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Neuerscheinungen 2015

Stand: 2020-02-01
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Tamera Alexander, Silvia Lutz (Beteiligte)

Wie ein Flüstern im Wind


Übersetzung: Lutz, Silvia
1. Aufl. 2015. 556 S. 187 mm
Verlag/Jahr: FRANCKE-BUCHHANDLUNG 2015
ISBN: 3-86827-524-X (386827524X)
Neue ISBN: 978-3-86827-524-7 (9783868275247)

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Seit dem schändlichen Tod ihres Mannes ist Olivia Aberdeen gesellschaftlich ruiniert. Auf der Belle Meade Plantage gerade so geduldet, will sie zeigen, was in ihr steckt. So wie Ridley Adam, der ein dunkles Geheimnis hütet. Würde es ans Tageslicht kommen, würde er alles verlieren - auch die Frau, die er liebt...
Kapitel 1
10. Mai 1866
Nashville, Tennessee

Olivia Aberdeen eilte mit gesenktem Kopf zu der wartenden Kutsche. Die Blicke der Leute auf der Straße bohrten sich wie rostige Nägel in sie, aber sie wandte den Blick ab, da die Passanten sonst Schuldgefühle in ihrem Gesicht gesehen und sie noch mehr für das verantwortlich gemacht hätten, was passiert war.
Sie umklammerte den Briefumschlag in ihrer Hand und ließ sich von dem Diener in die Kutsche helfen. Trotz allem, was ihr verstorbener Mann den Menschen von Nashville - und ihr - angetan hatte, legte sie Wert darauf, sich gebührend zu benehmen. Obwohl ihr Herz weit davon entfernt war, den frühen Tod von Charles Winthrop Aberdeen zu betrauern, trug sie die angemessene Witwenkleidung, die von einer Frau ihres Standes erwartet wurde.
Oder besser gesagt, ihres früheren Standes.
Sobald sie in der Kutsche Platz genommen hatte, atmete Olivia tief durch. Zum ersten Mal seit fünf Jahren. Sie wusste, dass das, was sie fühlte, falsch war. Einer Frau, die erst seit einer Woche verwitwet war, sollte nicht nach Tanzen zumute sein. Aber Gott stehe ihr bei, genau das hätte sie am liebsten getan. Natürlich nicht auf dem Grab ihres kürzlich verstorbenen Mannes. Das wäre pietätlos. Neben dem Grab würde ihr reichen.
Ein Anflug von Reue begleitete diesen ungebührlichen Gedanken und Olivia stiegen Tränen in die Augen. Allein die Vorstellung, dass jemand ihre wahren Gefühle erraten könnte, versetzte sie in Angst und Schrecken. Ihre komplizierte Situation zehrte an ihren ohnehin aufgewühlten Emotionen. Genauso wie das Wissen, dass die Leute, die sie beobachteten, sie verurteilten.
Aber in einem Punkt würden ihr bestimmt alle recht geben - einschließlich der Männer, die mit ihrem Komplott, ihren Mann zu töten, Erfolg gehabt hatten: Charles Aberdeen war einer der gemeinsten Männer der Welt gewesen, ohne jede Moral oder Ethik oder Loyalität zur Konföderation. Sie hatte Charles nie den Tod gewünscht. Aber ab dem Moment, in dem sie vor Gottes Augen seine Frau geworden war, hatte sie sich gewünscht, aus dieser Ehe befreit zu werden. Die Ehe mit Charles hatte ihr Vater als eine der letzten Entscheidungen seines Lebens arrangiert - eine unauflösbare Partnerschaft, wie er erklärt hatte. Und Olivia wusste von Anfang an, dass sie kein Recht hatte, das zu scheiden, was Gott, wenn auch ohne ihre Zustimmung, zusammengefügt hatte.
Aber anscheinend hatte am Ende doch Gott diese Arbeit übernommen und sie mit großer Präzision und Endgültigkeit ausgeführt. Olivia war darüber so erstaunt, dass sie trotz einiger Zweifel in den letzten Tagen angefangen hatte, sich zu fragen, ob Gott vielleicht wirklich alles hörte, auch das stumme Flüstern einer verzweifelten Seele.
Diese Möglichkeit brachte ihr einen gewissen Trost, aber noch stärker ein Gefühl des Unbehagens, wenn sie daran dachte, wie wenig sie in Wirklichkeit über Gottes Wesen wusste. Sie hatte versucht, ihrem verstorbenen Mann die bestmögliche Frau zu sein, und so belohnte Gott ihre Mühen."Eine Truhe habe ich schon aufgeladen, Mrs Aberdeen. Aber wo sind alle anderen, Madam?"Olivia richtete sich in der Kutsche höher auf und versuchte sich an den Namen des Dieners zu erinnern. Er war nur geschickt worden, um sie abzuholen. "Ich nehme lediglich diese eine Truhe mit, Jedediah. Alles, was ich brauche, hat darin Platz." In der Truhe war tatsächlich nichts, was ihr Schwager ihr mitzunehmen verboten hatte. Er war zum alleinigen Erben des Vermögens ihres Mannes eingesetzt worden. Ihm gehörte jetzt jeder Cent, den Charles damit erworben hatte, dass er fast jeden, den sie kannten, belogen, betrogen und getäuscht hatte. Selbst ihre Freunde, wie sich herausgestellt hatte. Diese Freunde, die dank Charles´ älterem Bruder, dem letzten Nachkommen der Familie Aberdeen, jetzt glaubten, sie habe die ganze Zeit über die dunklen Geschäfte ihres Mannes Bescheid gewusst.
Sie hatte jedoch keine Ahnung gehabt.
Eines konnte man