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Neuerscheinungen 2015

Stand: 2020-02-01
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Manana Tandaschwili

Zwischen Orient und Okzident


Theaterstücke aus Georgien
Herausgegeben von Tandaschwili, Manana
2015. 328 S. 192 mm
Verlag/Jahr: VERLAG THEATER DER ZEIT 2015
ISBN: 3-9574906-1-8 (3957490618)
Neue ISBN: 978-3-9574906-1-2 (9783957490612)

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"Es ist nicht hier. Es ist dort. Da hat man ein anderes Verständnis von Legalität - sind das nicht deine eigenen Worte, Robert? Warst du nicht derjenige, der mir mein Leben lang eingetrichtert hat, wie falsch mein Verständnis von Demokratie und Freiheit sei, wie gefangen ich immer noch sei in dieser - wie hast du es so schön genannt - Vetternwirtschaftsmentalität?" aus Nino Haratischwili: Kokoro

"Zwischen Orient und Okzident" versammelt sieben Theaterstücke aus Georgien, die einen Einblick in die moderne georgische Dramatik in Zeiten des Umbruchs ermöglichen. Georgien, ein Land in der Mitte zwischen Orient und Okzident, ist auf dem Weg, sich in die europäische Welt zu integrieren, ohne dabei seine eigene Identität, die auf eine lange Tradition zurückblickt, aus dem Blick zu verlieren.
Georgisches Drama - Zwischen Orient und Okzident

Die vorliegende Anthologie, in der sieben Stücke von sechs georgischen Dramatikern präsentiert werden, ist Ergebnis eines zweijährigen Projekts des Frankfurter Literatursalons EUTERPE. Die Idee, mit einem eigenen Projekt die georgische Dramatik dem deutschsprachigen Publikum zugänglich zu machen, entstand in Hamburg, als ich im LICHTHOF Theater die Uraufführung von Nino Haratischwilis Stück Das Jahr von meinem schlimmsten Glück besuchte, an dem auch die georgische Schauspielerin Nino Burduli mitwirkte. Später war ich von der Aufführung eines weiteren Werks von Nino Haratischwili fasziniert, des Schauspiels Kokoro, das in einer deutsch-georgischen Zusammenarbeit zweisprachig am Saarländischen Staatstheater in Saarbrücken inszeniert worden war. Sofort war mir klar, dass ich dieses Stück in einer Anthologie - sollte es je eine geben - zusammen mit Stücken von georgischsprachigen Dramatikern herausgeben wollte.

Eine weitere Motivation für die Herausgabe dieser Anthologie war die Entscheidung der Frankfurter Messegesellschaft, Georgien als Gastland zur Buchmesse 2018 einzuladen, was am 27. Februar 2014 in der Botschaft von Georgien in Berlin vertraglich vereinbart wurde.

Die in dieser Anthologie aufgenommenen Autorinnen und Autoren sind nur ein kleiner Ausschnitt der modernen georgischen Dramatik, die sich in einem interessanten Entwicklungsprozess befindet. Diese Entwicklung spiegelt die Rolle Georgiens wider, eines Landes, das - in der Mitte zwischen Orient und Okzident gelegen - danach strebt, sich in die europäische Welt zu integrieren, ohne dabei seine eigene Identität, die auf eine lange Tradition zurückblickt, zu verlieren.

Geschichte des georgischen Theaters

Wer Georgien - das Land, das zwischen dem Schwarzen und dem Kaspischen Meer liegt - auch nur einmal betreten hat, wird seinen Eindruck über das Land und über die dort lebenden Menschen knapp in drei Worten fassen: herrlich, gastfreundlich, theatralisch. Die künstlerische Natur der Menschen prägt die Mentalität dieses Volkes, das die Welt schon seit Jahrhunderten mit polyphonem Gesang, bezauberndem Tanz und Theatervorstellungen begeistert. Letztere haben ihre Wurzeln bereits in der Frühgeschichte Georgiens. Wie archäologische Grabungen vermuten lassen, enthielten die heidnischen Rituale in dieser Region stets Elemente des Theaters. Ein in Trialeti ausgegrabener silberner Becher aus dem 2. Jahrtausend v. Chr. zeigt eine mysteriöse Wanderung von Menschen in Masken als Teilnehmer eines solchen Rituals. Prokopios von Caesarea, der spätantike griechische Historiker des 6. Jahrhunderts n. Chr., berichtete, dass es in der kolchischen Stadt Apsarunt ein Theater gegeben habe. Auch in der Felsenstadt Uplisziche (ca. 6. Jh. v. Chr.) sind die Ruinen eines Amphitheaters erhalten geblieben.

In der Antike wurde die kulturelle Entwicklung Georgiens mit Sicherheit stark von den Griechen beeinflusst. Im Mittelalter ist das Maskentheater Sachioba bzw. Berikaoba als eine Art des Volkstheaters zu finden - die Volksvorstellungen in den Palästen der Könige und Fürsten sowie auf den Marktplätzen sorgten mit ihren Stücken dafür, dass die Meinung des Volkes zum Ausdruck kommen konnte, und halfen, das Volk in Zeiten äußerer Bedrohungen zu stärken.

Das erste georgische Theater - in dem meistens aus dem Französischen übersetzte Stücke aufgeführt wurden - wurde 1791 am Hof von König Erekle II. gegründet. Es wurde 1795 während der Eroberungszüge des persischen Schahs Aga Mohammed Khan zerstört. In der zaristischen Zeit, Mitte des 19. Jahrhunderts, hatte sich in Tiflis, der Hauptstadt Georgiens, ein europäisch orientiertes Leben etabliert. Das Zarenhaus bemühte sich um die Verbreitung der russischen Sprache in allen Provinzen und so wurde 1845 in Tiflis ein russisches Theater eröffnet und einige Jahre später ein Opernhaus, in dem auch Fjodor Schaljapin, ein berühmter russischer Operns