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Neuerscheinungen 2013

Stand: 2020-01-07
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Abbas Khider

Brief in die Auberginenrepublik


Roman
2013. 160 S. 21,4 cm
Verlag/Jahr: EDITION NAUTILUS 2013
ISBN: 3-89401-770-8 (3894017708)
Neue ISBN: 978-3-89401-770-5 (9783894017705)

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Der Roman erzählt die Reise eines Liebesbriefs von Bengasi nach Bagdad. Ein illegales Netzwerk von Taxichauffeuren, Lastwagenfahrern und Reisebüros befördert heimlich Briefe von Exilanten und Verfolgten. Doch Saddams Geheimdienst weiß längst von diesem Netz und fängt die Sendungen ab. Abbas Khider hat mit seinem dritten Roman ein Tableau der arabischen Welt am Ende des 20. Jahrhunderts geschaffen.
Oktober 1999 im Irak herrscht Saddam Hussein, in Libyen Gaddafi, in Ägypten Mubarak, in Syrien Hafiz al-Assad und in Jordanien König Abdullah II bin Hussein. Die arabische Facebook und Twitter-Revolution gegen die Despoten ist noch fernste Zukunft. Einen Brief an der Zensur vorbeizuschicken, ist ein langwieriges und gefährliches Abenteuer. Das nach dem Golfkrieg verhängte Handelsembargo treibt die irakische Bevölkerung ins Elend einzig Auberginen gibt es im Überfluss, sodass die Iraker ihrem Land den Beinamen "Auberginenrepublik " verpasst haben.
Salim, ein ehemaliger Student, schlägt sich im libyschen Exil als Bauarbeiter durch. Er war wegen des Besitzes verbotener Bücher verhaftet worden. Über seinen Onkel ist ihm die Flucht aus dem Irak gelungen, doch er hat nie wieder von seiner Familie, seinen Freunden und vor allem von seiner Geliebten Samia gehört, deren Namen er auch unter Folter nicht preisgegeben hatte. Nun erfährt er in Bengasi von einem die ganze arabische Welt überspannenden Netzwerk von illegalen Briefboten und wagt es, Samia einen Brief mit einem Lebenszeichen zu senden
So ist es eben. Man denkt und erinnert sich nicht mehr an die schönen Augen oder die wilden Haare der Freundin oder der Ehefrau. Man träumt nur noch von einem Zeichen, ob die Geliebte lebt, gesund ist und nicht alles vergessen hat.
Ich erkenne das große Postgebäude, das am Anfang der Nasserstraße liegt, und rufe: "Aussteigen bitte, stopp!" Kaum ausgestiegen, sehe ich es auf der rechten Straßenseite: das Café Schrq Orient.
Es ist ein alter Bau mit einer grün gestrichenen Tür und einem breiten blauen Fenster. Vier Tische mit ungefähr zwanzig Stühlen und mehreren niedrigen Hockern bilden die Ausstattung. Dem Eingang gegenüber, auf einem einfachen Holztisch, stehen ein großer Fernseher und ein Videorekorder. Die Wandfläche über der Theke wird von einem großen Bildnis Muammar Gaddafis bedeckt, auf dem er ernst in die Kamera blickt. Darunter steht: "Der einzige Adler und der Revolutionsführer".
Ein braungebrannter schmaler Mann von Anfang zwanzig steht vor mir und sagt, als ich ihn nach Malik frage: "Der da." Der kräftige Mann vor dem Fernseher raucht Wasserpfeife, trinkt Tee, schreibt dabei etwas in ein vor ihm auf dem Tisch liegendes Heft und schaut gleichzeitig flüchtig einen Bollywood-Film. Er wirkt selbstbewusst. Durch die Macht des Geldes ist er unberechenbar, denke ich.
"Aslam Alikum. Sind Sie Malik? Ich heiße Salim. Der irakische Friseur Jafer hat Ihnen bestimmt von mir erzählt. Ich habe einen Brief."
"Zweihundert Dollar jetzt, und wenn Sie die Antwort bekommen, weitere fünfzig Dollar."