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Neuerscheinungen 2014

Stand: 2020-02-01
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Markus Walther

Der Letzte beißt die Hunde


Eine schwarze Krimikomödie
2014. 252 S. 203 mm
Verlag/Jahr: ACABUS 2014
ISBN: 3-86282-258-3 (3862822583)
Neue ISBN: 978-3-86282-258-4 (9783862822584)

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Krimis sind ihre Leidenschaft: Mimi, die scharfsinnige, ältere Dame, lebt in ihrer Villa am Rande der Stadt. Eigentlich ist es kaum vorstellbar, dass ihr jemand mit einem herabfallenden Flügel den Garaus machen will. Daher stellt sie gemeinsam mit ihrer Enkeltochter Helen, eigene Ermittlungen an ganz wie ihre Vorbilder in den Büchern.
Mimi lädt fünf Verdächtige in ihre Villa ein, darunter den Bürgermeister, denn dieser hat ein Motiv: Er will Mimis Grundstück aufkaufen, um darauf ein Einkaufszentrum zu errichten. Doch ist er nicht der einzige, der der alten Dame an den Kragen will. Zusammen mit ihrer Enkelin, ihrem Butler und einem Bügeleisen weiß Mimi sich aber durchaus zur Wehr zu setzen.
Ein mörderisches Vergnügen nimmt seinen Lauf.
Markus Walther legt in seiner Krimi-Komödie die gängigen Klischees des Genres gekonnt über Kimm und Korn.
Ein Flügel allein kann nicht fliegen. Eigentlich war ja nichts Besonderes passiert. Es hatte keine Verletzten gegeben; auch keine Toten. Allerdings lagen dort auf dem Bürgersteig die Überreste eines Flügels. Weder Steinways noch Schimmel konnten fliegen. Und da es offensichtlich ist, dass Musikinstrumente nicht von alleine vom Himmel fallen (oder vom Flaschenzug des Möbelspediteurs), lag der Verdacht in der Luft, dass da jemand entweder ziemlich großen Mist gebaut hatte oder dass dieser Jemand der guten, alten Mimi ans Leder wollte.
Als ich den Ort des Geschehens erreichte, hatte sich um Mimi eine kleine Menschentraube angesammelt. Sie selbst saß auf der Bank einer Bushaltestelle und fächelte sich geduldig und damenhaft mit einem Briefcouvert etwas kühlere Luft zu, während ein Polizist, die Mitarbeiter der Spedition und ein paar Passanten sich abwechselnd um ihr Wohlbefinden zu kümmern versuchten. Erfrischungstücher, ein Glas Wasser und (was vermutlich wichtiger war) ein kleines Cognacfläschchen standen bereit. Die Geschäftsleute der Straße kannten Mimi und wussten, was sie nach so einem Schrecken brauchte. Im Zentrum der Aufmerksamkeit fühlte sie sich sichtlich wohl. Eigentlich ist ja nichts Besonderes passiert , sagte sie beschwichtigend.
Ich gab ihr in Gedanken recht. Es hat keine Verletzten gegeben und auch keine Toten. Das Klavier ist gut drei Meter hinter mir runtergekommen.
Mein Blick wanderte die Fassade hoch. Aus einem Fenster im dritten Stock hingen die Überreste einer Hebevorrichtung. Darunter baumelten einige Stahlseile. Es ist mir unbegreiflich, wie das passieren konnte , keuchte der Spediteur. Der Flügel war doppelt und dreifach gesichert. Da muss sich jemand dran vergriffen haben."
Der gute Mann rang mit den Händen, leckte sich nervös immer wieder über die Lippen. Meinen Sie? , fragte der Polizist. Er schien dieser Aussage nur wenig Glauben zu schenken. Das werden die Leute Ihrer Versicherung bestimmt genauer unter die Lupe nehmen. Meiner Versicherung? Ja. Und die Leute der Gewerbeaufsicht , fügte der Beamte vorwurfsvoll hinzu. Ach, Inspector , sagte Mimi beschwichtigend. Sie legte dabei ihre Hand auf seinen Arm und bedeutete ihm mit einem Kopfnicken, dass sie aufstehen wolle. Geistesgegenwärtig stützte er sie. Ich glaube nicht, dass mich dieser freundliche Herr umbringen wollte. Das glaube ich allerdings auch nicht , erwiderte der Polizist. Ich bin im Übrigen Polizei-Obermeister und kein Inspector. Natürlich , flötete Mimi vergnügt, wie Sie möchten.
Sie legte dabei ein Lächeln auf, das sie für Leute reserviert hielt, die ihrer Meinung nach nicht ganz richtig im Kopf waren. Trotzdem sollten Sie auch Ihre weiteren Kollegen von der Kripo verständigen, Inspector. Die Kripo? Der Polizist wirkte erstaunt. Ich glaube nicht, dass das nötig ist. Wir werden sehen, Inspector , sagte Mimi und hakte sich bei mir unter. Wir werden sehen. Warum wolltest du denn die Kripo dabei haben?
Der ereignisreiche Vormittag war vorbei. Mimi und ich saßen im Esszimmer ihrer Vorstadtvilla und aßen Kirschkuchen. Der gedeckte Tisch präsentierte sich als Stillleben mit Spitzendeckchen und Biedermeierstrauß. Wie jeden Donnerstag. Sie und ich, die ältere Dame und ihre unscheinbare Enkeltochter, trafen uns einmal die Woche. Dann erledigte ich mit ihr einige Einkäufe und schaute im Haus nach dem Rechten. Nicht, dass es nötig gewesen wäre: Die 87jährige war in allem erstaunlich fit und bewältigte ihren Alltag im großen und ganzen alleine. Für alles, was sie nicht mehr konnte, hatte sie Personal. Da waren Hans, der Gärtner, Lena, die Raumpflegerin und eine Heerschar von namen- und gesichtslosen Helferlein, die ich nie oder nur selten zu sehen bekam. Über allem wachte Norbert, der Butler, ein älterer Herr, der seine Dienerschaft mit Würde und Stolz in ganz klassischem Sinne erledigte. Mimi konnte es sich leisten, war sie doch viermal glücklich verwitwet , wie sie es nannte. Als Tochter ei