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Neuerscheinungen 2013

Stand: 2020-01-07
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Eberhard Gothein

Die Aufgaben der Kulturgeschichte.


2013. II, 62 S. II, 62 S. 233 mm
Verlag/Jahr: DUNCKER & HUMBLOT 2013
ISBN: 3-428-16019-3 (3428160193)
Neue ISBN: 978-3-428-16019-8 (9783428160198)

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Ende des 20. Jahrhunderts wurde die Rede vom "cultural turn" in den Geistes- und Sozialwissenschaften laut. Der Rolle der Kultur innerhalb der einzelnen Disziplinen sollte stärker betont werden. Eine ähnliche Diskussion fand bereits Ende des 19. Jahrhunderts statt: Historiker der Zeit diskutierten, ob die politische Geschichte oder die Kulturgeschichte im Vordergrund stehen sollte. Mit seinem Werk "Die Aufgaben der Kulturgeschichte" griff Eberhard Gothein 1889 in diese Diskussion ein. Dabei grenzt er sich besonders von seinem Kollegen Dietrich Schäfer ab, der in seinem Werk "Das eigentliche Arbeitsgebiet der Geschichte" der politischen Geschichte den Vorzug gegeben hatte. Gothein plädiert dagegen für einen interdisziplinären Zugang: "Die politische Geschichte bedarf die Erweiterung durch exakte kulturgeschichtliche Arbeit gerade dann, wenn sie ihr Ziel, den Kausalzusammenhang des Staatslebens darzustellen, in seiner vollen Größe erfasst" (S. 11).
¯Kulturhistoriker, Nationalökonom, 29.10.1853 Neumarkt Bezirk Breslau, gest. 13.11.1923 Berlin. (evangelisch) Zu den wenigen Historikern, die es vermochten, in einer Epoche größter stofflicher Ausdehnung und fachlicher Spezialisierung der Geschichtswissenschaft noch aus einem großen Impuls universaler Art zu leben und zu wirken, gehört Gothein. Er wuchs in enger Berührung mit Heimat und Volkstum in den Jahren der Erfüllung des deutschen Einheitstraumes auf. Aber er suchte sich, obwohl Preußens Größe für ihn ein unantastbarer Glaubensartikel blieb, die Einheit der Nation in erster Linie aus ihrem geistigen Schicksal zu erschließen. In Dilthey fand er in Breslau einen geistesverwandten Lehrer. Zu Burckhardt zog es ihn geistig hin, und als sein verehrender Jünger bekannte er sich in der Vorrede seines eigenen Beitrags zur Erforschung der Renaissance in dem Buche über ´Die Kulturentwicklung Süditaliens´ (1886). Während seine Jugend von der schlesischen Heimat, ihrer Natur und Kultu
r geprägt worden war, hat ihn sein späteres Leben mit dem deutschen Südwesten aufs engste verbunden. Die kulturhistorische Erzählung aufgrund eigener präziser und tiefgründiger Quellenerforschung war Gotheins persönlichstes Talent und eigenste Leistung. Er hat sich zu dieser Darstellungsform mit Ausdauer ausgebildet und dabei das Höchste von sich verlangt, in dem Bewußtsein, daß ´die Befähigung zur einfachen vollendeten Schilderung weit schwerer erworben wird als die der scharfsinnigen Kritik und der geistreichen Reflexion´. Seine frühesten Arbeiten, in Heidelberg 1873-75 durchgeführt, standen unter dem historischen Einfluß von Erdmannsdörffer, dem national-ökonomischen von Knies. Sie verbanden wirtschaftsgeschichtliche und geistesgeschichtliche Forschung, wie schon die Breslauer Promotionsarbeit ´Über den gemeinen Pfennig auf dem Reichstag zu Worms´ (1875) und mehr noch die 1878 folgende Schrift ´Politische und Religiöse Volksbewegungen vor der Reformation´ zeigen. Gothein hat d
ie Kunst seiner kritischen Erzählweise in dem ersten Hauptwerk, der ´Kulturentwicklung Süditaliens in Einzeldarstellungen´ (1886), weiter entwickelt und sie später in dem ersten Bande der ´Wirtschaftsgeschichte des Schwarzwaldes´ (1892), der die Städte- und Gewerbegeschichte behandelt, zur Vollendung gebracht. Er war als Privatdozent der Geschichte von Breslau nach Straßburg übergesiedelt und erhielt 1884 eine Berufung auf den Lehrstuhl für Nationalökonomie an der TH Karlsruhe. 1890 wurde er nach Bonn berufen, wo er als Berater industrieller Führer an Rhein und Ruhr eine beispiellos umfangreiche Kenntnis der deutschen Wirtschaft erwarb und in seinen Vorlesungen wie in den Ausbildungskursen für die Attachés des Auswärtigen Amts auch außerhalb der Universität eine hervorragende Stelle in jener volkswirtschaftlichen Ausbildung einnahm, die zugleich auf historischer und theoretischer Analyse wie auf praktischer Anschauung beruht hat. Seit 1913 war er Vorsitzender der Badischen Histor
ischen Kommission, die ihn mit der Arbeit über die Besiedlung des Schwarzwaldes und die Erwerbstätigkeit seiner Bevölkerung beauftragt hatte, aus der das große Werk über die Geschichte der wirtschaftlichen Gesamtentwicklung des Schwarzwaldes und der ihn umgebenden Landschaften hervorging. 1905 war er einem Rufe nach Heidelberg gefolgt, nachdem er sich schon intensiv mit agrarpolitischen und industriegeschichtlichen Studien im Rheinland beschäftigt hatte. Aus ihnen ging 1916 die Verfassungs- und Wirtschaftsgeschichte der Stadt Köln hervor, die, wie auch andere Arbeiten, sich auf die Erforschung des 19. Jahrhunderts konzentriert. Mit seiner Analyse der Wirtschaftsgeschichte dieses Jahrhunderts hat er Vorbilder geschaffen, die zeigen, wie bedeutsam die historische Erschließung von Quellen als Voraussetzung jeder Gesamtdarstellung ist. Inzwischen hatte Gothein schon 1883 damit begonnen, die Wirksamkeit des Jesuitenordens in dem christlich-sozialen