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Neuerscheinungen 2012

Stand: 2020-01-07
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Christoph Eger

Spätantikes Kleidungszubehör aus Nordafrika


Trägerkreis, Mobilität und Ethnos im Spiegel der Funde der spätesten römischen Kaiserzeit und der vandalischen Zeit
2012. 456 S. m. Abb. auf 23 s/w- und 4 Farbtafeln. 29.7 cm
Verlag/Jahr: REICHERT 2012
ISBN: 3-89500-912-1 (3895009121)
Neue ISBN: 978-3-89500-912-9 (9783895009129)

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Die Untersuchung gibt erstmals einen umfassenden Einblick in den Bestand an Kleidungszubehör, v.a. Fibeln und Gürtelschnallen, aus dem spätantiken Nordafrika. Im ersten von zwei Teilen werden die Funde der jüngsten Phase römischer Herrschaft und die der anschließenden vandalischen Zeit vorgelegt - ein Großteil davon bislang unpubliziert. Außer Aspekten der Chronologie und der geographischen Fundverteilung dieser für die Provinzialrömischen und die Frühgeschichtliche Archäologie äußerst wichtigen Fundgruppe stehen Fragen zum Trägerkreis und der kulturellen Identität der Träger im Mittelpunkt der Arbeit.
Im metallenen Kleidungszubehör, einem wichtigen Bestandteil der Kleidung, spiegeln sich soziale Identitäten. Besonders Fibeln und Gürtelschnallen dienten in der Spätantike als "Blickfang", der wesentlich zur Rangbestimmung und Repräsentation des Trägers beitrug. Sie konnten darüber hinaus die kulturelle Selbstzuordnung und das christliche Bekenntnis des Trägers zum Ausdruck bringen. Der Gürtel galt als Zeichen der Rechtsfähigkeit und bildete seit tetrarchischer Zeit als cingulum militiae ebenso wie der von einer besonderen Fibel zusammengehaltene Mantel (paludamentum, chlamys) einen integralen Bestandteil der zivilen wie militärischen Amtstracht. Aus Nordafrika waren Funde von spätantikem Kleidungszubehör bislang kaum bekannt, was mit dem generell unbefriedigenden Publikationstand von Kleinfunden im südlichen Mittelmeerraum zusammenhängt. Im Rahmen einer Habilitationsschrift an der Universität München ist nun erstmals das einschlägige Fundmaterial zusammengestellt und ausgewertet worden. Im Mittelpunkt steht der Sammlungsbestand des Archäologischen Nationalmuseums von Karthago, der um Funde aus verschiedenen Museen des östlichen Algerien und westlichen Libyen (u. a. Djemila, Timgad und Sabratha) ergänzt werden konnte. Der erste des auf zwei Bände angelegten Werkes beinhaltet die Funde der spätesten römischen Kaiserzeit und der vandalischen Zeit (um 400 bis mittleres 6. Jahrhundert n. Chr.). Nur zum kleineren Teil handelt es sich bei den rund 190 Objekten um geschlossene Grab- oder stratitifizierte Siedlungsfunde. Die Mehrheit bilden Altfunde, die zumeist ohne bekannten Kontext geborgen wurden, aber wegen ihrer formenkundlichen Vielfalt und ihrer Anzahl von großer Bedeutung sind. Neben einer ausführlichen formenkundlich-chronologischen Analyse, die den regionalen und überregionalen Zusammenhang des Fundmaterials aufzeigt, nimmt die weitere Auswertung Fragen zum Trägerkreis und seiner kulturellen und ethnischen Zuordnung in den Blick. So wird untersucht, inwieweit sich im Kleidungszubehör die tiefgreifenden Veränderungen widerspiegeln, die Nordafrika mit dem Ende der weströmischen Herrschaft und der Errichtung des vandalisch-alanischen regnum erlebte. Expliziert wird dabei auf die seit einigen Jahren geführte Kontroverse eingegangen, ob eine Reihe von Grabfunden primär als vandalisch oder aber als Mode der spätrömischen Militäraristokratie gelten müssen. Abschließend werden die siedlungsgeschichtlichen Aussagemöglichkeiten des vandalenzeitlichen Kleidungszubehörs behandelt.
Christoph Eger studierte von 1987 bis 1997 Vor- und Frühgeschichte, Klassische Archäologie und Alte Geschichte in Bonn, Mainz und München und schloss sein Studium mit einer Dissertation über die jüngere vorrömische Eisen- und römische Kaiserzeit in Norddeutschland ab. Nach einem Museumsvolontariat und dem vom Deutschen Archäologischen Institut verliehenen Reisestipendium arbeitete er von 2001 bis 2006 als wissenschaftlicher Referent an der Abteilung Madrid des Deutschen Archäologischen Instituts. 2009 habilitierte er sich mit einer Arbeit über spätantikes Kleidungszubehör aus Nordafrika an der Universität München, wo er seit 2010 als Privatdozent tätig ist. Zur Zeit forscht er an der Orient-Abteilung des Deutschen Archäologischen Instituts über spätantiken Grabbrauch im Nahen Osten.