Neuerscheinungen 2013Stand: 2020-01-07 |
Schnellsuche
ISBN/Stichwort/Autor
|
Herderstraße 10 10625 Berlin Tel.: 030 315 714 16 Fax 030 315 714 14 info@buchspektrum.de |
Katja Hirschel
Der Semmelkönig
Ein Krimi aus Bayern
2013. 392 S. 20.5 cm
Verlag/Jahr: ACABUS 2013
ISBN: 3-86282-236-2 (3862822362)
Neue ISBN: 978-3-86282-236-2 (9783862822362)
Preis und Lieferzeit: Bitte klicken
"Die Hex ist tot! Die Hex ist tot!", hallt es durch den Wald des Kindergartens, als die Praktikantin Heidi im bayerischen Bad Berging tot aufgefunden wird. Nicht nur ihre seltsame Verkleidung als Rotkäppchen mit Reizwäsche gibt der Polizei Rätsel auf, sondern auch die engstirnigen Kleinstadtbewohner erschweren dem bayerisch-konservativen Kommissar Maus und seinem hanseatisch-aufgeschlossenen Kollegen Hannes Petersen die Arbeit. Im Laufe der Ermittlungen geschehen weitere Verbrechen. So wird ein stadtbekannter Bäckermeister entführt und alles deutet darauf hin, dass weitere Morde geplant sind. Den beiden ungleichen Kommissaren läuft die Zeit davon und ihnen wird klar, dass sogar sie selbst in Gefahr sind.
Der Erstlingsroman der Münchner Autorin Katja Hirschel begeistert mit bayerischem Flair, Witz und knisternder Spannung bis zum letzten Satz.
Aus KAPITEL 12 und 13:
´Obacht! Da geht´s steil runter!´
Claudia Hubschmieds Warnung kam keine Sekunde zu spät. Fast wäre der Austauschpolizist Hannes tatsächlich abgerutscht. Es war wirklich sehr anstrengend, sich in dieser Bergwelt trittsicher zu bewegen. Der Stein, auf dem er gerade noch gestanden hatte, löste sich und fiel polternd den Abhang hinab. Das hätte auch ich sein können, schoss es ihm durch den Kopf.
´Mei, Hannes, Sie müssen scho schaun, wohin Sie treten.´
´Ja, ja. Ist ja nochmal gut gegangen.´
Das war wirklich die anstrengendste Spurensuche, die er jemals durchgeführt hatte. Seit Stunden bahnten sie sich nun ihren Weg durch unwegsames Gelände und irgendwie war ihm allmählich der Sinn zu dieser Aktion abhandengekommen. Der Oberförster - dieser war nach Maus Abgang relativ schnell zu ihnen gestoßen und führte sie seitdem gnadenlos über Stock und Stein - drehte sich um.
´Ich denk´, der Abschnitt ist dann auch erledigt.´
Er war ein Bilderbuchexemplar seiner Zunft. Kräftig gebaut - ein breiter Brustkorb spannte sich unter dem Janker, den er trotz des warmen Tages trug -, rotwangig, den Hut lässig schief sitzend, die kurzen, strammen Beine in einer Kniebundhose, die seine wohlgeformten, süddeutschen Waden sehr gut zur Geltung brachten, seinen Hund ´Wasti´ - einen freundlichen Weimaraner Langhaar - bei Fuß stand er da und lächelte Claudia väterlich an. Für Hannes hatte er jedoch immer noch keinen Blick übrig. Die sich seit Beginn der Suche anbahnende Feindseligkeit zwischen den Männern schien unaufhaltsam ihrem Höhepunkt entgegenzueilen. Claudia schüttelte den Kopf. Wie arm doch das andere Geschlecht war. Setzte man sie mit einer Frau im Urlebensraum ihrer Vorfahren aus, dann benahmen sie sich nicht besser als Hirsche in der Brunftzeit. Da wurde das Revier markiert, sich in die Brust geworfen und grunzende Warnlaute wurden dem Gegner zugeworfen. Zwar tat ihr Hannes leid, denn er hatte eindeutig die schlechteren Karten, aber er war auch selbst schuld, denn er hatte sich auf diesen Kampf um den Platz des Alphamännchens eingelassen.
´Tja´, meinte Claudia, ´dann würd´ ich sagen, dass wir unser Glück mal auf der anderen Seite vom Wildbach versuchen. Wos denken Sie, Herr Oberförster?´
´Scho recht, Fräulein Oberkommissar! Des is´ aber ein wenig anspruchsvoller. Ich mein, Ihr Kollege hat ja schon hier rauf nicht gut mithalten können. Glauben Sie, dass ...´
Das war zu viel! Hannes fuhr herum und wollte gerade zu einem besonders ätzenden verbalen Angriff - gespickt mit Worten wie Waldschrat, Hinterwäldler, Wurzelzwerg, Zapfennase, Knödelwade, Bergsepp, Hirschkopf - ansetzen, als der Hund plötzlich mit gesträubtem Rückenhaar aufsprang und anfing, laut und heiser zu bellen.
´Ja, Wasti! Was hast denn? Aus!´
Das Tier dachte aber nicht daran, aufzuhören. Im Gegenteil: Jetzt schien sich seine Stimme vor lauter Aufregung noch zu überschlagen. Hannes war erstaunt, wie wenig der aufgeblasene Oberförster seinen Hund im Griff hatte. In Gedanken reihte er noch den Begriff ´mieser Abrichter´ seiner noch offenstehenden Rede hinzu.
Der ohrenbetäubende Knall eines Schusses, verstärkt durch das Echo der Felsen, ließ alle zusammenfahren. Einige Sekunden herrschte Totenstille! Dann antwortete der Wald: Erschrocken aufflatternde Vögel, ein größeres Tier, das in Panik durch ein nahes Gehölz brach, Wastis Gebell und ein weiterer Stein, der sich diesmal unter dem Oberförster löste, sodass dieser mit rudernden Armen das Gleichgewicht halten musste und daher das Halsband des Hundes losließ, der sofort wie eine Rakete den Berg hinabschoss.
´Kruzifix!´
´Scheiße, was war denn das?´
´Da hot oana g´schossn!´
´Verdammt, das Schwein kauf ich mir! Wer in der Schonzeit auf Wild schießt, wird es noch bereuen, geboren worden zu sein.´
Dieser Satz war das Startsignal. Alle drei rannten dem Hund hinterher.
Sie lag auf einer kleinen Lichtung. Die Sonne beschien mit ihren wärmenden Strah