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Peter Herde, Benjamin Z. Kedar
(Beteiligte)
Karl Bosl im "Dritten Reich"
2015. VIII, 226 S. 37 b/w ill. 230 mm
Verlag/Jahr: OLDENBOURG 2015
ISBN: 3-11-041256-X (311041256X)
Neue ISBN: 978-3-11-041256-7 (9783110412567)
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Karl Bosl war der Fachwelt bis in die neunziger Jahre als angesehener und viel geehrter Historiker bekannt. Erfolgreich behauptete er nach 1945, dass er sich gegenüber dem Nationalsozialismus kritisch verhalten und zu einer kleinen Widerstandsgruppe gehört habe. Ein Mitglied dieser Gruppe, Robert Limpert, wurde von den Nationalsozialisten aufgegriffen und nur wenige Stunden vor Eintreffen der Amerikaner brutal hingerichtet. Die hier vorgelegte Studie, die an die erste Publikation der Autoren zum Thema von 2011 anknüpft, beruht auf einer stark erweiterten Quellenbasis von unveröffentlichten offiziellen und privaten Dokumenten, die neue gesicherte Rückschlüsse auf Bosls vielfältige Beziehungen zum nationalsozialistischen Regime zulässt. Noch im Dezember 1944 hielt er vor Ansbacher NS-Größen einen leidenschaftlichen Vortrag, in dem er das Ringen um die Erhaltung des Großdeutschen Reiches unter Hitler in höchsten Tönen lobte. Doch schon im September 1945 verurteilte er bei einer Zeremonie am Grab Limperts den Nazismus energisch, und es gelang ihm, vor dem Entnazifizierungstribunal der Stadt Ansbach den Eindruck zu erwecken, dass er durch seine Gegnerschaft zu den Nationalsozialisten sein Leben riskiert habe. "Durch eine hervorragende Detektivarbeit legen Benjamin Kedar und Peter Herde eine faszinierende forensische Dekonstruktion der Geschichte vor, die Karl Bosl, einer der prominentesten Historiker Bayerns der Nachkriegszeit, für sich selbst schuf, um sich als Nazi-Gegner zu etablieren." Sir Ian Kershaw
"Die Entstehung und Verfestigung der Widerstandslegende durch Verschweigen, Beschönigen, Lügen und Fälschen bildet den Mittelpunkt der rund 90-seitigen Darstellung, die durch den Abdruck von 23 Dokumenten untermauert wird. Die Autoren argumentieren differenziert und führen einen insgesamt sehr überzeugenden, akribisch angelegten Indizienbeweis. Im Anhang setzten sie sich in einem Kapitel zur Rezeptionsgeschichte der englischen Ausgabe auch eingehend mit den Einwänden ihrer Kritiker [...] auseinander."
Clemens Vollnhals in: Bohemia Band 57 (2017), 483-485
"Beeindruckend an dem mit zahlreichen Dokumenten und einer umfassenden Bibliographie ausgestatteten Band ist (...) die minutiöse Nachzeichnung eines "politischen Imagewechsels", eines Wechsels vom bekennenden Nationalsozialisten zum widerständigen, für die Demokratie offenen Intellektuellen. (...) Mit der Rekonstruktion der Ereignisse (...) bieten Kedar und Herde eine faszinierende Einzelfallstudie, wie "Entnazifizierung" nach 1945 vor sich gehen konnte und welche Faktoren und Strategien der Selbstpräsentation dabei eine Rolle spielten."
Stefan Jordan in: Historische Zeitschrift , 305 (2017), 258-260.
Benjamin Z. Kedar, Hebrew University of Jerusalem, Israel; Peter Herde, Universität Würzburg.