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Neuerscheinungen 2015

Stand: 2020-02-01
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Maria Röttger

Die Bedeutung von Pflegekräften bei der Sterbebegleitung in Alten- und Pflegeheimen


2015. 128 S. m. 45 Abb. 22 cm
Verlag/Jahr: DIPLOMICA 2015
ISBN: 3-9585086-1-8 (3958508618)
Neue ISBN: 978-3-9585086-1-3 (9783958508613)

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Unsere Gesellschaft wird zunehmend älter. Stationäre Pflegeeinrichtungen kümmern sich um hochaltrige und schwerstpflegebedürftige Menschen. Dabei kommt diesen Einrichtungen auch verstärkt die Aufgabe der Sterbebegleitung zu. Dieses Buch bietet einen Überblick über die Situation der palliativen Pflege und Sterbebegleitung in Alten- und Pflegeheimen in der Stadt und im Landkreis Osnabrück. Bisher hat die Forschung die zentrale Bedeutung der Pflege-kräfte bei der Begleitung am Lebensende und den damit verbundenen ethischen Entscheidun-gen nicht berücksichtigt. Die Ergebnisse der empirischen Untersuchung zeigen neue Sicht-weisen und interessante Entwicklungen im Bereich der stationären Altenpflege auf. Die be-fragten Pflegefachkräfte beurteilten nicht nur die palliative Versorgungssituation im Heim, sondern teilten erstmals auch ihre Einschätzung zu verschiedenen Formen der Sterbehilfe mit.
Textprobe:
Kapitel 1, Einleitung: Altenheim muss nicht sein! Mit diesem Slogan lässt sich das derzeitige Meinungsbild der deutschen Bevölkerung zur Gestaltung des Lebensendes wiedergeben. Das selbstständige Wohnen in der vertrauten Umgebung möchte kaum jemand vorschnell aufgeben und die meisten Menschen wünschen sich nach wie vor, einmal in ihrer vertrauten Umgebung sterben zu können. Tatsächlich ist das Sterben in Deutschland aber weitgehend institutionalisiert, so sterben derzeit 90 % der Deutschen in Institutionen, davon zwei Drittel im Krankenhaus und ein Drittel im Alten- bzw. Pflegeheim.
Aufgrund der gestiegenen Lebenserwartungen sowie voranschreitender Trends zur Individualisierung der Lebensgestaltung hat sich der Umgang mit Sterben und Tod in modernen Gesellschaften gewandelt. Sterben und Tod sind keine alltäglichen Erfahrungen mehr und rücken zunehmend aus dem öffentlichen Bereich in den Bereich des privaten bzw. der dafür vorgesehenen Institutionen. Schon vor gut 20 Jahren sprach Norbert Elias von der Vereinsamung der Sterbenden. Diese sei sowohl durch die Einstellung der Überlebenden bedingt als auch durch die Persönlichkeitsstruktur der Sterbenden selbst.
Die Angst vor unerträglichen Schmerzen, Angst davor, ausgeliefert und würdelos zu sein, und die Angst, gegen den eigenen Willen unnötig lange am Leben erhalten zu werden diese Ängste liegen nach Körtner bei vielen Menschen in der Gesellschaft vor und werden meist verdrängt. Wird dann noch von unwürdigen Pflegesituationen in deutschen Pflegeheimen berichtet, werden diese Ängste noch potenziert. Nach jeder Sendung über Skandale in deutschen Pflegeheimen steigt die Zahl der Nachfrage nach Dignitas und Exit Angeboten, zum assistierten Suizid: So will ich nicht enden .
Das Thema Sterbehilfe ist in der Öffentlichkeit immer wieder eine kontrovers diskutierte Angelegenheit und auch in der Pflegeethik stehen Fragen zur Gestaltung der Sterbephase und damit die mögliche Legalisierung von aktiver Sterbehilfe in einer dauerhaften Debatte. Frewer und Winau stellen fest, dass derzeit die Sterbekultur einer ganzen Gesellschaft zur Disposition stehe, deren Gestaltung zunehmend Angelegenheit von Ärzten und Pflegenden geworden sei, aber ebenso eine gesellschaftliche Aufgabenstellung darstelle.
Immer wieder wird von Vertretern der Palliativmedizin und Gegnern der Sterbehilfe betont, dass bei einer angemessenen palliativen Versorgung, die aus einer austarierten Schmerztherapie sowie dem persönlichen Beistand bestehen sollte, der Wunsch nach lebensbeendenden Maßnahmen zurückgezogen wird oder gar nicht erst aufkommt.
Dass diese Aussage gesellschaftlichen Zuspruch findet, zeigt sich daran, dass inzwischen verstärkt mit dem Aufbau von Palliativ-Einrichtungen und Hospizen begonnen worden ist. Gleichzeitig ist jedoch auch eine Zunahme weltweiter Aktivitäten von Sterbehilfegesellschaften zu verzeichnen. Die Einführung von Patientenverfügungen und Bemühungen um eine Gesetzesänderung des Strafrechts bei aktiver Sterbehilfe in verschiedenen Ländern sind ebenso als Zwischenergebnisse in der Debatte um die Gestaltung der Sterbekultur in der modernen Gesellschaft zu werten.
Nachdem lange Zeit der Fokus der Palliative Care Bewegung auf schwerkranken und sterbenden Krebspatienten lag, richten sich die Bemühungen nun auch auf die älteren Menschen in Alten- und Pflegeeinrichtungen. Auch wenn das Selbstverständnis der Einrichtungen der Altenhilfe häufig anders ist, kann man sagen, dass Altenpflegeheime zunehmend zu Sterbeeinrichtungen werden. Die Sterbehäufigkeit in Heimen ist steigend, 60 % der Bewohner versterben innerhalb eines Jahres, die Verweildauer ist generell sinkend. Dass das Thema Palliative Care in der Altenpflege an Bedeutung zunimmt und die Zielgruppe der älteren Menschen von den Fortschritten der Palliativmedizin zukünftig profitieren kann, wird an verschiedenen Erklärungen deutlich, wie z.B. an der 2004 veröffentlichten WHO Publikation