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Carsten Gansel, Markus Joch, Monika Wolting
(Beteiligte)
Zwischen Erinnerung und Fremdheit
Entwicklungen in der deutschen und polnischen Literatur nach 1989
Herausgegeben von Gansel, Carsten; Joch, Markus; Wolting, Monika
2015. 460 S. mit 8 Abbildungen. 23.7 cm
Verlag/Jahr: V&R UNIPRESS 2015
ISBN: 3-8471-0382-2 (3847103822)
Neue ISBN: 978-3-8471-0382-0 (9783847103820)
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Ist 1989 für das literarische Deutschland und Polen wirklich ein Wendepunkt?
Literaturwissenschaftler und Literaturkritiker in Polen streiten seit über 20 Jahren, ob man das Jahr 1989 als Wendejahr in der polnischen Literatur bezeichnen kann. Unter deutschen Germanisten und Feuilletonisten herrscht darüber, in Hinblick auf ´ihre´ Literatur, schon eher Konsens: Die politische Zäsur von 1989, der Zusammenbruch des Realsozialismus, gilt den meisten auch als Ende der sogenannten Gesinnungsästhetik, das heißt als Abschied von politmoralischen Programmen im Geiste der Gruppe 47 oder der reformsozialistischen Autoren in der DDR. Das Zusammenfallen von politischem und literarischem Einschnitt wird in Deutschland gemeinhin vorausgesetzt, das Hinterfragen der ´Epochenzäsurrhetorik´ (Thomas Anz) ist die klare Ausnahme. Einig sind sich polnische und deutsche Beobachter nur im Einfachsten: dass Polen und Deutschland seit 1989 gravierendere politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Veränderungen erlebten als zuvor. Anlass genug, der Frage auf den Grund zu gehen, ob in beiden Ländern nach 1989 wirklich neue Literaturkonzepte und/oder bedeutende Werke entstanden, die neben der Transformation der kulturellen Institutionen auch einen Neuanfang innerhalb des Symbolsystems Literatur markieren.
Literary scholars and literary critics in Poland have been debating for over 20 years whether the year 1989 can be defined as a historic turning point in Polish literature. Among German scholars of German literature and German feature writers there is more consensus with regard to "their" literature; for most, the political turning point and the collapse of real socialism in 1989 also signified the end of so-called ideological aesthetics (Gesinnungsästhetik), in other words a departure from politico-moralistic programmes in the spirit of Group 47 or the reform-oriented socialist authors in the GDR. The co-occurrence of such decisive events in politics and literature is generally taken for granted in Germany. The critical scrutiny of "turning point rhetoric" (Thomas Anz) is clearly an exception. Polish and German observers agree only on the fact that since 1989, Poland and Germany experienced more momentous political, economic and societal changes than before. This is reason enough to scrutinise the question whether since 1989 such new literary concepts and/or significant works have emerged in both countries that besides the transformation of cultural institutions one can speak of a new beginning within the symbolic system of literature.