Neuerscheinungen 2015Stand: 2020-02-01 |
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Rudolf von Bitter, Michel Matveev
(Beteiligte)
Das Viertel der Maler
Roman
Aus d. Französ. u. m. e. Nachw. v. Bitter, Rudolf von
2015. 220 S. 206 mm
Verlag/Jahr: WEIDLE VERLAG 2015
ISBN: 3-938803-76-2 (3938803762)
Neue ISBN: 978-3-938803-76-9 (9783938803769)
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Michel Matveev hat in diesem Roman den Lebensweg des Künstlers schlechthin beschrieben, anhand seines eigenen Beispiels und seiner eigenen Erfahrungen, Erlebnisse und Beobachtungen. Es ist der Werdegang des Künstlers vom armen Schlucker und verlorenen Bohémien am Montparnasse der 1920er und 1930er Jahre zum erfolgreichen Maler, dem sein Mäzen und Sammler einen Arbeitsaufenthalt auf dem Land finanziert, um den sich die Galeristen bemühen, den die ökonomisch zurückgebliebenen Kollegen und Kameraden bewundern
und beneiden - bis ihn die Wir tschaftskrise abstürzen läßt und er zurückkehrt ins Café, wo die anderen alle schon immer gesessen haben.
Michel Matveev zeichnet wiederum einen exemplarischen Verlauf, wiederum aus eigener Anschauung und aus eigenem Erleben, als wollte er bloß für sich selbst darlegen und klarlegen, wie es gegangen ist - wie schon in den zuvor entstandenen Büchern seine Teilnahme an der russischen Revolution 1905, dann in DIE GEHETZTEN das Erlebnis des Pogroms, dem Vater und Bruder zum Opfer fielen, und die anschließende Odyssee durch aggressiv antisemitische Ämter, bis er nach Paris gelangen konnte. Jetzt, im dritten Buch, das im Original 1947 erschien, die enge Zugehörigkeit zur Künstlerbohème im Paris der Zwischenkriegszeit. So wird Matveev ungewollt zu einem erstrangigen Zeugen dreier prägender Jahrhundert-Phänomene.
Er selbst war 1923 nach Paris gelangt und machte sich dort bald als Bildhauer von Tierskulpturen einen Namen. Daß er sich ausgerechnet in Paris niederlassen konnte und dort seine Kreise in ebenjener Künstlerbohème hatte, aus der Künstler wie Chagall, Modigliani, Brancusi und vor allen Chaim Soutine hervorgegangen sind, die ähnliche Vorleben aufwiesen wie er, hat mit der Strahl- und Anziehungskraft der europäischen Kunstmetropole Paris zu tun. Chagall, Soutine und eben Constant, wie Matveev sich als Künstler nannte, waren aus ihren jüdischen Umfeldern hierher geflüchtet. Für solche Künstler hatte der etablierte Pariser Bildhauer Alfred Boucher ein Atelierhaus am Stadtrand geschaffen, "la Ruche" (der Bienenkorb), ein Bau von der Weltausstellung 1900, den er auf einem Grundstück am Stadtrand wiedererrichten ließ.
In dem, was Matveev schildert, ist alles enthalten, was das Leben dem Künstler an Emotionen, an Triumphen und Niederlagen bieten kann: Liebeskummer und Eifersucht, Mietrückstand und Flucht vor Gläubigern, künstlerische Selbstzweifel, die Nöte der abgelehnten Immigranten, das Leben in der Bohème und ein Künstlerstolz, der "unwürdige" Tätigkeiten verbietet und in den Hunger führt.
MICHEL MATVEEV (1892-1969) hieß eigentlich Joseph Constantinovsky. Er stammt aus Odessa, von wo er nach den Pogromen 1919 floh. 1923 ließ Matveev sich in Paris nieder und gehörte eine Zeitlang zum Kreis um Joseph Roth. Er studierte Kunst und wurde als Joseph Constant ein damals recht bekannter Bildhauer, dem noch heute ein kleines Museum in Tel Aviv gewidmet ist. Im Weidle Verlag erschienen bereits DIE GEHETZTEN und DIE ARMEE DER NAMENLOSEN REVOLUTIONÄRE. RUSSLAND 1905, beide übersetzt von Rudolf von Bitter.