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Neuerscheinungen 2015

Stand: 2020-02-01
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Emil Angehrn, Joachim Küchenhoff (Beteiligte)

Das unerledigte Vergangene


Konstellationen der Erinnerung
Herausgegeben von Angehrn, Emil; Küchenhoff, Joachim
2015. 250 S. 22,2 cm
Verlag/Jahr: VELBRÜCK 2015
ISBN: 3-9583205-8-9 (3958320589)
Neue ISBN: 978-3-9583205-8-1 (9783958320581)

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Die Herausforderung der Erinnerung liegt nicht nur in der Überbrückung der Zeiten oder darin, die Kluft zwischen Damals und Heute, zwischen Fremdem und Eigenem zu überbrücken, um Vergangenes zu rekonstruieren und Vergessenes zurückzugewinnen. Die Schwierigkeit der Erinnerung kann auch darin liegen, dass das Vergangene selbst sich der Rückschau entzieht, dass es in sich dunkel und verstellt, unerkenn-bar und unerinnerbar ist. Im Vergangenen kann ein Unerledigtes sein, das sich der Erinnerung widersetzt und zugleich nach ihr verlangt.
In verschiedener Weise hat Geschichtsreflexion die Auseinandersetzung mit einem unerledigten Vergangenen gezeichnet. Kritische Historie will unterdrückten Geschichten Sprache verleihen. Kulturgeschichte will das unabgegoltene Potential von Neuerungen erschließen, die sich nicht durchsetzen konnten. Psychoanalyse reflektiert die nachträgliche Verfestigung von Erfahrungen, die im Zeitpunkt des Geschehens nicht verstanden und deshalb gar nicht wirklich erlebt werden konnten. Die Aufarbeitung des Vergangenen soll dem Verdrängten zur Artikulation verhelfen. Biographische Besinnung kann sich den verschütteten Erlebnissen zuwenden und dem nicht gelebten Leben Ausdruck verleihen. Zum Vergangenen gehört neben dem Wirklichen das Marginalisierte, das Unentwickelte und Unabgegoltene.
Die Seite des Unerledigten und Unterdrückten bedeutet für das Gedächtnis sowohl eine Grenze wie eine Forderung. In ihm liegt die Schwierigkeit ebenso wie die Dringlichkeit des Erinnerns. Dem Vergangenen gerecht werden heißt auch unerfüllte Ansprüche und abgebrochene Entwicklungen ernst zu nehmen, das Vergangene auf seine Zukunft hin zu öffnen.
Inhalt

Emil Angehrn / Joachim Küchenhoff
Einleitung

I. Grenzen der Erinnerung

Aleida Assmann
Empathieblockaden in und nach der NS-Zeit

Erik Petry
Gibt es ein kollektives Gedächtnis? "Honest lie" und "false memory" in der Geschichtswissenschaft

Ralf Simon
Die Latenzgehalte des Surrealismus (Peter Weiss, Die Ästhetik des Widerstands)

II. Wege und Umwege der Erinnerung

Joachim Küchenhoff
Das Unabgegoltene: das eigene oder fremde, das reale oder virtuelle Vergangene

Udo Hock
Freuds Revolutionierung der Erinnerungstheorie durch den Begriff der Entstellung

Jürgen Straub
Erlebnisgründe in Verletzungsverhältnissen. Unerledigte Vergangenheiten in aktionalen Erinnerungen, persönlichen Selbstverhältnissen und sozialen Praxen

Rolf-Peter Warsitz
"Mémoire involontaire" und die Fallstricke der Erinnerung

III. Erinnerung und menschliche Existenz

Emil Angehrn
Das Vergangene, das nie gegenwärtig war. Zwischen Leidenserinnerung und Glücksversprechen

Andris Breitling
Frei werden durch gemeinsames Erinnern. Zum Begriff einer geschichtlich bedingten Freiheit nach Jean-Paul Sartre, Maurice Merleau-Ponty und Paul Ricur

Tilo Wesche
Glück und Zeit. Eine formale Konzeption des guten Lebens

Myriam Bienenstock
Erinnerung: eine "rückwärtsgewandte Prophetie?"