Wie kaum ein zweiter Regisseur hat Robert Gardner mit Filmen wie "Dead Birds" (1964) und "Forest of Bliss" (1986) das Dokumentarische mit einer poetischen Formensprache verbunden. Dies trug ihm vehemente Kritik unter Anthropologen vor allem in den USA ein. Der ´Fall Gardner´ wurde zum Brennpunkt der Debatten um die Möglichkeiten des ethnographischen Films und seiner Wissenschaftlichkeit überhaupt.
Susanne Gupta und Norbert M. Schmitz deuten "Forest of Bliss" und Gardners Gesamtwerk erstmals systematisch als das eines Künstlers, ohne den Blick auf das Dokumentarische zu verlieren. Das Oeuvre ist wegweisend für eine Dokumentarfilmästhetik jenseits der alten Gegenüberstellungen von Objektivität und Selbstreflexivität und eröffnet eine neue ´Poetik des Wirklichen´. Mit dem Meisterwerk "Forest of Bliss" über das Leben und Sterben in der heiligen Stadt der Hindus Benares radikalisierte er das Konzept einer humanistisch begründeten Verbindung künstlerischer Subjektivität mit einer sensiblen Beobachtung anderer Kulturen. Der Film ist ein filmisches Gedicht (cine-poem) und zugleich eine subtile Reflexion des Fremden einer mythologischen Welt. - Ein aktuelles Interview mit dem Regisseur zeigt ihn gleichermaßen als Experimental- wie Dokumentarfilmer.
Das Buch entstand im Rahmen eines Forschungsprojektes der Muthesius Kunsthochschule in Kiel.Norbert M. Schmitz ist Professor für Ästhetik mit dem Schwerpunkt Medien- und Filmwissenschaft an der Muthesius Kunsthochschule Kiel. Susanne Gupta ist freie Autorin und Filmwissenschaftlerin.