Neuerscheinungen 2015Stand: 2020-02-01 |
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Hubert Kiesewetter
Von Richard Wagner zu Adolf Hitler
Varianten einer rassistischen Ideologie
2015. 259 S. 233 mm
Verlag/Jahr: DUNCKER & HUMBLOT 2015
ISBN: 3-428-14543-7 (3428145437)
Neue ISBN: 978-3-428-14543-0 (9783428145430)
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Die Wirkungsgeschichte von Wagners Antisemitismus zwischen 1883 und 1945 ist nach wie vor umstritten, auch wenn die Wagner-Literatur kaum noch zu überblicken ist. In diesem Buch wird eine Interpretation angeboten, die zwar Wagners Judenfeindschaft rassistische Tendenzen bescheinigt, aber keine Identität zwischen Wagners und Hitlers Rassismus konstatiert. Der Bayreuther Wagnerclan war entscheidend daran beteiligt, daß der wagnerbegeisterte Hitler und viele Nationalsozialisten in ihrem Judenhaß seit 1923 mit einer umfassenden ideologischen Unterstützung der Wagnerfamilie rechnen konnten.
Richard Wagners Antisemitismus ist seit über 160 Jahren in aller Welt stark umstritten. Die Einschätzungen reichen von einer humanitären und emanzipatorischen Interpretation, die jüdische Freunde Wagners zu dessen moralischer Entlastung anführen, über eine ausgeprägte Judenfeindschaft bis zur unmittelbaren Vorläuferschaft von Hitlers Rassismus. Was kann davon bei einer nüchternen Betrachtung als zutreffend angesehen werden? In diesem Buch wird versucht, die Anteile herauszufiltern, die die Wagnersche Judenfeindschaft mit dem nationalsozialistischen Rassismus verbinden, aber vor allem wird die Wirkungsgeschichte eines völkischen Rassismus, der in Bayreuth seit Wagners Tod 1883 bis zur Machtergreifung Hitlers 1933 immer mehr Anhänger fand, kritisch analysiert. Wagner, dessen Musik Hitler bis 1945 begeistert bejubelte, war zwar ein geistiger Initiator einer rassistischen Ideologie, aber das eigentliche Verbindungsglied zwischen Wagner und Hitler sind die Bayreuther Wagnerianer Cosima Wagner, Hans von Wolzogen, Houston Stewart Chamberlain, Winifred Wagner und viele andere Wagnerfans, die dem Nationalsozialismus nicht nur als künstlerische Steigbügelhalter dienten.
Vorwort
1. Einleitende Gedanken
2. Thomas Manns ambivalenter Wagnerkult
3. Wagners früher Antisemitismus
4. Die spärlichen Reaktionen auf den Judenaufsatz von 1850
5. Die verstärkende antisemitische Rolle des Bayernkönigs Ludwig II.
6. Die heftige Kritik an und die Verteidigung von Wagners Judenthum 1869
7. Die zwiespältige Rolle von Cosima Wagners Antisemitismus
8. Houston Stewart Chamberlains Rassismus
9. Hitler als Wagnerianer
10. Hitler und Winifred Wagners Bayreuth
11. Können wir aus den Wagner-Interpretationen etwas lernen?
Literatur- und Personenverzeichnis
Hubert Kiesewetter studierte Ökonomie, Philosophie, Geschichte und Wissenschaftstheorie in Frankfurt am Main, Kiel, London und Heidelberg. 1973 folgte die Promotion in Philosophie und 1985 die Habilitation in Wirtschafts- und Sozialgeschichte. Gastprofessuren führten in nach Urbana-Champaign (Illinois), Oxford und Paris; 1987/88 war er Konrad-Adenauer-Professor an der Georgetown University in Washington, D.C. Von 1990 bis 2004 hielt er die Professur für Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt inne. Seit 2004 ist er im Ruhestand.