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Patrick Dietz
Umgang mit Unterrichtsstörungen: Hilfen für Lehrerinnen und Lehrer zur Reduzierung von Störungen im Unterricht
Erstauflage. 2014. 44 S. 220 mm
Verlag/Jahr: BACHELOR + MASTER PUBLISHING 2014
ISBN: 3-9582025-4-3 (3958202543)
Neue ISBN: 978-3-9582025-4-2 (9783958202542)
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Im Verlauf der eigenen Berufskarriere wird jede Lehrkraft früher oder später mit Störungen im Unterricht konfrontiert. Im Gegensatz zu der fachlichen Wissensvermittlung fühlen sich jedoch die meisten Lehrer für den Umgang mit Disziplinproblemen nach ihrer Ausbildung nicht gut vorbereitet, da diese häufig zu theoretisch und praxisfern abläuft. In Anbetracht dessen, dass sich Unterrichtsstörungen in bisherigen Lehrerbelastungsstudien als die größten Stressfaktoren erwiesen haben, ist dieses Ausbildungsdefizit besonders erstaunlich. Im Durchschnitt ergibt sich alle 2,6 Minuten ein Anlass, auf den ein Lehrer reagieren könnte. Die vorliegende Arbeit bietet keine universelle Lösung zum Umgang mit Unterrichtsstörungen, jedoch kann sie helfen, diese zu verstehen. Wer die Gründe der Störungen kennt, hat eher die Möglichkeit, sie frühzeitig zu erkennen und darauf zu reagieren oder sie gar nicht erst entstehen zu lassen.
Textprobe:
Kapitel 3.2, Gesellschaftliche Probleme:
Neben den schulischen Aspekten sind noch weitere Faktoren anzuführen, welche das Unterrichtsgeschehen beeinträchtigen können. So können sich etwa gesellschaftliche Umstände auf das Klassenklima auswirken. Durch den gestiegenen Medienkonsum und den Verfall des Wertekonsenses zwischen gesellschaftlichen Gemeinschaften erhalten die Schüler in der heutigen Zeit eine immer breitere und beliebigere Definition von positivem Sozialverhalten, was die Gewissens- und Verhaltensentwicklung der Heranwachsenden in starkem Maße erschwert. Zudem wird den Kindern sowohl in der Realität als auch in den Medien ein Gewaltverhalten vorgelebt, welches die Entstehung von Disziplinkonflikten ebenfalls begünstigt. Wenige aktive Freizeitangebote, fehlende Berufsperspektiven und der hektische Lebensstil sind weitere Motive für störende Verhaltensweisen.
Auch Freundeskreise können das Geschehen im Unterricht beeinträchtigen. Viele Schüler befinden sich zum Beispiel auf einer ständigen Suche nach Aufmerksamkeit und Anerkennung von Seiten des Lehrers oder der Mitschüler, was die Schüler dazu verleiten kann, durch provokantes oder regelwidriges Benehmen auffallen zu müssen. Diese Haltung ist besonders dann anzutreffen, sobald störendes Verhalten innerhalb einer Gruppe wertgeschätzt wird und rebellierende Handlungsweisen gegenüber der Institution Schule oder den Lehrern Ansehen erfahren. Sind solche Gruppierungen innerhalb einer Klassengemeinschaft vorzufinden, so besteht für mitarbeitswillige Schüler, welche nach den Regeln der Lehrkraft handeln, ein erhöhtes Risiko, von Mitgliedern eines solchen Kollektivs gemobbt oder ausgeschlossen zu werden.
3.3, Familiäre Probleme und Erziehungsfehler:
Als weitere Ursachen für Störverhalten lassen sich familiäre Probleme und Fehler in der Erziehung anführen. Zum Einen kommt es bei einem großen Teil der Eltern früher oder später zu Auseinandersetzungen, welche bei Kindern mit einem starken Bedürfnis nach Harmonie zum Teil heftige psychische Reaktionen auslösen können. Diese werden später durch Fehlverhalten ausgedrückt. Zum Anderen können bei Kindern, welche nur von einem Elternteil aufgezogen wurden, zunehmend Verhaltensprobleme in der Schule beobachtet werden. Hierbei lassen sich Verbindungen zwischen einem fehlenden Vater oder einer überforderten Mutter und der Zunahme von Disziplinkonflikten feststellen. In der Schule als schwierig empfundenes Verhalten kann somit eine Folge verstörender Erlebnisse in der Familie sein, jedoch können schulische Probleme auch Ausgangspunkt für familiäre Konflikte darstellen. Hierdurch können sie sich gegenseitig negativ verstärken und wechselseitig beeinflussen.