Neuerscheinungen 2015Stand: 2020-02-01 |
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Carl Elmar Heine
Demokratische Schulgemeinde oder hierarchische Lehrerschule? Studie zur Elternarbeit und Elternmitarbeit in Grundschule
1. Aufl. 2015. 104 S. 220 mm
Verlag/Jahr: DIPLOMICA 2015
ISBN: 3-9585088-0-4 (3958508804)
Neue ISBN: 978-3-9585088-0-4 (9783958508804)
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Die Kooperation zwischen Schule und Elternhaus nimmt einen fundamentalen Stellenwert für die schulische und außerschulische Entwicklung von Kindern und Jugendlichen ein. In der hier vorliegenden Studie werden Problemfelder dieser Zusammenarbeit genauer betrachtet sowie Möglichkeiten ihrer Minimierung aufgezeigt. Im Vordergrund steht dabei der Übergang zwischen der Grundschule und der Sekundarstufe I. Mithilfe von Experteninterviews zeigt dieses Buch ein authentisches Bild der aktuellen Situation an den betroffenen Schulen auf und liefert Lösungsansätze für eine konstruktive Zusammenarbeit.
Textprobe:
Kapitel 3, Die Erziehungspartnerschaft zwischen Schule und Elternhaus:
Die Ergebnisse der PISA-Studie aus dem Jahre 2000 haben nicht nur die Schulen in ein schlechtes Licht gestellt. Bei einer Schülerbefragung, die Teil der Untersuchung war, schnitten auch die Eltern nicht sonderlich gut ab. So kümmerten sich diese in Deutschland weitaus weniger um ihren Nachwuchs als in anderen Teilnehmerstaaten (vgl. Meyer 2003). Viele Eltern seien besonders durch die Vielzahl der unterschiedlichen Erziehungsprogramme verunsichert und wüssten nicht, wie sie ihre Kinder in schulischen Belangen unterstützen sollten (vgl. Korte 2004, 8). Im Rahmen der Qualitätsverbesserung an deutschen Schulen ist deshalb eine verstärkte Beteiligung der Eltern am Schulleben in der Diskussion. So fordert auch der Bundeselternrat seit langem, die Kommunikation von Eltern und Schulen zu verbessern und die Eltern mehr am Entwicklungsprozess ihrer Kinder zu beteiligen (von Rosenbladt/Thebis 2003, 3). Die angesprochene schulische Elternarbeit, die Erziehungskompetenz von Eltern sowie die historischen Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit sollen im Folgenden thematisiert werden.
3.1, Erläuterungen zur Elternmitarbeit:
Der Begriff ´Elternarbeit´ wurde bereits erläutert und als die Arbeit der Lehrkraft mit den Erziehungsberechtigten der Schüler beschrieben. Die Lehrkraft wiederum wird von Korte als eine Kraft definiert, die nicht nur auf die Schülerinnen und Schüler, sondern auch auf die Eltern einwirkt (2004, 5). Vor dem Hintergrund der zunehmenden Verunsicherung der Elternschaft in Erziehungsfragen und eines in den letzten Jahrzehnten zu beobachtenden schwindenden Einflusses der Eltern auf ihre Kinder, scheint es von Seiten der Schulen mehr und mehr geboten, neue Ideen und Konzepte zu entwickeln, um einen positiven Einfluss auf die Eltern zu nehmen (ebd., 11).
Wie die Studien von Coleman und Plowden aus den 60er-Jahren gezeigt haben, hängen die Schulleistungen von Kindern weitaus mehr von ihrem Elternhaus ab als von der Institution Schule. Befürchtete Missstände in der Erbringung von Erziehungsleistungen auf Seiten der Familien müssen dem Bildungssystem Alarmsignal genug sein, einerseits die Elternarbeit der Lehrerinnen und andererseits die Elternmitarbeit der Erziehungsberechtigten umfassend zu fördern, um somit der Entwicklung einer Erziehungskrise oder gar -katastrophe entgegenzuwirken (vgl. Korte 2004 und Gaschke 2001). Der alleinige Versuch der Schulen, den dramatischen Entwicklungen durch eine verstärkte Wahrnehmung des eigenen Erziehungsauftrages zu begegnen, kann laut Kohn ohne die Einbeziehung der Eltern nicht gelingen (2007, 22). Auch Krumm schreibt in seinem Aufsatz: Im Durchschnitt vermag die Schule die Effekte der pädagogischen Leistungsdifferenzen der Eltern nicht auszugleichen (1996, 134).
Für eine Lösung des Problems scheint die gemeinsame Erziehungsarbeit von Eltern und Lehrerinnen dringend nötig zu sein. Im Anschluss sollen Entwicklung und Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen Eltern und Schule dargestellt und erste Ansatzpunkte für eine positive Gestaltung des Verhältnisses angeführt werden.
3.2, Zusammenarbeit zwischen Schule und Elternhaus:
Der Beginn des Verhältnisses von Schule und Elternhaus liegt bereits weit zurück. In Preußen wurde 1717 die erste allgemeine Schulpflicht eingeführt. 1871 schließlich wurde diese als Staatsaufgabe für das gesamte damalige Deutschland beschlossen. In Preußen galt die Schulpflicht bis 1954 für alle Kinder von 5 bis 12 Jahren, danach bis zum 14. Lebensjahr. Zu dieser Zeit gab es die ersten Auseinandersetzungen zwischen den Eltern und dem die Schule vertretenden Staat, in denen laut Kuhle die Wurzeln für die heutige Beziehung zwischen Schule und Elternhaus liegen: Die Eltern, die auf die Arbeitskraft ihrer Kinder angewiesen waren, konnten den Wert der Schule nicht einsehen und wehrten sich gegen den Eingriff in ihre Lebensplanung (2000, 19). Der Widerstand der Elt