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Neuerscheinungen 2015

Stand: 2020-02-01
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Tamera Alexander, Silvia Lutz (Beteiligte)

Geliebte Fälscherin


Übersetzung: Lutz, Silvia
1., Aufl. 2015. 544 S. 187 mm
Verlag/Jahr: FRANCKE-BUCHHANDLUNG 2015
ISBN: 3-86827-490-1 (3868274901)
Neue ISBN: 978-3-86827-490-5 (9783868274905)

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Claire hat das Zeug zur Malerin, aber ihr Vater macht eine Gemäldefälscherin aus ihr. Doch sie kann fliehen. Ein sorgenfreies Leben als Sekretärin der reichen Mrs Acklen ist nun zum Greifen nah und auch Liebesglück winkt wäre Mrs Acklen nur nicht Kunstsammlerin und der Mann ihrer Träume nicht Anwalt, der nach Kunstfälschern fahndet
1

Französisches Stadtviertel, New Orleans, Louisiana
7. September 1866

Claire Laurent betrachtete die Leinwand auf der Staffelei vor sich und obwohl Meisterwerk zu hoch gegriffen wäre, um das Bild zu beschreiben, wusste sie doch, dass es ihr bislang bestes Gemälde war. Warum war sie dann so enttäuscht? Weil es ein gemeiner Betrug war und unter ihren Reifröcken und Spitzen winzige Schweißperlen über ihre Haut liefen. Während sie mit einer Hand durch ihre Locken fuhr und mit der anderen den mit Farbe getränkten Pinsel in einen Becher Terpentin tauchte, wusste sie ganz genau, was der Grund für ihre Enttäuschung war. Dieses Wissen verstärkte ihre Schuldgefühle noch mehr.
Ihr Blick wanderte zur rechten unteren Ecke der Leinwand, zu der Stelle, die für die Signatur des Künstlers reserviert war. Sie hatte sich noch nicht überwinden können, dieses Bild zu signieren. Nicht mit diesem Namen. Denn von allen Landschaftsbildern, Stillleben und Porträts, die sie gemalt hatte, hatte sie bei keinem das Gefühl gehabt, es wäre ihres.
Bis zu diesem Bild.
Ein Windhauch, feucht und schwer mit der untrüglichen Ankündigung von Regen, wehte durch das offene Fenster in ihr Zimmer im ersten Stock. Sie warf einen Blick aus dem Fenster über die Stadt und atmete die salzige Luft ein, die vom Golf herübergeweht wurde. Sie betrachtete das Vieux Carré unter sich, den Alten Platz, den sie schon so oft gemalt hatte, dass sie die Augen schließen und trotzdem jedes Detail sehen konnte: die pastellfarbenen Gebäude, die sich dicht nebeneinanderdrängten und die engen Straßen säumten, während ihre Balkone aus kunstvollem, schwarzem Schmiedeeisen mit leuchtenden Blüten in den Farben des Spätsommers wie hängende Körbe an den Häusern prangten. Diese Kombination verlieh diesem Stadtteil einen Charme und eine Schönheit, die einzigartig waren.
Kein Wunder, dass sie sich so schnell in New Orleans verliebt hatte, auch wenn die letzten Monate wirklich sehr schwer gewesen waren.
Das gleichmäßige Ticken der Uhr auf dem Kaminsims machte ihr bewusst, dass die Sekunden verstrichen. Sie atmete langsam aus. Dann erhob sie sich von ihrem Hocker und streckte sich. Sie merkte, dass sie an den letzten Tagen zu spät schlafen gegangen und zu früh aufgestanden war, aber das hatte sich nicht vermeiden lassen. Um dieses Gemälde fertigzustellen, hatte sie länger gebraucht, als sie angenommen hatte.
Viel länger, wie ihr Vater sie immer wieder erinnerte.
Es war schon fast halb drei und sie musste die Galerie spätestens um drei Uhr verlassen , hatte ihr Vater verlangt. Sie wusste, dass sie sich von seiner Forderung nicht beirren lassen sollte. Es war nicht das erste Mal, dass er von ihr verlangte fortzugehen, während er mit Kunden der Galerie sprach . Es war auch nicht so, dass sie nicht gewusst hätte, was er in dieser Zeit machte. Woraus ihr Familienunternehmen bestand.
Seine zunehmende Gereiztheit in den letzten Wochen hatte ihre Einstellung ihm gegenüber auch nicht verbessert. Obwohl er bestimmt kein sanfter Mann war, hatte er trotzdem normalerweise keine so scharfe Zunge. Aber in den letzten Tagen war schon mancher Blick von ihm messerscharf gewesen. Claire Elise? Où es-tu?
Sie erstarrte, als sie seine Stimme hörte. Oui, Papa. Ich bin hier oben.
Sie warf einen Blick auf die Leinwand hinter sich und rang mit dem lächerlichen Wunsch, sie zu verstecken. Irgendwie wollte sie nicht, dass er das Bild sah. Noch nicht. Wenn es nach ihr gegangen wäre, würde er es überhaupt nicht sehen. Vielleicht könnte sie ihm erzählen, dass es noch nicht fertig sei. Aber ihr Vater brauchte nur einen einzigen Blick auf sie zu werfen und wusste die Wahrheit. Sich zu verstellen und zu lügen war eine Kunst, die sie noch nie beherrscht hatte. Im Gegensatz zu ihm.
Die eiligen Schritte auf der Treppe verrieten ihr, dass sie nicht genug Zeit hatte, um das Gemälde hinter dem Kleiderschrank zu verstecken. Ein Tuch darüberzuwerfen kam nicht infrage,