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Franz Grillparzer
Selbstbiografie
2012. 160 S. 210 mm
Verlag/Jahr: EUROPÄISCHER LITERATURVERLAG 2012
ISBN: 3-86267-493-2 (3862674932)
Neue ISBN: 978-3-86267-493-0 (9783862674930)
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Der Wiener Schriftsteller und Dramatiker Franz Grillparzer (1791-1872) war der bedeutendste österreichische Autor des 19. Jahrhunderts. Selbstbiografie ist die von Grillparzer selbst verfasste Geschichte seines Lebens. Anhand zahlreicher Anekdoten schildert er seine Kindheit und Jugend, die Zeit als Student der Rechtswissenschaften an der Wiener Universität und sein Wirken als Lehrer und Beamter. Im Zentrum aber steht die Beschreibung der schriftstellerischen Tätigkeit: Er sinniert über seine Bedeutung als Autor, die inhaltlichen und formalen Bedingungen seiner Werke sowie das zeitgenössische literarische Umfeld. Einer der interessantesten Abschnitte ist wohl der Bericht über seine Deutschlandreise, auf der er unter anderem auf Goethe, Hegel und Tieck trifft.
Obwohl die Lebensgeschichte leider unvollständig bleibt, sie endet im Jahr 1853, als Grillparzer 62 Jahre alt ist, zählt dieser Text zu den interessantesten Biografien, die in der deutschsprachigen Literatur des 19. Jahrhunderts entstanden sind. Ergänzt wird sie durch eine Rede Hugo von Hofmannsthals, welche dieser anlässlich einer deutschen Grillparzer-Gedenkfeier im Mai 1922 hielt.
Franz Grillparzer, 15.1.1791 Wien - 21.1.1872 ebd., Sohn eines Wiener Rechtsanwalts arbeitete nach Abschluss seines Jurastudiums (1807-11) zunächst als Privatlehrer, war dann Praktikant an der Hofbibliothek und hatte von 1813 an verschiedene Beamtenstellen inne (Hofkammer, Finanzministerium); von 1832 bis zu seiner Pensionierung als Hofrat 1856 amtierte er als Direktor des Hofkammerarchivs. 1816 lernte er Joseph Schreyvogel, den Direktor des Burgtheaters, kennen, der zu seinem wichtigsten Förderer wurde und 1817 ´Die Ahnfrau´, 1818 ´Sappho´ mit großem Erfolg aufführte. Nach dem Suizid seiner Mutter unternahm G. 1819 eine Italienreise; das nach seiner Rückkehr in einem Almanach 1821 veröffentlichte Romgedicht ´Campo vaccino´ brachte ihm mit der Gegenüberstellung von großer Vergangenheit und ´neuer, flacher Zeit´ den Ruf des Radikalismus ein und sorgte damit auch für künftige Zensurprobleme. Weitere Reisen führten ihn nach Deutschland (1826, 1847), Paris und London (1836) sowie Kons
tantinopel und Athen (1843). 1861 wurde er zum Mitglied des österreichischen Herrenhauses auf Lebenszeit ernannt. Nach dem Misserfolg seines Lustspiels ´Weh´ dem, der lügt!´ (UA 1838), zog sich G. vom Theater zurück; seine späten Stücke wurden erst postum veröffentlicht. G.s Dramatik verbindet Momente des spanischen Barocktheaters, der Wiener Theatertradition und der Weimarer Klassik, ohne die Spannungen zwischen zeitenthobener Ordnungsvorstellung und geschichtlicher Veränderung bzw. neuzeitlichem Subjektivismus verleugnen zu können. Er versuchte sich in den verschiedensten dramatischen Gattungen - Schicksalstragödie, Künstlerdrama, Besserungsstück, Traumspiel, Geschichtsdrama, Liebestragödie -, nahm deren Traditionen auf und erweiterte zugleich ihre Ausdrucksmöglichkeiten durch eine psychologisierende Charakterdarstellung und die Einbeziehung der Widersprüchlichkeit der Erfahrungen der Moderne. Gerade aus seinem Konservatismus heraus griff er die Degeneration des habsburgischen H
errscherhauses an, so wie er andererseits nach anfänglicher Bejahung der Revolution von 1848 durch diese den Zerfall des Staates durch separatistische Tendenzen befördert sah. Die Widersprüchlichkeit, die er sich selbst in seinen autobiographischen Schriften und Tagebüchern zuschrieb, und die Problematik der künstlerischen Existenz unter dem Regime Metternich reflektiert - vieldeutig - die Erzählung ´Der arme Spielmann´.