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Michael Affolter
Mündlichkeit im literarischen Dialog epischer Texte
Einführung des Konzeptes der Mündlichkeitsintensität im Dienste der kontrastiven Linguistik und der literarischen Analyse
2012. 312 S. m. zahlr. farb. Abb. 210 mm
Verlag/Jahr: IBIDEM 2012
ISBN: 3-8382-0314-3 (3838203143)
Neue ISBN: 978-3-8382-0314-0 (9783838203140)
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Michael Affolter verfolgt in seiner Studie ein dreifaches Ziel:
- Er will in der Auseinandersetzung mit KOCH/OESTERREICHERS Nähe-Distanz-Modell die Dimension der Rezeption berücksichtigen.
- Er leistet einen Beitrag zur Systematisierung des Konzepts der Mündlichkeit im Schriftlichen.
- Er entwickelt im Umfeld des literarischen Dialogs und dessen Übersetzung analytische und methodologische Verfahren, die zu einem tieferen Verständnis dieses Umfeldes führen.
Im ersten Teil bietet der Autor einerseits eine Darstellung des Forschungsstands zum Thema Schriftlichkeit-Mündlichkeit. Dabei erweitert der Autor das Modell von Koch/Oesterreicher, indem er die Rezeption der hergestellten Nähe als wichtige zusätzliche Dimension mit einbezieht. Andererseits bietet er dabei eine umfassende Begriffsbestimmung der literarischen Mündlichkeit und benachbarter Bezeichnungen wie fiktiver, fingierter, konstruierter, sekundärer, prototypischer, synchronischer, elaborierter Mündlichkeit.
Im zweiten Teil wendet sich der Autor dem literarischen Dialog zu: Nach einer Zusammenfassung des Forschungsstandes werden die einzelnen Techniken und Instrumente besprochen, die im literarischen Dialog zur Herstellung von Mündlichkeit Verwendung finden: Phonologische, syntaktische, lexikalische oder auch suprasegmentale Sprachmittel, wobei er am Beispiel der Interjektionen eine quantitative Analyse durchführt.
Im Folgenden zeigt er die Möglichkeiten und Grenzen einer quantitativen Erfassung von Oralitätsindikatoren auf und stellt einen von ihm entwickelten Wirksamkeitskoeffizienten für Oralitätsindikatoren zur Diskussion.
Die erarbeiteten Konzepte finden im letzten Teil schließlich eine exemplarische Anwendung: Am Beispiel ausgewählter Textstellen wird sowohl quantitativ als auch qualitativ überprüft, wie Übersetzer mit den Mündlichkeitsmerkmalen in Giovanni Vergas Novellen Rosso Malpelo u. a. umgegangen sind. Dieser letzte Abschnitt illustriert, wie die theoretischen Erkenntnisse der Arbeit für die konkrete Übersetzungstätigkeit fruchtbar gemacht werden könnten.
Das im Rahmen der Studie entworfene Modell kann aber auch im literaturwissenschaftlichen Umfeld zur Anwendung kommen, wenn im Zuge von Textanalysen überprüft werden soll, inwiefern die vom Autor verwendeten mündlichkeitsmimetischen Äußerungen in Figurenreden kohärent und konstant Sprecheigenschaften einer bestimmten Romanfigur darstellen.
Die Arbeit ist nicht zuletzt ein Beitrag zur Analyse der Wechselbeziehung zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit, besonders im Bereich der herkömmlichen Diskussion über die Gestaltung einer Grammatik der schriftlichen Mündlichkeit.
Michael Affolter, 1965 in Lugano (Schweiz) geboren, arbeitet als Gymnasiallehrer für Deutsch als Fremdsprache am Liceo di Lugano I sowie am Liceo Diocesano di Breganzona. Zurzeit arbeitet er an dem Berner Universitätsprojekt DaF in der französisch-und italienischsprachigen Oberstufe mit.