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Annika Peter
Zwischengeschlechtlichkeit im öffentlichen Diskurs: Eine Kritische Diskursanalyse am Beispiel des "Zwitter-Prozesses" in
2015. 96 S. 220 mm
Verlag/Jahr: DIPLOMICA 2015
ISBN: 3-9593463-1-X (395934631X)
Neue ISBN: 978-3-9593463-1-3 (9783959346313)
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"Ich war Mann und Frau": Der Buchtitel von Christiane Völlings 2010 erschienener Erzählung ihrer Version einer intersexuellen Lebensrealität mag in manchen gesellschaftlichen und auch akademischen Kontexten Verwirrung stiften. Mann und Frau zugleich? In einem System, das auf der Trennung von Geschlechtern in genau zwei Kategorien - nämlich weiblich und männlich - beruht, scheint weder die Vorstellungsmöglichkeit noch der Platz für Menschen zu sein, die eine Position als weder das eine oder das andere, ein sowohl als auch oder ein "dazwischen" beziehen.
Die unmittelbare Frage, die sich daran anschließen lässt, ist diese: Wie kommt es, dass - obwohl uns in Gesellschaft und häufig auch der in Wissenschaft vermittelt wird, dass es nur zwei streng voneinander getrennte Geschlechter gibt - es dennoch einen (nicht geringen) Teil von Menschen gibt, die sich in dieses Schema nicht einordnen können oder wollen?
Textprobe:
Kapitel 3, Siegfried Jägers Kritische Diskursanalyse:
Siegfried Jäger, Vorsitzender des Duisburger Instituts für Sprach- und Sozialforschung (DISS), hat mit der Kritischen Diskursanalyse ein Konzept erarbeitet, das im Anschluss an die Theorien von Michel Foucault und dessen theoretischer Aufarbeitung bzw. Rezeption durch J. Links und U. Link-Heers literaturwissenschaftlichen Ansatz, vor allem auf der Ebene einer praktischen Diskursanalyse Methoden vermittelt, die neben wissenschaftlichen Aspekten vor allem auch "[...] gleichwertig das Ziel einer emanzipatorischen Aufklärung durch Ideologie- und Praxiskritik" (Keller 152) setzt. Die Vorteile der Kritischen Diskursanalyse liegen also in ihrer praxisnahen Orientierung die darauf abzielt, konkrete gesellschaftliche Vorgänge anhand der in ihnen vermittelten Diskurse sich- und hinterfragbar zu machen und bietet somit vor allem für die Analyse von Massenmedien bzw. die in Massenmedien (und in dieser Arbeit spezifisch Print-Medien) einen geeigneten Ansatzpunkt, da die KDA die in ihnen zirkulierende Texte als ideologische Produkte betrachtet und analysiert, auch wenn durchaus andere Anwendungspraktiken möglich und machbar sind.
Die zentralen Fragen einer Analyse, die mit dem Verfahren der Kritischen Diskursanalyse arbeitet, richten sich an die Produktion und die Vermittlung von Wissen durch Diskurse und ihre sprachliche Vermittlung. Mittels der Kritischen Diskursanalyse lässt sich fragen: Was ist Wissen überhaupt? Wie kommt dieses Wissen zustande? Wie wird es weitergeben? Und auf gesellschaftlicher Ebene: welche Funktionen hat das jeweils gültige Wissen für die Konstituierung von Subjekten und die Gestaltung der Gesellschaft? Und im Anschluss daran: Welche Auswirkungen hat dieses Wissen auf eine gesamte gesellschaftliche Entwicklung sowie aktuelle soziale Positionierungen? Unter Wissen versteht Jäger "[...] alle Arten von Bewusstseinsinhalten bzw. von Bedeutungen, mit denen jeweils historische Menschen die sie umgebende Wirklichkeit deuten und gestalten" (Jäger 2000 81). Das zur Verfügung stehende Wissen beziehen diese aus den jeweiligen diskursiven Zusammenhängen, "[...] in die sie hineingeboren sind und in die verstrickt sie während ihres gesamten Daseins leben" (ebd.).
Zur Klärung der von Siegfried Jäger vorgeschlagenen Diskursanalyse, welche in einem weiteren Schritt in dieser Arbeit eine praktische Anwendung findet, müssen zunächst theoretische und methodische Grundlagen erörtert werden - nicht zuletzt, um den gewählten Ansatz dieser Arbeit transparent zu machen (und damit auch kritikfähig), aber auch, um eine theoretische Basis der für die Analyse verwendeten Begrifflichkeiten auszuarbeiten.
3.1, Diskursbegriff:
Ein zentrales Moment in der von Jäger konzipierten KDA stellt das Flussmodell dar, dass Diskurse in einen spezifischen zeitlichen, aber auch räumlichen Kontext einbettet. Jäger beschreibt in diesem Zuge Diskurse als "[...] soziale Wissensflüsse durch die Zeit" (Keller 96). Dieses Modell zeigt zwei wichtige Charakteristika von Jägers Diskursbegriff: zum einen haben Diskurse eine zeitliche Dimension, in deren Verlauf sich die Diskurse ändern können, zum anderen kennzeichnen sie sich auch durch eine räumliche Beziehung zueinander, innerhalb derer sie wechselseitig aufeinander einwirken können (Pundt 85). Jäger betont mit dieser Auffassung die historische Verfasstheit von Diskursen, soziale Verhältnisse werden demnach nicht passiv in Diskursen repräsentiert, sondern aktiv konstituiert und organisiert. Andersherum wird in Diskursen gesellschaftliche "Realität" nicht einfach widergespiegelt, Diskurse führen nach Jäger ein "Eigenleben", "[...] obwohl sie Wirklichkeit prägen und gestalten, ja, gesellschaftliche Wirklichkeit zuerst ermöglichen" (Jäger in Keller, 85). Wie aber wirkt sich ein Diskurs, etwa der Diskurs um Zwischengeschlechtlichkeit in deutschen Print-Medien, auf ein kollektives als auch individuelles Bewussts