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Neuerscheinungen 2014

Stand: 2020-02-01
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Jacques Rancière

Die Lektion Althussers


2014. 216 S. 221 mm
Verlag/Jahr: LAIKA-VERLAG 2014
ISBN: 3-944233-02-6 (3944233026)
Neue ISBN: 978-3-944233-02-4 (9783944233024)

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Jacques Rancières erstes Werk, zweifellos bis heute eine seiner wesentlichsten Schriften, erschien 1974 in Frankreich und hat seither nichts von seiner Aktualität eingebüßt. Mit der Verspätung von 37 Jahren erschien es 2011 erstmals in englischer Übersetzung. Nun endlich liegt Die Lektion Althussers in deutscher Übersetzung vor.

Die eklatante Entwicklung der Widersprüche im System des Neoliberalismus hat zu einem neuen Interesse an der Marxschen Theorie geführt. Selbst in FAZ und ZEIT findet man zunehmend Verweise auf sein Werk, an Hochschulen werden Symposien zu ´Neomarxismus´ und ´Postmarxismus´ organisiert und gleichzeitig sensibel darauf geachtet, dass all dies keinen Bezug zu praktischer Politik gewinnt. So bleibt der Seminar-Marxismus ein modisches Spielzeug des akademischen Betriebs und gilt als Ausweis intellektueller Distinktion. Es geht nicht darum, das System des Kapitals zu verstehen, um es zu überwinden, sondern um theoretische Wanderungen in ein Labyrinth weltloser Exegese. Hier liegt die Aktualität von Rancières Werk Die Lektion Althussers begründet. Er denunziert jene im akademischen Ghetto gefangenen Theoretiker, deren Denkschulen über bloße Rhetorik nicht hinauskommen, und die sich der revolutionären Praxis immer dann entziehen, wenn die Gefahr des Steppenbrands besteht.

Gemeinsam mit Étienne Balibar und Alain Badiou gehörte Jacques Rancière zu den sogenannten Meisterschülern Althussers, dem in den späten sechziger Jahren wohl einflussreichsten französischen Philosophen. Rancière, der auch einen Teil von Althussers Das Kapital lesen verfasste, brach jedoch Anfang der siebziger Jahre mit dem Strukturalismus seines Lehrers. Seine Lektion Althussers ist eine dezidierte, teilweise polemische Abrechnung mit Althusser, dem er vorwarf, seine Philosophie diene letztlich ebenfalls nur der Bewahrung des akademischen Elfenbeinturms und habe in der Konfrontation mit politischer Praxis völlig versagt. Der scharfe Angriff auf seinen früheren Mentor war nicht zuletzt der Erfahrung des Scheiterns der Mai-Revolte geschuldet. Zwar gehörte Althusser zu den Vordenkern des Mai 68, als es jedoch zum Generalstreik kam und neun Millionen französische Arbeiter dem Kapital ihren Dienst versagten, folgte Althusser der Parteidisziplin der KPF, die dem Aufstand die Spitze nahm, indem sie für mediokre Lohnerhöhungen auf den Sturz des gaullistischen Systems verzichtete. Der Niedergang der einst stärksten KP Westeuropas ist nicht zuletzt diesem Umstand geschuldet. Für Rancière war damit der Offenbarungseid des ´Althusserismus´ geleistet. Er konfrontierte ihn in seiner Lektion Althussers mit Marx´ 11. Feuerbachthese, wonach die Philosophen die Welt nur verschieden interpretiert hätten, es aber darauf ankomme, sie zu verändern.
Jacques Rancière, geb. 1940, lehrte zwischen 1969 und 2000 Philosophie und Kunsttheorie an der Universität Paris VIII.