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Cathy M. Hake, Rebekka Jilg (Beteiligte)

Mehr Charme als Etikette


Übersetzung: Jilg, Rebekka
1. Auflage. 2014. 368 S. 205 mm
Verlag/Jahr: FRANCKE-BUCHHANDLUNG 2014
ISBN: 3-86827-428-6 (3868274286)
Neue ISBN: 978-3-86827-428-8 (9783868274288)

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Kalifornien 1859:
Wenn sie nicht über ihre eigenen Füße stolpert, bringt sie garantiert ihr schnelles Mundwerk in Schwierigkeiten. Dabei hat Ruth Caldwell die besten Absichten. Seit Jahren versucht sie, eine echte Lady zu werden. Doch es will ihr einfach nicht gelingen.
Als Josh McCain Ruth das erste Mal sieht, verschlägt es ihm die Sprache. Nicht nur, weil sie so aussieht, als hätte sie wochenlang in ihrer Kleidung geschlafen, sondern auch, weil ihre wilden Locken und die hinreißenden grünen Augen ihn auf Anhieb faszinieren.
Doch dann erhebt Ruth Anspruch auf Joshs Erbe und schon bald fliegen zwischen ihnen eher die Fetzen als die Funken. Noch nie in seinem Leben hat Josh eine so halsstarrige, unbeholfene und ungeschickte Person wie Ruth kennengelernt. Als ihre "Unfälle" gefährliche Ausmaße annehmen, muss er eine Entscheidung treffen ...
Kapitel 1
Jefferson City, Missouri, 1895
Wie viel Schaden kann eine winzige Fischgräte wohl tatsächlich anrichten?, fragte sich Ruth, als sie darüber nachdachte, das kleine krumme Ding einfach zu schlucken. Wie ich mein Glück kenne, bleibt sie mir im Hals stecken und ich huste mich zu Tode.
Gerade als sie sich dazu entschlossen hatte, ihre Serviette zu nehmen und das Ärgernis diskret zu entsorgen, sah Miss Pettigrew sie an. Ruth wurde kalt und sie zwang ihre geschlossenen Lippen zu einem Lächeln.
Na, immerhin habe ich den Mund zu.
Die Direktorin der Pettigrew Academy bedachte Ruth mit einem eisigen Nicken. Nach dem Debakel am Nachmittag hatte Ruth auch nichts anderes erwartet. In einem Augenblick von Sprachverwirrung oder geistiger Umnachtung hatte sie es doch tatsächlich fertiggebracht, der Gartengesellschaft den neuen Pastor Reverend Clark Mumsy als Reverend Mark Clumsy vorzustellen. Clumsy tollpatschig. Damit hatte sie sich selbst lächerlich gemacht und ein ziemlich schlechtes Licht auf die Akademie geworfen.
Oh, wie werde ich nur diese Gräte los?
Ruth hob ihre Serviette. Plötzlich geriet der silberne Kerzenleuchter in der Mitte des Tisches bedrohlich ins Schwanken dann fiel er sogar um auf Miss Pettigrews wertvolle irische Leinentischdecke. Erst als ihr Teller langsam vom Tisch rutschte und die ersten Mädchen zu quietschen anfingen, fiel Ruth auf, dass sie anders als gedacht nicht ihre Serviette erwischt hatte sie zog an der Tischdecke!
Wusch! Die kunstvollen Stickereien auf dem Tischtuch in der Mitte fingen Feuer und aus dem Quietschen wurden laute Schreie. Ruth schüttete erst das Wasser aus ihrem Kristallglas in die Flammen, dann die Reste aus der Teekanne, die neben ihr stand. Da ein paar der anderen Mädchen ebenfalls ihre Getränke über dem Feuer entleerten, hatten sie es innerhalb weniger Augenblicke gelöscht.
Ruth erstickte die letzte Glut. Ihr war klar, dass, selbst wenn die Teeflecken entfernt werden könnten, die Decke nicht mehr zu retten war. Miss Caldwell, in mein Büro, bitte. Miss Pettigrew erhob sich und marschierte aus dem Esszimmer.
Ruth wusste, dass das bitte alles andere als eine Bitte war. Natürlich gefiel es ihr nicht, der Direktorin zu folgen, aber ein Befehl war ein Befehl. Sie schob die Schultern zurück und tat so, als würde sie das Mitleid auf den Gesichtern ihrer Mitschülerinnen nicht sehen.
Im Flur holte Ruth endlich die Gräte aus ihrem Mund und steckte sie in die Erde des Farns, der vor Miss Pettigrews Büro stand.
Jetzt finde ich wirklich raus, wie viel Schaden eine winzige Fisch- gräte anrichten kann.
Als sie an sich hinuntersah, seufzte sie still. Ihr Kleid war völlig beschmutzt. Schnell zupfte sie die in Scheiben geschnittenen, nach Fisch riechenden Mandeln ab und steckte sie zu der Fischgräte in den Farn. Leider hinterließen ihre erdigen Finger Streifen auf ihrem besten Kleid. Die großen, nassen Flecken taten ein Übriges, um sie alles andere als vorzeigbar aussehen zu lassen. Das einzig Gute an ihrem nassen Rock war, dass er so schwerer und länger war und ihre abgewetzten Schuhe verdeckte.
Zu allem Überfluss bemerkte Ruth nun auch noch, dass ihre Haarnadeln sich gelöst hatten. Miss Pettigrew legte viel Wert darauf, dass Frauen ihre Krone der Pracht pflegten, und würde sicher kein Verständnis dafür aufbringen, wenn Ruth ihr unfrisiert gegenübertrat. Schnell sah sie sich um, um sicherzugehen, dass niemand sie beobachtete, dann zog sie ihren Rock hoch, wischte sich die Hände am Unterrock ab und ließ ihr Kleid dann wieder fallen. Danach schob sie die Haarnadeln zurück an Ort und Stelle und marschierte in die Höhle der Löwin. Miss Caldwell , begrüßte Miss Pettigrew sie kalt, bitte schließen Sie die Tür. Ja, Ma am. Während Ruth ihr gehorchte, konnte sie einen Schauder nicht unterdrücken. Das Gleiche hatte sie auch schon an anderen Schulen durchgemacht. Die Erniedrigung eines Rauswurfs lastete auf jedem anständigen Mädchen schwer, abe