Neuerscheinungen 2012Stand: 2020-01-07 |
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Carl Nixon, Stefan Weidle
(Beteiligte)
Rocking Horse Road
Roman
Übersetzung: Weidle, Stefan
2012. 236 S. m. 21,5 cm
Verlag/Jahr: WEIDLE VERLAG 2012
ISBN: 3-938803-50-9 (3938803509)
Neue ISBN: 978-3-938803-50-9 (9783938803509)
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Kurz vor Weihnachten 1980 wird die Leiche der 17jährigen Lucy Asher frühmorgens am Strand von The Spit gefunden. In der Mitte dieser schmalen Landzunge vor Christchurch verläuft die Rocking Horse Road. Lucys Eltern haben ein Milchgeschäft an dieser Straße, und Lucy arbeitete oft dort, angeschwärmt von einer Gruppe 15jähriger Jungen. Einer von ihnen findet die Leiche, die anderen sind bald ebenfalls zur Stelle. Lucy wurde erwürgt. Für die Jungen ist damit ihre Kindheit zu einem traumatischen Ende gekommen. Die Suche nach dem Mörder schweißt sie zusammen über 25 Jahre später sind sie ihm noch immer auf der Spur.
Im Jahr nach dem Mord, 1981, macht der Staat Neuseeland eine traumatische Erfahrung: Die Springboks, das südafrikanische Rugby-Team, touren durch das Land. Protest gegen das Apartheidsregime erhebt sich. Es kommt zu gewalttätigen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei, zum ersten Mal in der Geschichte des Landes. Die Jungen sind Rugby-Fans und erleben das Geschehen hautnah mit: "Wir hatten das Gefühl, daß da vor unseren Augen etwas sehr Wichtiges zerbrach. Wir konnten es nicht benennen, es war etwas, das uns zuvor selbstverständlich gewesen war und das, wie wir instinktiv wußten, niemals würde repariert werden können."
Es war Pete Marshall, der Lucys nackte Leiche am Strand fand, nicht weit vom Ende der Rocking Horse Road entfernt. Seit diesem Morgen sind fast drei Jahrzehnte vergangen, und ein Jahrtausend hat geendet, aber wir können immer noch ganz präzise sagen, wo Lucy gelegen hat. Ihre Leiche lag am Fuß der Dünen, dort, wo die Flut sie hingespült hatte, nahe dem Schild mit der Warnung vor Kabbelwellen und der Aufforderung, nicht zu dem tiefen Kanal zu schwimmen, der die Flußmündung mit dem Meer verbindet und das Ende von The Spit markiert. Sofort war klar, daß keine dieser alltäglichen Gefahren Lucy Ashers Tod verursacht hatte. Es war der 21. Dezember 1980, ein Sonntag vier Tage vor Weihnachten. Halb sieben Uhr morgens. Der Sommer schickte sich bereits dazu an, einer der heißesten seit Menschengedenken zu werden. Der Himmel war wolkenlos, der Sand bereits warm. Von Anfang an stand fest, daß es ein verdammt heißer Tag werden würde. Wir haben sehr oft darüber gesprochen, daß in der Nacht davor die Flut sehr hoch gewesen war. Keine Sturmflut, aber höhere Wellen als normal. Gewaltige Wassermassen hatten sich nachts im Südpazifik aufgetürmt und waren Welle auf Welle auf Welle am Strand aufgeschlagen. Jede von einem scharfen Ostwind getrieben. Im Rückblick ist es natürlich leicht, Ereignissen eine Bedeutung zu verleihen, die sie ursprünglich nicht hatten, doch in den ersten Tagen nach der Entdeckung von Lucys Leiche erinnerten sich einige von uns, wie wir in dieser Nacht in unseren Betten gelegen und dem Anbranden der Wellen gelauscht hatten. Wir hatten uns vorgestellt, wie sie an den Dünen fraßen, dem einzigen Schutz unserer Häuser gegen das Meer. Wir waren mit dem ständigen Rauschen der Brandung aufgewachsen, und doch konnten wir es nie ganz ausblenden. Wir hörten es über die Stimmen der Lehrer hinweg, wenn wir Unterricht hatten, und auch, wenn wir auf dem sandigen Gelände der South Brighton High School unseren Lunch aßen. Das Geräusch erhob sich über das Geschwätz unserer Brüder und Schwestern, wenn wir in unseren Küchen aßen. Es bildete den Soundtrack zu unserer schwierigen Pubertät. Aber für mehr als einen von uns, die wir in der Nacht von Lucys Ermordung in unseren Zimmern lagen, schien das Geräusch der Wellen einen tieferen und klagenden Ton angenommen zu haben. Ein endloser Zug, der in der Dunkelheit vorbeifuhr, dazu verdammt, auf ewig vorbeizufahren und nie anzukommen.