buchspektrum Internet-Buchhandlung

Neuerscheinungen 2015

Stand: 2020-02-01
Schnellsuche
ISBN/Stichwort/Autor
Herderstraße 10
10625 Berlin
Tel.: 030 315 714 16
Fax 030 315 714 14
info@buchspektrum.de

Marius Diekmann

Sprachwandel: Unsichtbare Hand, natürlicher grammatischer Wandel und Sprachökonomie


Erstauflage. 2015. 52 S. 220 mm
Verlag/Jahr: BACHELOR + MASTER PUBLISHING 2015
ISBN: 3-9582048-1-3 (3958204813)
Neue ISBN: 978-3-9582048-1-2 (9783958204812)

Preis und Lieferzeit: Bitte klicken


In der vorliegenden Studie untersucht der Autor bestimmte Prozesse des Sprachwandels. Er geht dabei besonders auf die Theorien von Stampe und Wurzel ein. Nach eine anfänglichen Definiton von Sprachwandel wird die Geschwindigkeit betrachtet, mit der sich Sprachwandel mitunter vollzieht, und es wird analysiert, warum sich Sprachen überhaupt verändern. Im Anschluss daran werden einzelne Theorien vorgestellt und genauer beleuchtet.
Textprobe:
Kapitel 2, Sprachsystemintern und sprachsystemextern fundierte Erklärungsmodelle in der Sprachwandelforschung: Natürlichkeit vs. unsichtbare Hand:
Die übergreifende Fragestellung dieser Arbeit - inwiefern sich die Theorie der unsichtbaren Hand in der Sprache, das Konzept des natürlichen grammatischen Wandels und der Ansatz der Sprachökonomie begreifen lassen als Beiträge zu einer "Theorie des Sprachwandels, die diese Bezeichnung wirklich verdient" - ist vor dem Hintergrund der grundsätzlichen Trennung von sprachsystem-internen und -externen Erklärungsmustern von Sprachwandelprozessen insbesondere zu begreifen als die Frage danach, wie es gelingen kann, den Gegensatz zwischen den jeweils zugrundeliegenden Sprachbegriffen (Sprache als Naturphänomen oder Artefakt) zu überwinden. Auf eben dieser Fragestellung beruht letztlich auch Rudi Kellers Theorie "von der unsichtbaren Hand in der Sprache" (vgl. Keller 1982, S.1ff.; 1990 insb. S.58ff.).
2.1, Kellers Sprachwandeltheorie: "Von der unsichtbaren Hand in der Sprache":
Die Theorie "der unsichtbaren Hand in der Sprache" - im Prinzip eine Anleihe bei schottischen Ökonomen des 18. Jahrhunderts (Smith, Ferguson) - ist vor allem durch Rudi Keller (1982/1990), aber auch durch Helmut Lüdtke (1980/1986) in die sprachwissenschaftliche Diskussion eingebracht worden (vgl. Baldinger 1993, S.1). Als Kernstück dieser Theorie kann man die Annahme bezeichnen, dass es Phänomene gibt, die man weder der Klasse der Naturphänomene noch der Klasse der Artefakte eindeutig zuordnen kann. Aus dieser grundsätzlichen Eigenschaft - der von Keller in Anlehnung an Steven Spielberg so bezeichneten "Phänomene der dritten Art" - folgt, dass ihrer Entstehung oder ihrem Wandel weder Naturgesetze (wie im Fall von Naturphänomenen), noch (auf den Wandel der Sprache gerichtete) menschliche Intentionen (wie bei Artefakten) zugrunde liegen - sondern das "Wirken" einer "unsichtbaren Hand".
2.2.1, Die Ausgangssituation: Universalität des Wandels, theoretisches Erklärungsdefizit und tückische Fragestellungen:
Das Sprachen in einem permanenten Wandel begriffen sind, d.h. die Universalität des Wandels lässt sich leicht beobachten und empirisch belegen:
Walther von der Vogelweide ist von uns etwa fünfundzwanzig Generationen entfernt. Wenn wir durch eine Zeitmaschine zu ihm ins Jahr 1200 zurückversetzt würden, hätten wir größte Mühe, uns auch nur annähernd mit ihm zu verständigen.
Mit Goethe, von dem uns etwa 180 Jahre trennen, hätten wir zwar keine fundamentalen Verständigungsschwierigkeiten wie mit Walther, aber wir würden auf Schritt und tritt anecken und nachfragen müssen.
Selbst wenn wir uns nur eine Generation zurückversetzen [...] ist uns manches recht fremd [...]. Besonders deutlich ist die Sprache der Modewerbung und die der Heiratsanzeigen von unserer heutigen Sprache verschieden (Keller 1990, S. 13f.).
So einfach wie es ist, Hinweise auf einen Sprachwandel mit Blick auf zwei oder mehrere verschiede Zeitpunkte in der Sprachgeschichte zu konstatieren scheint es auch, anzugeben, warum Sprachwandel überhaupt möglich ist. "Die Veränderbarkeit der Sprachen folgt [...] aus deren Arbitrarität, die wiederum aus ihrer Konventionalität folgt. (Wenn es zu einer Verhaltensweise keine gleichgute Alternative gäbe, würden wir sie nicht konventionell nennen)" (ebd., S.17).