Neuerscheinungen 2015Stand: 2020-02-01 |
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Magdalena Maruck
Kurt Heynicke (1891-1985). Ein Dichter aus Schlesien zwischen Revolte und Opportunismus
2015. 460 S. 220 mm
Verlag/Jahr: NEISSE 2015
ISBN: 3-86276-152-5 (3862761525)
Neue ISBN: 978-3-86276-152-4 (9783862761524)
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Die vorliegende Arbeit widmet sich einem in der niederschlesischen Industrie- und Gärtnereistadt Liegnitz (Legnica) geborenen Autor, der heute weitgehend in Vergessenheit geraten ist. Sie stellt einen Versuch dar, die Biographie von Kurt Heynicke (1891 1985) und seine schriftstellerische Arbeit auf den Gebieten Lyrik, Drama, Schauspiel, Erzählung, Roman, Hörspiel und Essay zu analysieren und vor dem Vergessen zu bewahren.
Kurt Heynicke verlebte eine kurze Kindheit in Liegnitz. Sie war geprägt durch Entbehrungen und den frühen Tod der Mutter. Seine beiden jüngeren Brüder starben noch im Säuglingsalter. Die äußerst bescheidenen Verhältnisse bewogen seinen Vater dazu, aus Schlesien über Umwege nach Berlin auszuwandern. Heynicke, der noch nicht einmal eine Mittelschule besucht hatte, befaßte sich autodidaktisch mit Literatur. Das Schlüsselerlebnis wurde für den Gedichte schreibenden Versicherungsbeamten der Erste Weltkrieg, den er als Sanitäter miterlebte. 1919, mit knapp dreißig Jahren, erhielt Heynicke den Kleist-Preis verliehen, den wichtigsten Preis für junge Literaten.
Zwölf seiner Gedichte wurden von Kurt Pinthus in die expressionistische Anthologie Menschheitsdämmerung aufgenommen. Sie erschien zuerst 1919 in einem Kleinverlag, 1920 dann bei Rowohlt. Als Schriftsteller erfreute Heynicke sich daraufhin großer Beliebtheit. Der Durchbruch brachte ihm Popularität.
Seinen künstlerischen Tiefpunkt erreichte er in der Zeit des Nationalsozialismus. Mit zwei Thingspielen folgte Heynicke den ideologischen Erwartungen des Regimes. Mitten im Zweiten Weltkrieg zog er sich nach Merzhausen bei Freiburg im Breisgau zurück. Dort lebte er sich gut ein und fristete mit den Erträgen aus belangloser Populärliteratur ein bescheidenes Dasein.
Die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg brachte ihm finanzielle Schwierigkeiten und zeigte die Unfähigkeit des Dichters, an seine Erfolge aus der Zeit der Weimarer Republik anzuknüpfen und eine eigene Poetik zu erarbeiten. Heynicke bewegte sich in verschiedenen literarischen Gattungen. Im hohen Alter kehrte er zur Lyrik zurück und verfaßte seine besten Gedichte. Doch mit der Insolvenz des Verlages, der die Gesamtausgabe seiner Gedichte veröffentlicht hatte, scheiterte auch Heynickes Bestreben, als Lyriker wieder ein Lesepublikum zu erreichen.
Der Kleist-Preisträger wehrte sich erfolglos gegen seinen Ruf als letzter lebender Expressionist. Heynicke fühlte sich in einem Museum namens Expressionismus eingeschlossen, ja bereits mumifiziert, und mußte zusehen, wie er immer mehr in Vergessenheit geriet.
Otto Brües schrieb zum sechzigsten Geburtstag Heynickes über seine Lyrik: Kaum anzunehmen, daß der innere Gehalt echter Lyrik sich jemals wandelt, es wandeln sich nur Erscheinungsformen dessen, was zur Verzückung hinreißt, und so singt Heynicke das Lob der Landschaften, der Frauen und Gottes. Zumal diese Verse gleichen blitzenden Lichtfiguren auf der Schusterkugel Jakob Böhmes.