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Neuerscheinungen 2015

Stand: 2020-02-01
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Ines Geipel, Joachim Walther (Beteiligte)

Gesperrte Ablage


Unterdrückte Literaturgeschichte in Ostdeutschland 1945-1989
2015. 450 S. 205 mm
Verlag/Jahr: LILIENFELD VERLAG 2015
ISBN: 3-940357-50-2 (3940357502)
Neue ISBN: 978-3-940357-50-2 (9783940357502)

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Über vierzig Jahre Literaturgeschichte, die nicht stattfinden sollte, die unterdrückt und auch nach 1989 bislang kaum in den Blick genommen wurde: Ines Geipel und Joachim Walther erzählen sie.
Der DDR-Diktatur ist es gelungen, auch nach ihrem Untergang das Gedächtnis der Öffentlichkeit im Hinblick auf die Geschichte des literarischen Schaffens zu beeinflussen. Das einfache Bild, das während ihrer Existenz vorherrschte, ist das von den "staatstragenden" Künstlern und deren "Kontrapunkten", den kritischen, aber trotzdem loyalen Autorinnen und Autoren, die oft auch im Westen zu Berühmtheit gelangen konnten. Ein sehr geschöntes Bild, denn in Wahrheit ist dies nur der zugelassene Teil der Literaturgeschichte - bestimmte Stoffe und Ästhetiken, ja, alles wirklich Nonkonforme, Experimentelle, Widerständige wurde konsequent behindert, unterdrückt, verfolgt, verschwiegen, abgelegt und weggesperrt.
Wenn Kunst etwas mit Freiheit zu tun hat, dann ist dies die wahre Literaturgeschichte Ostdeutschlands, und sie muss gegen die nach wie vor zähe Propaganda eines Systems erzählt werden. Ines Geipel und Joachim Walther tun dies detail- und kenntnisreich und eröffnen den Blick auf ein literarisches Leben, das trotz lebensgefährlicher Konsequenzen für die Freiheit des Wortes einstand.
Zur Chronik der Notunterkünfte bedrohter Manuskripte in der DDR gehört die Tatsache, dass das rein Physische der Texte zur existentiellen Gefahr für die Autoren werden konnte. Mussten in der frühen DDR Autorinnen und Autoren im Zuchthaus durchweg ohne Papier auskommen und aus dieser Zwangssituation heraus eine eigene Form des mündlichen Memorierens begründen, berichten widerständige Autoren der späteren DDR immer wieder von sorgsam bedachten Textaufbewahrungsorten, etwa in der Jauchengrube, im Kartoffelkeller, zwei Meter tief unter der Birke im Garten, von Verstecken in Schließfächern auf Bahnhöfen, eingenäht in Kissen, in den Spielzeugen ihrer Kinder oder unter Holzdielen. Hatten widerständige Autoren mit der permanenten Angst zu leben, dass das, was sie dachten und fühlten, als Text greifbar werden könnte, so lebten Apparat und Geheimdienst in dem Dauerwahn, dass sie diesen ortlos gemachten Text nicht greifen, seiner nicht habhaft werden könnten, was eine ganz eigene Phänomenologie der Textverstecke begründete.