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Neuerscheinungen 2014

Stand: 2020-02-01
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Dany R. Wood

Trauben rauben in Kapstadt


2014. 368 S. 19 cm
Verlag/Jahr: ARTURO 2014
ISBN: 3-00-045667-8 (3000456678)
Neue ISBN: 978-3-00-045667-1 (9783000456671)

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Woche I

5. Januar, Sonntag: Irgendwo zwischen Sydney und Kapstadt über den Wolken

" Männer in Beziehungen sind wie Tiefkühlpizza", sagt Tina mit weinerlicher Stimme und starrt aus dem Bullauge. War der Eisklotz endlich aufgetaut, nachdem man ihn mühevoll ca. 15 bis 20 Minuten bei eigener Ober- und Unterhitze richtig doll heiß gemacht hatte, merkte man schon während des "Verzehrs", dass es nichts Besseres als etwas "frisch" Zubereitetes gab - und dass der Kerl irgendwie doch eine "(Heiß-)Luftnummer" war. Und auch ein Anruf beim Bringservice konnte nicht mehr für Knistern und etwas Abwechslung im tristen Beziehungsalltag sorgen. Und genau in einem solchen Trott steckte sie gerade.

Tina Essers, Ende 30, war Langzeit-Single. Über viele Umwege hatte sie schließlich am anderen Ende der Welt, in Sydney, ihren "Traumprinzen" entdeckt. Aber so ein Prinz konnte sich auch ganz schnell als "Knallfrosch" entpuppen, wie Tina schmerzlichst hatte erfahren müssen. Und das, obwohl dieser Prinz eigentlich italienischer Pizza-Bäcker war. So viel zum Thema Pizza ...

So hatte sich Tina das alles überhaupt nicht vorgestellt. Seit fast einem Jahr lebte sie nun schon mit Jack, ihrem absoluten Traummann, zusammen in Sydney am Bondi Beach. Und mit seinen dicken, pubertierenden Kindern. Doch der einst feurige Italiener, der ihr Blut immer so schön in Wallung gebracht hatte, hatte sich vom leidenschaftlichen Macho zur echten "Couch-Potato" entwickelt.

So sei das nun mal in Beziehungen, hatte ihr Münchner Psychotherapeut Dr. Weber lapidar mitgeteilt, mit dem sie auch von Sydney aus telefonischen Kontakt gehalten hatte. Dabei hatte Tina für Jack in Deutschland alles aufgeben: ihren Freundeskreis, ihre Wohnung, ihren Job - eben alles. Wobei das so auch nicht ganz stimmte, denn Tina war damals arbeitslos gewesen. Fristlos gefeuert sogar! Wegen unüberbrückbarer Differenzen mit der Chefin hatte sie ihren Public-Relations(PR)-Schreibtisch bei einem Haushaltsgerätehersteller räumen müssen. Und die teure Wohnung hätte sie auch bald einem Immobilien-Hai überlassen müssen, denn das Amt zahlte schließlich keine überteuerte Schwabinger Altbauwohnung, wenn man es sich auch in einem Plattenbau auf 37 Quadratmetern kuschelig machen konnte. Und so blieben genau genommen nur noch die Freunde übrig, die sie in ihrer "Ich habe alles für dich aufgegeben"-Liste aufführen konnte. Aber dank Facebook, Twitter, Skype und all den hochmodernen Technologien war auch das kein wirkliches Argument mehr. Allerdings musste fairerweise gesagt werden, dass aufgrund der Zeitverschiebung und Tausenden von Kilometern Luftlinie viele der ehemaligen Freundschaften eh irgendwo im Pazifik oder im Atlantik untergegangen waren. Vor allem die Freunde mit Kindern waren komischerweise die ersten, die abgetaucht waren. Nur weil sich Tina nicht über Kitaplätze, Windpocken oder Milchzähne unterhalten konnte, wurde sie kaum noch über Facebook kontaktiert.

"Und ich war felsenfest überzeugt, ich sei schwanger", sagt Tina zu ihrer Sitznachbarin im Flugzeug auf dem Weg nach Kapstadt, und zieht sich lautstark den Rotz hoch. Dabei öffnet sie die Flasche Bombay-Gin, die sie vor einigen Stunden im Duty-free-Bereich am Sydney-Flughafen gekauft hatte. Dann öffnet sie eine Dose Tonicwater und mischt sich ihren Lieblingsdrink, einen Gin Tonic. "Den brauche ich jetzt, sonst stehe ich das alles nicht durch. Weißt du, wenn du so viel Scheiße erlebt hast, dann ...", dabei nimmt sie einen kräftigen Schluck aus ihrem Becher. "So, wo war ich noch mal stehen geblieben? Ach, genau meine Schwangerschaft ...."