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Neuerscheinungen 2015

Stand: 2020-02-01
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Torsten Schrodt

Junge Lesben und Schwule: Eine Herausforderung für die Jugendhilfe


2015. 88 S. 220 mm
Verlag/Jahr: DIPLOMICA 2015
ISBN: 3-9593450-0-3 (3959345003)
Neue ISBN: 978-3-9593450-0-2 (9783959345002)

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Solange Schwule Sau zu den beliebtesten Schimpfworten auf deutschen Schulhöfen gehört, sind Homophobie und sexuelle Vorurteile Alltag. Diese gesellschaftliche Situation belastet und benachteiligt besonders die jungen Menschen, die sich selbst als lesbisch, bisexuell oder schwul entwickeln bzw. entdecken. Sie haben oft (zu Recht) Angst vor Isolation, Diskriminierung und Gewalt, vor allem durch Gleichaltrige.

Erst mit der Abschaffung des
175 StGB wurde es möglich, dass sich Angebote der Jugendarbeit/ Jugendhilfe mit sexuellen Vorurteilen auseinandersetzen und sich (auch) speziell an junge Lesben und Schwule richten. Nach wie vor sind nicht-heterosexuelle Jugendliche eine zu wenig beachtete Zielgruppe der Jugendarbeit/ Jugendhilfe.

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit den Lebenslagen von jungen Lesben und Schwulen und ihren Bedarfen sowie Möglichkeiten und Aufgaben der Jugendarbeit sich diesen jungen Menschen zuzuwenden.
Textprobe:
Kapitel 4, Zielgruppenspezifische Jugendarbeit für homosexuelle Jugendliche:
Für die Jugendarbeit stellt die Hinwendung zu einer bestimmten Zielgruppe einen Perspektivwechsel dar. Werden doch die bestehenden Angebote in der Regel für alle Jugendlichen konzipiert. So stellt sich die Frage, ob die besondere Berücksichtigung einer einzelnen Zielgruppe sinnvoll und notwendig ist.
Tatsächlich können besondere Angebote für schwule und lesbische Jugendliche der Zielgruppe, die sich aus Angst vor Diskriminierung durch herkömmliche Angebote der Jugendarbeit offensichtlich nicht angesprochen fühlt, einen wichtigen Sozialraum eröffnen, an dem sie Kontakt zu anderen schwulen und lesbischen Jugendlichen finden, sich mit ihnen über gemeinsame und individuelle Lebenslagen austauschen oder einfach nur zwanglos zusammen sein können. Besondere Angebote der Jugendarbeit bieten jungen Lesben und Schwulen einen diskriminierungsfreien Ort, an dem sie sich Ausprobieren und mit Rollen und Beziehungen experimentieren können. Hierdurch leisten sie für schwule und lesbische Jugendliche einen wichtigen Beitrag zur Persönlichkeitsbildung. An diesem geschützten sozialen Ort kann der Jugendliche seine Persönlichkeit, nicht wie sonst überall durch Abgrenzung, sondern durch Interaktion und Identifikation bilden (Hörz, 1999: 51).
Zusätzlich unterstützen Angebote wie schwul- lesbische Jugendgruppen die Bildung eines Freundeskreises, der dem Jugendlichen den wichtigen, sozialemotionalen Rückhalt bietet.
Allgemeine Angebote der Jugendarbeit vermögen diese Unterstützung nicht bieten, da sich die schwulen und lesbischen Jugendlichen, z.B. in Jugendhäusern nicht des vorbehaltlosen Schutzraums sicher sein können und sich daher, wie auch sonst in der heterosexuellen Gleichaltrigengruppe eher zurücknehmen und nicht als Lesben und Schwule in Erscheinung treten. Dies begründet auch die Erfahrung von PädagogInnen in Jugendeinrichtungen, die mit dem Thema Homosexualität bei Jugendlichen in der Regel nicht konfrontiert werden. Laut Erfahrungen des Sozialwerk für Lesben und Schwule e.V. / Köln stellt es für die Jugendlichen eine Überforderung dar, in einer überwiegend heterosexuellen Umgebung zu ihren Gefühlen stehen zu sollen (Sozialwerk nach Hark, 2001: 28).
Auch widersprechen besondere Angebote der Jugendarbeit für schwule und lesbische Jugendliche nicht der Integration von Lesben und Schwulen. In einer vom normativen Druck der kulturellen Selbstverständlichkeiten geprägten Gesellschaft beginnt die Integration der Nicht- Integrierten mit der Selbstbewusstwerdung im Kontext der Minderheitenkultur und dementsprechend mit der parteiischen Arbeit für die emotionalen und sozialen Outlaws (Hörz, 1999: 58). Wichtig ist jedoch die Netzwerkorientierung der Angebote, um den Jugendlichen, nach der Selbstbewusstwerdung z.B. über gemeinsame Veranstaltungen mit anderen Jugendeinrichtungen Gelegenheiten zu bieten, Kontakt auch zu heterosexuellen Jugendlichen zu finden und sich außerhalb des schwul- lesbischen Schutzraumes zu orientieren. In diesem Zusammenhang ist zudem zu bedenken, dass auch schwule und lesbische Jugendliche sich den größten Teil ihres Alltags in rein heterosexuell geprägten Sozialräumen (Elternhaus, Schule, Freundeskreis) aufhalten und somit nicht von der übrigen Welt isoliert leben. Der Aufenthalt in Orten der schwul- lesbischen Szene, wie z.B. schwul- lesbischen Jugendeinrichtungen bietet den Jugendlichen somit lediglich eine Ergänzung bzw. einen Ausgleich.
5., Sozialpädagogische Rahmenkonzepte für die schwul- lesbische Jugendarbeit:
Bevor ich auf konkrete Angebote für lesbische und schwule Jugendliche eingehe, stelle ich 4 sozialpädagogische Rahmenkonzepte vor, die, miteinander kombiniert die Grundlage für spezielle Angebote der Jugendarbeit bieten können.
5.1, Alltags- und Lebensweltorientierung:
Sinnvoll erscheint mir als Grundlage für Unterstützungsangebote für schwule und lesbische J