Neuerscheinungen 2015Stand: 2020-02-01 |
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Andrea Ochsenfeld
An die Grenzen - Afrika
1., Aufl. 2015. 192 S. m. 17 Abb. 21 cm
Verlag/Jahr: KINZEL 2015
ISBN: 3-9554404-6-X (395544046X)
Neue ISBN: 978-3-9554404-6-6 (9783955440466)
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Andrea Ochsenfeld reist allein mit Rucksack und kleinem Einmannzelt per Bus und Autostopp durch das südliche Afrika. Zahlreiche Begegnungen und Abenteuer zeichnen ein Bild des Kontinents, das faszinierend und erschreckend zugleich ist.
´[...]Um 8:30 Uhr nehme ich einen Bus nach Lusaka, einen großen, dreckigen Bus, in dem Kakerlaken rumlaufen, dessen Frontscheibe bedenklich zersplittert ist und dessen Tür mit einem Strick festgebunden werden muss. Ich scheine nun im armen Afrika angekommen zu sein. Die Fahrt dauert statt der angekündigten sechs Stunden achteinhalb. Auf dem Weg kommen wir an vier Unfällen vorbei: Zwei LKWs umgekippt im Straßengraben, ein mit einem Zug zusammengeprallter LKW und ein mit einem Esel zusammengestoßener Bus. Der Esel ist tot, der Bus okay. Es ist schon irgendwie gruselig, auf einer doch so kurzen Strecke an so vielen Unfällen vorbeizukommen, aber das scheint hier völlig normal zu sein. Unser Fahrer lacht jedenfalls bei jedem Unfall einfach nur blöd. Man hat auch das Gefühl, dass er nicht langsamer fährt, wenn Tiere auf der Straße auftauchen, sondern, im Gegenteil, sogar noch mehr Gas gibt.
Unser Toilettenstopp sieht so aus: Eine aus in großem Abstand zueinander vernagelten Brettern bestehende Tür führt zu einem dreckigen, stinkigen Loch im Boden. Alle Frauen gehen in die Mulde hinter der vermeintlichen Toilette und machen sich gleichzeitig ans Werk. Ich bin unentschlossen. Eine sehr gepflegte und geschminkte Frau lacht und sagt, ich habe die Wahl... Letztendlich gehe ich in die Toilette, weil ich nicht will, dass mich jeder sieht. Eine Frau kommt rein und stellt sich mit dem Rücken zu mir hin. Was sie da treibt, ist unklar. Als ich rauskomme, winkt ein Typ mit Scheinen. Er will Geld, weil die Toilette kein gratis Service ist. Auch die "Muldenfrauen" sollen zahlen. Die Frauen regen sich auf, pöbeln ihn an, keine zahlt.
[...]_________
Samstag, 02.10.2010
Die Nacht war sehr anstrengend wegen Hitze und Durchfall. Um 4:30 Uhr gehe ich zum Bus und werde von einem Hotelangestellten begleitet, die Haltestelle ist sehr nahe. Dem Bus fehlen einige Fensterscheiben, es ist ein totaler Klapperkasten. Mir ist kalt. Ein Typ vor mir bietet mir seine Jacke an, aber beim nächsten Stopp hole ich meine eigene aus dem Gepäck.
In Namialo suche ich eine Chapa nach Ilha. Wenige gehen direkt, die meisten fahren über Monapo, wo man umsteigen muss. Ein Typ ruft: "Monapo-Ilha!", jemand sagt, er lügt, er fahre nicht nach Ilha. Aber ich finde keinen direkten, also versuche ich es mit dem potentiellen Lügner. Die Ladefläche erscheint mir komplett voll, doch der Typ zeigt auf ein kleines Loch zwischen den ganzen Menschen, in das ich mich pressen soll. Ich bin wieder total genervt, aber es bleibt mir nichts anderes übrig, denn in einer anderen Chapa wäre es genauso, jedenfalls früher oder später. Ich presse mich also zwischen die Leute und sehe mit an, wie das mit Flecken und Wunden übersäte Bein einer Frau gegen meines reibt. Dabei male ich mir aus, wie sämtliche exotische Krankheiten von der Frau zu mir rüberwandern. Ich werde innerlich sogar panisch, da ich aufgekratzte Moskitostiche an den Beinen habe. Irgendwann schaffe ich es, meine Jacke zwischen unsere Beine zu klemmen.
Kurz vor Monapo stellt sich heraus, dass wir doch nicht nach Ilha fahren, und sieben, acht Leute, die auch nach Ilha wollen, fangen einen Streit mit dem Fahrer an. In Monapo finden wir aber sofort Anschluss, und ich darf vorne sitzen, der reinste Luxus. Neben mir sitzt Andrew, ein Ami aus Washington DC, der in Maputo etwas über Fotografiegeschichte in Mosambik forscht. Seine Mutter ist Afroamerikanerin, sein Vater Ägypter. Er ist ganz begeistert von Maputo. In der Chapa zeigt er sich aber sehr ungeduldig. Er fragt alle fünf Minuten, wie lange es noch dauert. Er ist mit zwei Flügen gekommen, reist also eher bequem. Er gibt mir seine Nummer.
[...]_________
Montag, 04.10.2010
Natürlich geht der Bus nicht um 2 Uhr, sondern um 3:15 Uhr, nachdem er endlose Runden auf der Suche nach weiteren Fahrgästen durch die Gegend gedreht hat. Ein Betrunkener im Bus will meine Nummer, hat aber nicht