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Neuerscheinungen 2015

Stand: 2020-02-01
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Gerhardt Eugen

Die Mittelstandsanleihe: Empirische Analyse einer neuen Anlageklasse


Erstauflage. 2015. 100 S. 26 Abb. 220 mm
Verlag/Jahr: DIPLOMICA 2015
ISBN: 3-9593462-3-9 (3959346239)
Neue ISBN: 978-3-9593462-3-8 (9783959346238)

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Das ausufernde Finanzsystem gewann bis zur Wirtschaftskrise 2008 an irrsinniger Geschwindigkeit und entwickelte eine bis dahin nicht gekannte Eigendynamik. Deren Folgen und Auswirkungen sind auch einige Jahre danach noch präsent. Knapp zwei Jahre nach Beginn der Wirtschaftskrise 2008 beschloss die Börse Stuttgart ein neues Segment einzuführen. Dieses sollte mittelständischen Unternehmen die Möglichkeit bieten, durch die Ausgabe von Schuldverschreibungen frisches Kapital zu beschaffen, um ihre Finanzierungsquellen zu diversifizieren. Die neue Anlageklasse soll sich auf Dauer als Alternative zum konservativen Bankkredit etablieren. Durch empirische Studien werden in dieser Studie die Erfolgssuchten der neuen Anlageklasse bewertet.
Textprobe:
Kapitel 3.8, Der Trend zur Unternehmensfinanzierung durch Corporate Bonds am Bespiel von vier Emittenten:
Schon seit einigen Jahrzehnten finanzieren sich die Unternehmen in den USA massiv durch die Ausgabe von Corporate Bonds. Nicht zuletzt weil einiges dafür spricht, sich durch eine Ausgabe von Schuldverschreibungen zu finanzieren, wobei für Unternehmen die Diversifikation der Finanzierung im Vordergrund steht. Primär wird dabei großen Wert auf mehrere Finanzierungsquellen gelegt, um nicht nur von einem Gläubiger abhängig zu sein. So steigt mit einer Emission von Unternehmensanleihen die Unabhängigkeit von den Banken, die sich bei hohen Kreditsummen einen Platz im Aufsichtsrat des Schuldners im Kreditvertrag festschreiben lassen und dadurch Einfluss auf operative Unternehmensentscheidungen nehmen können.
Wie in Abb. 18 zu sehen ist, sind die Vereinigten Staaten 2011 bei den noch ausstehenden Schuldverschreibungen von Unternehmen mit einem Volumen von knapp 3,3 Billionen US-Dollar Spitzenreiter. Die Unternehmen in den Vereinigten Staaten nutzen diese Finanzierungsform viel intensiver als Unternehmen in anderen Ländern. China ist zwar noch weit entfernt von dem amerikanischen Niveau, schließt aber mit großen Schritten auf.
Auch in Japan finanzieren sich die Unternehmen traditionell sehr stark durch Schuldverschreibungen. Deutschland ist in Europa zwar Spitzenreiter, hat aber durch die große Anzahl an kapitalmarktfähigen Unternehmen, noch massives Potential nach oben.
So ist auch zu erkennen, dass seit kurzer Zeit eine langsame Veränderung in der Landschaft der deutschen Unternehmensfinanzierung stattfindet. Seit der Wirtschafts- und vor allem der Bankenkrise öffneten sich zunehmend mittel-ständische Unternehmen dem Kapitalmarkt. Denn mit der Bankenkrise kam auch eine spürbare Kreditknappheit für die Unternehmen, was ihnen ihre hohe Abhängigkeit von den Banken offenbarte. Wegen hoher Kreditanforderungen der Banken seit der Finanz- und Wirtschaftskrise (die 2007 ihren Anfang nahm und von welcher bis Ende 2008 die gesamte Weltwirtschaft betroffen war), versuchen sich die Banken zunehmend vor Kreditausfällen durch sehr restriktive Kreditverträge abzusichern. Bankkredite werden für Unternehmen zunehmend teurer und knapper, was eine Emission von Unternehmensanleihen immer lukrativer macht. Die Emittenten am neuen Mittelstandssegment erhoffen sich durch die Vergabe von Unternehmensanleihen mehr Flexibilität, da die Ausgestaltungen mit Verpflichtungen für Emittenten von Corporate Bonds weitaus weniger restriktiv sind, als Kreditverträge. Außerdem müssen die Unternehmen ihre Anleihen nicht besichern, so wird Kapital frei, das zuvor für die Besicherung eines Kredits benötigt wurde..
Nicht nur Emittenten nutzen Mittelstandsanleihen zur Diversifikation, auch Investoren kaufen Mittelstandsanleihen zur Diversifizierung ihres Portfolios, da die Mittelstandsanleihen mit ihren meist hohen Kupons die Renditen der Portfolios verbessern. Besonders Privatanleger befinden sich seit kurzem in einem Dilemma. Die Anlagen in Lebensversicherungen galten in Deutschland seit jeher als eine sinnvolle und zuverlässige Altersvorsorge, weil sie stabile Zinssätze bei immerhin zwei bis drei Prozent über dem Inflationsniveau brachten. Die Situation hat sich aber seit wenigen Jahren für Lebensversicherungen verschärft. Denn die einst so beliebten Lebensversicherer können ihren Kunden die vor Jahren versprochenen Zinsen kaum mehr zahlen. Ganz zu schweigen von den neu abgeschlossenen Verträgen. Hier erhalten Kunden nur noch ein Garantiezinssatz von knapp 1,75 Prozent, wodurch eine Situation entsteht, in der die gesamte Rendite von der Inflation relativiert wird. Das Problem der Lebensversicherer ist die expansive Geldpolitik der EZB, die den Leitzins sehr niedrig hält und somit die Kapitalmärkte mit Geld flutet, in der Hoffnung die schwache Wirtschaft der europäischen Krisenländer anregen zu können. Da aber d