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Neuerscheinungen 2012

Stand: 2020-01-07
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Annmarie Weber

Westend


Mit e. Nachwort v. Robert Weber
2012. 318 S. 21,5 cm
Verlag/Jahr: AVIVA 2012
ISBN: 3-932338-52-9 (3932338529)
Neue ISBN: 978-3-932338-52-6 (9783932338526)

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April 1945: Die 27-jährige Elsa Lewinsky ist alleine in der großbürgerlichen Wohnung ihrer Eltern im Berliner Westend zurückgeblieben und wartet auf das Kriegsende. Der Einmarsch der Russen steht kurz bevor, doch die Zukunft ist ungewiss. Elsa ist eine Einzelkämpferin, die trotz der Schrecken um sie herum mit Mut und Hoffnung nach vorne schaut. In lakonischem Stil und mit scharfer Beobachtungsgabe beschreibt Weber die alltäglich gewordenen Erfahrungen von Hunger, Angst, Vergewaltigung und der Auseinandersetzung mit den Alliierten im besiegten Berlin. Dabei entwirft sie ein präzise gezeichnetes Psychogramm der verschiedenen Typen und Charaktere, ohne jedoch zu werten.
Gegen Morgen lief Fräulein Lewinsky in die Wohnung hinauf und legte im Herd Kohlen nach. Der Dörrkohl war noch immer hart. Sie ängstigte sich vor dem Hunger, der nun folgen würde. Vorsichtig sah sie aus dem Küchenfenster, und bei dem Anblick einen lehmbraun uniformierten Mannes, der über die Hofmauer kroch, war ihr, als erlebe eine andere Person, die ihr sehr vertraut war, jetzt eine Art Explosion in Hirn und Adern; als brächen jenem anderen Menschen vor Stauen und Sensationsfieber die Augen, in weißer Helligkeit, unter dem Schmettern eines Hornes, dem Trommeln eines Nachrichtenveründers, der ergriffenen Stimme eines Reporters: Der Feind ist da!
Annemarie Weber wurde 1918 in Berlin geboren. Sie arbeitete als Buchhändlerin und nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges von 1945 bis 1948 als Dolmetscherin bei der britischen Militärregierung in Berlin. Anschließend war sie als Journalistin unter anderem für den Rundfunk im amerikanischen Sektor (RIAS), als Redakteurin bei der Berliner Morgenpost, als Lektorin und als Schriftstellerin tätig. Seit den 1960er Jahren veröffentlichte sie zahlreiche Kurzgeschichten und Romane. Die zentralen Themen ihres Schaffens fand sie im Berlin der Vor- und Nachkriegszeit und im Leben der emanzipierten Frau. _1962 erhielt Annemarie Weber den Literaturpreis Junge Generation Berlin. Ihren großen Durchbruch als Schriftstellerin erlangte sie jedoch 1966 mit dem viel gelobten Roman "Westend". 1955 heiratete Weber in zweiter Ehe den Schriftsteller Rudolf Lorenzen (geb. 1922). Lorenzen und Weber führten eine offene Beziehung und avancierten zum Glamour-Paar der West-Berliner Boheme. Annemarie Weber veröff
entlichte zahlreiche Romane und Erzählungen und schrieb für "Die Welt", "Die Zeit" oder die Süddeutsche Zeitung. Mit Glossen zum Alltagsgeschehen wurde ihre Stimme am Sonntagmorgen im RIAS zu einer "Marke". Sie starb 1991 in Berlin.