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Neuerscheinungen 2013

Stand: 2020-01-07
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Ulrich Schmelzer

OSTWÄRTS nach Thüringen


Licht und Schatten auf dem Pferdehof
1. Aufl. 2013. 200 S. 21 cm
Verlag/Jahr: KINZEL 2013
ISBN: 3-9554400-1-X (395544001X)
Neue ISBN: 978-3-9554400-1-5 (9783955440015)

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Das vorliegende Buch erzählt chronologisch die tatsächliche Geschichte des Autors, der nach seiner Prüfung zum Pferdewirtschaftsmeister durch Fördergelder zur Existenzgründung in die neuen Bundesländer gelockt wird. Dort erwarten ihn neben der allgemeinen Aufbruchsstimmung auch alte Seilschaften unter den ehemaligen Parteigenossen, die immer noch Schlüsselpositionen der Macht besetzen sowie eine ihm völlig fremde Mentalität. Der Autor erlebt auf seiner Suche nach Erfolg viele Abenteuer und teilweise kriminelle Machenschaften und Verstrickungen, die bis in die oberen politischen Ebenen reichen, die unter den Teppich gekehrt werden sollen, bis sie letztendlich in einer Tragödie enden.
Ein Buch (nicht nur) für Pferdeliebhaber, das das Leben mit seinen Licht- und Schattenseiten auf einem Pferdehof und Gestüt in den neuen Bundesländern nach der Wende beschreibt.
´Mein Plan - ab in den Osten
Wilseno galoppierte kraftvoll und rhythmisch durch den Parcours. Die In-Outs, die Steilsprünge, die zweifache Kombination, alles war überhaupt kein Problem für den großen dunkelbraunen Bayernwallach, der in beiden Disziplinen bis zur schweren Klasse ausgebildet war. Er nahm die Sprünge so präzise wie ein Schweizer Uhrwerk.
Ich hatte schon verdammtes Glück gehabt, durch Auslosen ausgerechnet dieses tolle Pferd zum Springen ergattert zu haben. Nur noch 2 Hindernisse - wenn ich dort ebenfalls fehlerfrei bliebe, wäre es geschafft. Dann hätte ich auch die letzte Teilprüfung zum Pferdewirtschaftsmeister bestanden. Als hätte er gespürt, um was es für mich ging, nahm sich Wilseno vor der letzten Distanz von selbst auf. Oder hatte ich mich - wie geplant - doch mehr aufgerichtet und kam dadurch absolut passend zur Triple Barre, die er souverän sprang? So, noch fünf Galoppsprünge und dann kam ich an den letzten Sprung, ein richtiges "Haus", ein auf Endmaß hochgezogener Oxer. Direkt neben dem Sprung stand die Prüfungskommission und alle schauten mir erwartungsvoll entgegen. Zum Glück war ich schon immer ein Prüfungsmensch, der sich nie besonders aufregte, wenn es um die Wurst ging. Genau deshalb fiel mir auch im entscheidenden Moment noch die Ermahnung von Peter Wallner, dem Ausbildungsleiter in Achselschwang, ein: "Du darfst bei Wilseno nie am Absprung drücken! Bleib einfach ganz ruhig sitzen und warte, bis der Sprung da ist." Aber leider flatterten genau jetzt meine Nerven und ich machte natürlich direkt am letzten Galoppsprung vor dem Absprungpunkt noch einmal richtig die Schenkel zu. Ich spürte genau, wie Wilseno sich spannte und dann wie eine Rakete auf groß abhob. Er hatte sich durch meine Unbeherrschtheit mächtig erschrocken und sich gefühlte zwei Meter übersprungen. Ich hatte aber über dem Sprung noch gut mit der Hand nachgegeben, versucht, ein freundliches und cooles Gesicht zu machen und gehofft, dass mein Fehler niemandem aufgefallen war.
Aber anscheinend sah das gewollt und sehr spektakulär aus, denn ich hörte ein anerkennendes Raunen von den anderen Prüflingen, meinen Mitstreitern, auf der Tribüne. Im Ziel dachte ich sogar noch daran, mich bei dem Pferd für die fehlerfreie Runde zu bedanken und ihm den Hals zu klopfen, was mir bei den Prüfern noch ein Lob und die Note 2 für die Teilprüfung "Springen" einbrachte.
Es war Anfang Dezember und die ersten Schneeflocken tanzten in der Luft, dazu pfiff in Achselschwang am Ammersee ein eisiger Wind, als ich Wilseno nach dem Springen aus der Reithalle zum Schulpferdestall führte. Obwohl ich nur ein Hemd und das dünne Turnierjackett trug, spürte ich die Kälte überhaupt nicht, ich war noch so erhitzt und auch erleichtert, nun endlich mein Ziel der letzten zwei Jahre erreicht zu haben - das machte mich überglücklich. Wahrscheinlich strahlte ich wie ein Honigkuchenpferd, als ich wenig später an Peter Wallner vorbeilief, denn er meinte nur lachend in seiner ihm eigenen charmanten Art und im tiefsten urbayrischen Dialekt: "Du bist scho a Hund, a verdammter." Wer ihn kannte, der wusste genau, dass so eine Aussage schon fast als Kompliment zu werten war.
Als die gesamte Gruppe der Meisteranwärter ihre Ritte beendet hatte, fanden sich alle zur Notenbekanntgabe im Verwaltungsgebäude ein. Mir klopfte das Herz bis zum Hals, als meine Noten vorgelesen wurden. Ich hatte durchweg gute Noten erreicht. Das "sehr gut" in "Pferdebeurteilung" hatte ich aber ehrlich gesagt dem Umstand zu verdanken, dass die Rangierung vollkommen logisch war, weil die Unterschiede zwischen den einzelnen zu bewertenden Stuten so eindeutig ausfielen, dass selbst ein absoluter Laie zu demselben Ergebnis gekommen wäre. Zu meinem Glück hatte mir Reiner, ein Bereiter des Betriebes, mit dem ich mich gut verstand, verraten, dass eine schwarze Staatsprämienstute unter den vorgestellten Pferden sei. Da diese