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Neuerscheinungen 2013

Stand: 2020-01-07
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Renate Schipke

Das Buch in der Spätantike


Herstellung, Form, Ausstattung und Verbreitung in der westlichen Reichshälfte des Imperium Romanum
2013. 280 S. 24 cm
Verlag/Jahr: REICHERT 2013
ISBN: 3-89500-958-X (389500958X)
Neue ISBN: 978-3-89500-958-7 (9783895009587)

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Diese Studie untersucht, ob das Buchwesen auch in der Spätantike für sich einen eigenständigen Charakter beanspruchen kann. Im Mittelpunkt stehen die materielle Beschaffenheit, die Herstellung und die Verbreitung des Buches im lateinischen Westen des Römischen Reiches. Folgende Kernfragen galt es zu beantworten: Sind Veränderungen klar erkennbar und als solche in den zeitgenössischen Quellen wahrgenommen worden? Gibt es Brüche oder eher fließende Übergänge, die zu möglichen neuen Vorgehensweisen führen? Erhält das Buch eine veränderte Wertigkeit?
Neben der zunehmenden Bevorzugung des Codex´ als Buchform mit ganz neuen Gestaltungsperspektiven, zeichnete sich bereits in der Spätantike eine Herstellungsweise ab, die in der klassischen Antike unbekannt war: die der Vervielfältigung in klösterlichen Skriptorien. Als Buchreligion brachte das Christentum eine hohe Wertschätzung dem Buch als Textträger der Heiligen Schriften entgegen: ein neuer Aspekt, zumindest im abendländischen Buchwesen. In der Folgezeit sollte unter anderem dieser Aspekt weitreichende Folgen für die Entwicklung des Buches haben.
In der modernen Forschung gilt die Spätantike als eine durchaus eigenständige historische Epoche, die eher durch eine gewisse Stetigkeit und Dominanz römischer Traditionen als durch deutliche Brüche geprägt ist. Das Ziel dieser Untersuchung besteht darin nachzuweisen, dass auch das Buchwesen dieser Epoche für sich einen eigenständigen Charakter beanspruchen kann.
Im Mittelpunkt der Argumentation stehen die materielle Beschaffenheit, die Herstellung und die Verbreitung des Buches. Eingebettet in die allgemeine Kultur- und Geistesgeschichte werden folgende Fragen diskutiert: Wirken sich Veränderungen im politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Gefüge auf das Buch aus und gibt es neue Aspekte im Buchwesen? Sind Veränderungen klar erkennbar und als solche in den zeitgenössischen Quellen wahrgenommen worden? Ist der Unterschied zwischen antiker und mittelalterlicher Buchherstellung in der Spätantike nachweisbar? Erhält das Buch eine veränderte Wertigkeit? Welche Rolle spielen die Produzenten und werden sie in den Quellen gewürdigt?
Die Erörterung der o.g. Thematik und die Suche nach Antworten auf diese Fragen führte (in gedrängter Form) zu folgenden Ergebnissen. Der Codex als Buchform bot neue bisher unbekannte Gestaltungsmöglichkeiten, die es zu erkennen und auszuschöpfen galt. Bereits in der Spätantike entwickelte sich eine Herstellungsweise, die der klassischen Antike unbekannt war: die Vervielfältigung in klösterlichen Skriptorien. Die von antiker Tradition, Bildung und Wissenschaft geprägte Oberschicht des Römischen Reiches fand sich infolge der veränderten politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse in gelehrten Gemeinschaften zusammen, um hier das schriftliche Erbe zu sammeln, zu pflegen und zu erhalten. Die konkrete Umsetzung erfolgte durch das Abschreiben von relevanten Texten. Hinzu traten die christlichen Gemeinschaften, die für ihr Zusammenleben Regeln schufen, in denen sie auch für die praktische Umsetzung ihres Glaubens die Herstellung von Büchern verankerten. In den Klöstern entstanden die Skriptorien mit gut ausgebildetem Personal. Das in der Spätantike zu staatlicher Anerkennung gelangte Christentum war eine Buchreligion. Als Textträger der Heiligen Schriften erfuhr das Buch eine außerordentliche Wertschätzung. Die mit der Etablierung des Christentums entstandenen höheren Verwaltungsinstitutionen boten der römischen Oberschicht eine Alternative zu den verloren gegangenen staatlichen Ämtern. Der römische Bildungsgedanke drang in die christlichen Institutionen ein und konnte in die Folgezeit tradiert werden. Das Buch als Bildungs- und Glaubensträger hatte einen fruchtbaren Boden gefunden, in dem es wurzeln konnte.
Die Schlussfolgerungen beruhen auf einer breiten Basis literarischer, paläographischer und epigraphischer Quellen.