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Neuerscheinungen 2012

Stand: 2020-01-07
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Irene Runge

Wie ich im jüdischen Manhattan zu meinem Berlin fand


Oder Reisen Ankommen Leben
1. Aufl. 2012. 320 S. m. Illustr. 20 cm
Verlag/Jahr: KULTURMASCHINEN 2012
ISBN: 3-940274-61-5 (3940274615)
Neue ISBN: 978-3-940274-61-8 (9783940274618)

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Ein Buch für alle, die sich für verschiedene Aspekte alltäglichen jüdischen Lebens, für Manhattans Urbanität und für West-Remigrantengeschichten in der DDR interessieren. Die Autorin, 1942 in Manhattan geboren, erzählt von Eigenheiten aus den Anfangsjahren der DDR, ihrer eigenen Entwicklungsgeschichte und den Reisen in die Stadt ihrer Geburt. Zentral sind die persönlichen Erlebnisse, das komplexe jüdisch-emigrantische Umfeld der Nachkriegsheimkehrer aus dem Westexil, und der Weg, der zur Entdeckung ihrer eigenen jüdischen Identität geführt hat. Die bei jedem Manhattan-Besuch beeindruckende jüdische Vielfalt im Alltag der Metropole führt zu Reflektionen über die Verdrängung der jüdischen Wirklichkeit im eigenen Milieu bis ins heutige Berlin. Einzigartige Notizen aus über 20 Jahren von Reisen ins jüdische Manhattan und vom Leben im Berliner jüdischen wie nichtjüdischen Alltag.
Wir kamen aus Manhattan. Der Ostberliner Alltag dürfte die dort gebliebene Verwandtschaft nicht interessiert haben. Erst der Mauerbau machte die Grenze sichtbar. Da war die Vorgeschichte fast verblasst. Mich berührte die Mauer nicht, ich hatte ein striktes Westverbot, die Betonierung der bisherigen Realität schien mir die logische Folge jenes Kriegs zu sein, den wir in Manhattan überlebt und den die noch immer lebenden Deutschen ausgelöst hatten. [...] Als Kind schienen mir alle Menschen wie wir zu sein. Bis auf eine Handvoll waren anfangs in der DDR alle Menschen weiß. Das änderte sich erst, als einige tausend Studenten und Vertragsarbeiter auf Zeit aufgenommen wurden. In Manhattan heißt kaukasisch, wer zu den Weißen gehört. Die Fragebögen lassen auch farbig oder asiatisch zu. Ob man dem einen oder anderen Göttern dient, gottlos, säkular oder Atheist ist, wie immer man Landessprache beherrscht, jeder sagt: Im an American. Hinzugefügt wird je nach Bedarf die Herkunft: Irland, Russland, China, Deutschland, Polen, Jemen, Schweden, Pakistan und so weiter. Ob jemand zudem jüdisch ist, wäre dann die nächste Frage. Heute geht es großzügiger zu als zu der Zeit, da der anti-kommunistische Horror meine Eltern darin bestärkte, mit mir ihr Exil- und mein Geburtsland zu verlassen. In einem Teil Deutschlands war der Aufbau eines sozialistischen Staates vorgesehen. Menschen wie sie waren dazu eingeladen. Ich weiß nicht, ob sie ohne McCarthy zurückgegangen wären.
Die Publizistin und promovierte Soziologin Irene Runge, als Kind deutsch-jüdischer sozialistischer Emigranten1942 in Manhattan geboren, in Ostberlin aufgewachsen, schreibt seit Jahren über jüdische Themen, urbanes Leben und Minoritäten (u.a. "Himmelhölle Manhattan", "Sechs Wochen Jerusalem", "Du sollst nicht immer Holland sagen", "Fremdenhass DDR", "Ich bin kein Russe"). Sie gehört zum Team der Berliner Zeitschrift "Jüdisches" und gehört zum Herausgeberkreis der "Blätter für deutsche und Internationale Politik". Mit dem Buch über Jüdisches aus Manhattan und Berlin will sie den Dialog über Gegenwart und Geschichte erweitern.