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Neuerscheinungen 2015

Stand: 2020-02-01
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Henry Borchers

Machtverhältnisse in der Pflege


Diplomarbeit
Erstauflage. 2015. 76 S. 220 mm
Verlag/Jahr: BACHELOR + MASTER PUBLISHING 2015
ISBN: 3-9582046-9-4 (3958204694)
Neue ISBN: 978-3-9582046-9-0 (9783958204690)

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Es haben sich Pflegekonzepte entwickelt, die beanspruchen auf der Basis einer ganzheitlichen Pflege einen Bruch mit der traditionellen Pflege zu verwirklichen. Aus dieser Problematik ergibt sich die Notwendigkeit, dass die Pflegewissenschaft ihre Ursprünge und ihr Verhältnis zur Macht selbstkritisch reflektiert.
Anhand der kritischen Analyse verschiedener Texte aus den Bereichen der Philosophie, Soziologie und Pflegewissenschaft soll in der vorliegenden Studie versucht werden diese Problemstellung aufzuarbeiten.
Textprobe:
Kapitel 2.2, Macht als Austauschprozess:
Einen weiteren Theorieansatz stellt Popitz in seiner Schrift "Prozesse der Machtbildung" vor. Er versteht Macht als einen Austauschprozess, in dem sowohl Aspekte subjektiven Handelns, als auch organisatorische Strukturen von Machtprozessen zum Tragen kommen.
Popitz begreift Macht als ein durch ein Machtzentrum organisiertes System von Geben und Nehmen. In diesem System werden Ressourcen und Machtvorteile ausgetauscht, ständig umgetauscht und neu verteilt. Über ein solches System reproduziert sich das Machtzentrum immer wieder neu, gleichzeitig wird aber auch die gesellschaftliche Ordnung ständig erneuert und immer wieder stabilisiert. Dadurch, dass den Machtunterlegenen nicht nur etwas genommen, sondern auch etwas gegeben wird, entsteht also auch eine Form von Komplizenschaft des Einzelnen mit dem Machtsystem. Der Einzelne oder die Gruppe können sich nie als totale Opposition begreifen, weil sie in diesem System tendenziell als Profiteure in Erscheinung treten können.
Macht ist nach dieser Definition immer ein Beziehungsgeschehen, das nie dinglich oder objektivierbar oder als zuschreibbare Eigenschaft erscheint. Die Macht ist allerdings auf Zustimmung oder zumindest Duldung angewiesen. Popitz Vorstellung von Macht gründet sich also auf einen relativen Utilitarismus, in dem ein reger Austausch von Mitteln herrscht. Popitz Modell der planvollen Umverteilung von Macht lässt allerdings die Frage offen, was der einzelne als planvoll ansieht und wie diese Macht mit Disparitäten umgeht. Wer bei den gegenseitigen Umverteilungen wie stark vom System profitiert und ab wann ein solcher Prozess nicht mehr funktioniert bleibt bei Popitz ungeklärt. Festzuhalten bleibt, dass Gruppen unterschiedlichen Einfluss haben, je nach Organisationsgrad und Lobbyismus. Die Pflege hat weder eine einflußreiche Lobby noch ist ihr Organisationsgrad nennenswert entwickelt, das, was sie anbietet, scheint in den westlichen Industriestaaten keinen sonderlichen Wert zu besitzen.
Die im nächsten Abschnitt vorgestellte Machttheorie befaßt sich mit Strukturen, ist also apersonal. Die Macht "agiert zwar in den konkreten Handlungen der Subjekte, ohne doch von deren Intentionen motiviert zu sein. Die Subjekte sind vielmehr Vollzugsorgane einer subjektlosen Strategie." (Pillen, 1997, S. 115).
2.3, Machtdispositive bei Foucault:
Mit Foucaults Machttheorie haben wir einen Punkt erreicht an dem nicht mehr nach einem überzeitlichem Wesen der Macht gefragt wird, sondern an dem Macht, ihre Strukturen und Wirkungsweisen an konkreten Gesellschaften untersucht wird. Foucaults Machttheorie ist historisch.
In einer Reihe beeindruckender Einzelstudien über den Wahnsinn, die Klinik, die Humanwissenschaften, das Gefängnis und die Sexualität zeichnet Foucault die Veränderungen von Diskursen und Institutionen, die Entstehung neuer Diskurse und Institutionen in den modernen westlichen Gesellschaften nach. Diese Analysen aus historischer Sicht sollen zeigen, wie aus Offensiven und Gegenoffensiven, Wirkungen und Gegenwirkungen die heutigen komplexen Kräfteverhältnisse entstehen konnten. In einer "Archäologie der Humanwissenschaften" zeigt Foucault die Machtmechanismen, die Körper, Gesten und Verhaltensweisen besetzen. Die Bedingungen für das Entstehen der Humanwissenschaften sind zugleich auch deren Zweck: die Diziplinierung und Normalisierung, um Menschen, die in früheren Epochen weggeschlossen oder Almosenempfänger wurden, handhabbarer zu machen. Foucault analysiert, wie sich in den Anfängen der industriellen Gesellschaften ein Strafapparat etabliert, der als Sortiermaschine zwischen Normalen und Anormalen funktioniert. Am Beispiel der aufkommenden Philanthropie Anfang des 19. Jahrhunderts zeigt Foucault, wie Menschen sich um die Gesundheit, Erziehung und Wohnung anderer kümmern, folglich um deren Leben. Aus diesen unklaren Funktionen entwickelten sich dann "Institutionen, Wissen... eine öffentliche