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Neuerscheinungen 2015

Stand: 2020-02-01
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Ellen Sharedon

See you in the Shadow


Zwischen Schatten und Zwielicht
2015. 236 S. 21 cm
Verlag/Jahr: HNB.MEDIA 2015
ISBN: 3-943018-92-X (394301892X)
Neue ISBN: 978-3-943018-92-9 (9783943018929)

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Auf der Jagd nach der Mörderin seiner geliebten Frau trifft der gut aussehende Vampir Colin Winslow in Köln auf die Studentin Amanda, die zwischen die Fronten des Konfliktes gerät und dabei schwer verletzt wird. Zwischen Amanda und Colin entbrennt eine leidenschaftliche Liebesbeziehung, die Colin und seinen Weggefährten Finnian zu erbitterten Feinden macht. Ein Kampf auf Leben und Tod entbrennt.
Leseprobe

Ich dachte an Mary. Wenigstens hatte ich endlich ihren Tod gerächt. Mir kamen Alexas Worte in den Sinn. Mary hatte um mein Leben gebettelt. Um meines! Der Gedanke daran quälte mich unendlich. Vielleicht wäre es besser gewesen, Alexa hätte mich getötet. Ich blickte an mir hinab. Mein Arm begann bereits zu heilen.
Ein Stöhnen drang an meine Ohren und riss mich aus den Erinnerungen. Alexas Opfer versuchte aufzustehen, doch es misslang. Kriechend versuchte sich die junge Frau in Sicherheit zu bringen.
"Was für ein bewundernswerter Überlebenswille", sagte ich laut und sah mich um. Viel zu lange hatte ich mich schon an diesem Ort aufgehalten, war das Risiko eingegangen, gesehen zu werden. Aber bevor ich wegging, wollte ich Marys Double aus der Nähe sehen. Also ging ich in die Knie und hob sie ein Stück hoch. Sie mobilisierte ihre letzten Kräfte, um sich gegen mich zur Wehr zu setzen, und schlug mir ins Gesicht. Ich nahm den Schlag amüsiert, aber mit Achtung wahr. Welch ein Kampfgeist. Ich strich eine ihrer Haarsträhnen beiseite, und mein Blick blieb wie gebannt auf ihrer pulsierenden Halsschlagader haften. Obwohl ich ihre Gegenwehr kaum spürte, wusste ich, dass sie kämpfte.
"Lass mich los, oder ich töte dich!", drohte sie mir mit kaum hörbarer Stimme.
Ich schmunzelte und streifte ihr die übrigen blutverschmierten Haare aus der Stirn. Es traf mich wie ein Blitzschlag, und ich rang nach Atem. Sie sah Mary zum Verwechseln ähnlich. Beinahe hätte ich sie an mich gedrückt und sie geküsst. Ich hatte sie wieder!
Doch schon kam die Ernüchterung. Mary war tot. Nichts würde sie mir zurückbringen. Diese Frau sah nur so aus wie Mary, aber sie war es nicht. Ihre blauen Augen sahen mich wütend an, nicht flehend, wie es bei meinen anderen Opfern der Fall gewesen war. Sie bettelte nicht um ihr Leben, sie verteidigte es - bis zum letzten Atemzug. Ihr Blick fesselte mich.
Erinnerungen kamen in mir hoch. Schmerzhafte, aber auch solche, die ich sehnlichst vermisste. Marys Lächeln, ihre Umarmung, ihre Zärtlichkeit und vor allem ihre bedingungslose Liebe. Das hatte Alexa gemeint. Ein Gefühl, ohne das es sich nicht weiterzuleben lohnte.
Sie ist es nicht, versuchte ich mir immer wieder klarzumachen. Meine Augen wanderten zu ihrer Halsschlagader, doch ich verspürte kein Verlangen nach ihrem Blut. Wieso nicht? Lag es an dieser verblüffenden Ähnlichkeit, oder war es Alexas Gift, das ich in ihr wahrnahm? Nachdenklich sah ich sie eine Weile an, als hätte ich die Welt um mich herum vergessen. Ich fühlte ihr Herz schlagen. Es schlug schwach. Durch den Biss hatte sie viel Blut verloren. Was sollte ich bloß tun? Sachte legte ich sie zurück auf den Gehsteig. Der Blick ihrer Augen brannte sich in mein Gehirn, und ich verharrte wie gebannt über ihr, unschlüssig. Verdammt noch mal, das gibt es doch nicht, ich kann sie nicht beißen und sie auch nicht da liegen lassen. Was ist denn nur los mit mir? Ich sah sie an und lächelte. Wann hatte ich je einmal nach Marys Tod gelächelt?
Diese junge Frau kämpfte um ihr Leben. Sie war zwar nicht Mary, aber sie verdiente eine Chance.