle zu Übergriffen. Blumbergers Neigung ist bekannt, an Mahnungen fehlt es nicht. Wie konnte der Missbrauch trotzdem über Jahre hinweg geschehen? Und wie konnte Blumberger gleichzeitig Täter und großväterlicher Freund sein?
Stefanie Aufleger begleitet Frieda Hornung durch alle Höhen und Tiefen des Aufarbeitungsprozesses. Ein Buch über das Wegschauen, die Heuchelei und die Mitschuld der Gesellschaft. Eine tapfere und mutige Konfrontation mit dem Ungeheuerlichen - ergreifend, authentisch, schonungslos, wütend machend.
Mitten im Konferenzraum steht die Liege, auf der sich der Bundestagsabgeordnete ausruht, wenn er im Wahlkreis unterwegs ist. Donnerstags hat die Liege noch eine andere Funktion, auch an diesem Donnerstag. Wieder einmal ist Karl mit Frieda allein in der CDU-Geschäftsstelle.
Karl zieht sich aus - bis auf Schuhe und Socken. "Komm zu mir", sagt er zu Frieda. Sie nähert sich ihm langsam. "Los, Frieda. Du kennst doch unser Spiel. Zieh dich aus!"
Karl versucht erneut, seine Zunge in Friedas Mund zu stecken. "Bäh!", schreit sie und hämmert mit ihren kleinen Fäusten auf seinem Kopf herum. "Hör auf! Bäh!" Karl kitzelt sie unter der Decke "Aufhören!", schreit Frieda und strampelt solange, bis er sie endlich loslässt. Frieda reißt sich die Decke vom Kopf und rollt vom Tisch. "Ich will nicht mehr spielen", sagt sie mit einem grimmigen Gesicht. "Ich will nach Hause!""Jetzt guckt meine kleine Prinzessin aber ganz böse.", brummt Karl. Er versucht, sie wieder einzufangen, doch Frieda entwischt ihm. Die Verfolgungsjagd durch das Büro beginnt."Karl hat Recht: Wir hatten auch schöne Zeiten. Es ist auch immer die Frage: Welche Alternativen boten sich mir als Kind? ... Ich bin freiwillig hingegangen. Er war nicht das Monster. Er war nicht der Mann, der mich von morgens bis abends misshandelt hätte. Ich habe ihn geliebt Er war für mich ein Freund. Bei ihm hatte ich die Freiheiten,die ich zuhause nie hatte. Bei ihm durfte ich einfach Kind sein. Bei ihm die Aufmerksamkeit und Liebe, die ich zuhause nicht fand Ich sehnte mich nach Liebe und Freiheit. Das hatte seinen Preis."