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Neuerscheinungen 2014

Stand: 2020-02-01
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Jasmin Luise Hermann

Literaturverfilmung und die Grammatik der Transformation: Über Erzählstrukturen, filmische Äquivalenzen und Intertextual


Erstauflage. 2014. 152 S. 15 Abb. 220 mm
Verlag/Jahr: DISSERTA 2014
ISBN: 3-9542587-4-9 (3954258749)
Neue ISBN: 978-3-9542587-4-1 (9783954258741)

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Lange Zeit fungierte die Original- oder Werktreue als populär deutsches Ausschließlichkeitskriterium innerhalb eines mit moralisierender Hochkultur-Stimmung aufgeladenen akademischen Diskurses über die Qualität von Literaturverfilmungen. Das Licht des 18. Jahrhunderts hatte seine Schatten weit geworfen.
Die öffentliche Meinung hält bis heute an der Borniertheit eines Urteils fest, dass das sogenannte Gerechtwerden eines Mediums mit einem anderen in den Mittelpunkt seiner Unmöglichkeit stellt. Doch wem oder was kann und soll der Film im Bewusstsein medialer Differenzen treu sein?
Ein für die Analyse von Literaturverfilmungen brauchbares Instrument, das weniger wertgeleitet, dafür kontextueller, intertextueller operiert, fehlt bis heute. Genau dies will das vorliegende Buch sein: ein methodischer Neuanfang, ein Versuch zur Methode, eine Grammatik der Transformation.
Textprobe:
Kapitel 3, Intertextualitätsspuren:
3.1, Universale und spezifische Intertextualität:
Der Begriff der Intertextualität, in den letzten fünfzehn Jahren auch aufgrund seiner inhaltlichen Polyvalenz innerhalb der literaturtheoretischen Diskussion inflationär gebraucht, bezeichnet allgemein den Bezug von Texten auf andere Texte, die Beziehung-en, die Texte zueinander unterhalten. Dabei ist die Art der Beziehung entscheidend: Und je nachdem, wieviel man darunter subsumiert, erscheint Intertextualität entweder als eine Eigenschaft von Texten allgemein oder als eine spezifische Eigenschaft bestimmter Texte oder Textklassen. Intertextualität bewegt sich in diesem kontroversen Spannungsfeld: Als immer präsenter allgemeiner Teilaspekt literarischer Textualität, there are no texts, but only relationships between texts , eine universale Intertextualität also, deren Ausgangspunkt ist, daß es in der Kommunikation keine tabula rasa gibt, daß der Raum, in den ein einzelner Text sich einschreibt, immer bereits ein beschriebener ist. Jeder Text ist Reaktion auf vorausgegangene Texte, und diese wiederum sind Reaktionen auf andere und so fort (...). 1967 erstmals von der Semiologin Julia Kristeva rekurrierend auf Michail Bachtins Dialogizität innerhalb der Literaturwissenschaft als Leitbegriff eingeführt, bedeutet der universale, poststrukturalistische Intertextualitätsbegriff auch den Versuch, die Autonomie eines bürgerlichen Subjektbegriffes zu unterwandern, zu dezentrieren. Im intertextuellen Spiel, in der unendlichen Freiheit der Sinnkonstitution wird der Autor zur bloßen Projektionsfläche (wie schon einleitend auf S. 4 angerissen und als Argument gegen die von den Verfechtern der Original- oder Werktreue -Debatte implizierten Genieansprüche verwendet). Für die konkrete Analyse entbehrt diese Konzeption heuristischen Potentials. Demgegenüber steht die spezifische Intertextualität als ein Verfahren des Bedeutungsaufbaus , als ein systematischer Oberbegriff für die verschiedenen Formen konkreter Bezüge zwischen Einzeltexten, wie sie die Literaturwissenschaft immer schon untersucht hatte (z.B. Parodie, Travestie, Zitat, Anspielung, Übersetzung, Adaption). Warum erscheint das Konzept spezifischer intertextueller Referenz für das methodisch undurchsichtige, terminologisch verfilzte und allzu lang brachliegende Feld der Literaturverfilmung von Relevanz? Zum einen bietet es eine zusätzliche Beschreibungsebene an, die die Spuren literarischer spezifischer Intertextualität im Ursprungstext aufzuspüren und deren Niederschlag im filmischen Werk nachzuzeichnen versucht, ebenso wie den Spuren filmischer Intertextualität im Sinne der Bezüge zwischen filmischen Texten nachzugehen ist; eine Möglichkeit auch, den Kontext des jeweiligen Kunstwerks zu erschließen. Weitere hyperästhetische Bezüge, Beziehungen zwischen literarischen oder filmischen Texten und Gemälden, Musikstücken etc. sind vorstellbar, müssen aus Umfangsgründen jedoch unberücksichtigt bleiben. Zum anderen bietet gerade der von Gérard Genette in Palimpseste - Die Literatur auf zweiter Stufe (1993) entwickelte und sehr ausdifferenzierte Versuch einer Theorie der Intertextualität ein Begriffssystem an, ursprünglich rein auf literarische Texte bezogen, das sich auf die Beziehung zwischen literarischer Vorlage und filmischer Adaption anwenden läßt, ohne in ausgediente Denk- und Argumentationsmuster zu verfallen: Intertextuality, then, helps us transcend the aporias of fidelity.
3.1.1, Gérard Genettes Theorie der Intertextualität:
Unter dem Terminus der als Transtextualität benannten Intertextualität subsumiert Genette alles, was ihn (den Text) in eine manifeste oder geheime Beziehung zu anderen Texten bringt. Fünf Typen transtextueller Adaption werden vorgestellt, wobei der vierte Typ der Hypotextualität von größter Bedeutung ist, weil er die Adaptionsrelation zwischen literarischem und filmischem Text benennbar macht, ohne die br