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Pailadzo Captanian, Meliné Pehlivanian
(Beteiligte)
1915 - Der Völkermord an den Armeniern
Eine Zeugin berichtet
Herausgegeben von Pehlivanian, Meliné
2. Aufl. 2015. 88 S. 1 Kte. 24 cm
Verlag/Jahr: REICHERT 2015
ISBN: 3-9549009-0-4 (3954900904)
Neue ISBN: 978-3-9549009-0-9 (9783954900909)
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Im 100. Gedenkjahr an den Völkermord an den Armeniern des Osmanischen Reiches liegt jetzt eines der frühesten und unmittelbarsten armenischen Selbstzeugnisse wieder vor.
Eine junge Überlebende, Pailadzo Captanian, schrieb die Geschichte ihres Martyriums und ihrer Rettung. Ein aufwühlender Text der vom Zusammenbruch einer Welt und unvorstellbarem Grauen, - aber auch von Hoffnung, Würde und Menschlichkeit handelt.
Die Neuauflage dieses vergriffenen Titels macht ein einzigartiges Dokument wieder zugänglich und ergänzt auf anschauliche Weise die wissenschaftliche Literatur zum Thema.
Im Jahre 2015 jährt sich der Völkermord an den Armeniern des Osmanischen Reiches zum 100. Mal. In den Jahren 1915/16 entledigte sich die Osmanische Führung ihrer christlich-armenischen Untertanen, die sie pauschal der Kollaboration mit dem Kriegsgegner Russland beschuldigte. Den Auftakt bildete die Verhaftung und spätere Ermordung der geistigen und politischen Elite der osmanischen Armenier am Abend des 24. April 1915 in Konstantinopel - dieses Datum begehen Armenier auf der ganzen Welt seitdem als Gedenktag des Jahrhundertverbrechens. Danach liefen die Ereignisse nach festem Muster ab: die wehrfähigen armenischen Männer wurden in Arbeitsbataillone gesteckt und anschließend ermordet. Übrig blieben Frauen, Greise und Kinder. Sie wurden auf einen Todesmarsch die syrische Wüste geschickt. Durch periodische Massaker und Überfälle wurden die Deportationszüge bereits unterwegs so dezimiert, dass nur wenige der völlig entkräfteten Menschen schließlich die Lager in der syrischen Wüste erreichten. Dort vollendeten Massaker, Hunger, Durst und Seuchen das Vernichtungswerk. Zwischen 1 - 1,5 Millionen Armeniern verloren auf diese Weise ihr Leben.
Das kaiserliche Deutschland war damals Verbündeter des Osmanischen Reiches und hätte dem mörderischen Treiben vielleicht Einhalt gebieten können. Doch Reichskanzler Bethmann Hollweg fasste lediglich den Geist der deutschen Realpolitik zusammen als er im Dezember 1915 schrieb: " Unser einziges Ziel ist, die Türkei bis zum Ende des Krieges an unserer Seite zu halten, gleichgültig ob darüber Armenier zu Grunde gehen oder nicht." Johannes Lepsius, der "Anwalt der Armenier" und Franz Werfel, der mit seinem Roman "Die 40 Tage des Musa Dagh" das armenische Schicksal in die Weltliteratur einführte, stehen für ein anderes, mitfühlendes Deutschland.
Im Frühjahr 1915 muss auch Pailadzo Captanian, eine junge Armenierin aus der Schwarzmeerstadt Samsun, ihr bisheriges Leben hinter sich lassen, sich von ihren Kindern und ihrem Mann trennen und in die Todeskarawanen einreihen. Doch sie entgeht wie durch ein Wunder dem ihr zugedachten Schicksal und überlebt. Überlebt, auch um Zeugnis abzulegen. Ihr Bericht gehört zu den frühesten und unmittelbarsten armenischen Selbstzeugnissen des Völkermordes.
Die deutsche Erstausgabe der Memoiren von Pailadzo Captanian im Jahre 1993 im Kiepenheuer Verlag Leipzig bedeutete eine Wiederentdeckung des 1919 publizierten Buches. Seitdem kam es zu mehreren Neuauflagen und Übersetzungen dieses einzigartigen Dokuments.
Eine Neuauflage des vergriffenen Titels im 100. Gedenkjahr des armenischen Völkermordes soll den aufwühlenden und anrührenden Text einer jungen Armenierin für ein interessiertes Publikum wieder zugänglich machen.
Pailadzo Torikian wurde 1882 wahrscheinlich in Samsun im Osmanischen Reich geboren. Sie heiratete Arakel Captanian und hatte mit ihm drei Söhne. Im Juli 1915 wurde sie von den osmanischen Behörden zusammen mit den anderen Armenierinnen der Stadt nach Der ez-Zor deportiert. Sie ließ ihre beiden Söhne in der Obhut einer griechischen Familie zurück, ihr Mann wurde ermordet. Pailadzo Captanian gebar ihren dritten Sohn in der Verbannung und überlebte die Todesmärsche. Dank der Unterstützung von Verwandten in den USA konnte sie mit ihren Söhnen 1918 dorthin ausreisen. Sie lebte bis 1962 im Raum San Francisco und in Matawan NJ. 1919 veröffentlichte sie die Erinnerung an ihre Deportationszeit zuerst auf Französisch unter dem Titel "Mémoires d´une déportée arménienne" (Paris: Flinikowski, 1919) und anschließend auf Armenisch "Zawag" (New York: Armenia Tparan, 1922)